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Die Tradition der Heiligen Gräber wurde in Eyershausen wieder lebendig – Sogenannte "Heilige Gräber" gab es vor gut 100 Jahren in vielen katholischen Kirchen. Das berühmteste Heilige Grab ist das von Johann Peter Herrlein geschaffene Heilige Grabb. das heute im Diözesanmuseum in Astheim zu finden ist. Nun wurde erstmals wieder in Eyershausen ein Heiliges Grab aufgestellt und in die Liturgie eingebunden

Bad Königshofen-Eyershausen.  "Beeindruckend...   das hätte ich mir nicht so vorgestellt...  das sieht sehr gut aus....   es paßt in diese Kirche...  ein besonderer Blickfang.. einfach herrlich!"  Solche Aussagen hörte man am Dienstagnachmittag, als nach und nach das Heilige Grab im Chorraum der Eyershausener Kirche aufgebaut wurde und als  kurz vor 17 Uhr die letzten Arbeiter das Gotteshaus verließen. Einer, der sich besonders freute war Küster Matthias Jeger, denn auf seine Initiative hin wurde das "Heilige Grab", auch wenn es derzeit noch nicht ganz restauriert ist, erstmals wieder aufgebaut. "Es ist beeindruckend schon wenn man die Kirche betritt," sagt Pfarrer Karl Feser, der die Aufstellung genehmigte. "Ich denke, wenn man jetzt liturgisch keinen Unsinn macht, ist das auch in der heutigen Zeit durchaus zu vertreten."

 Er verweist darauf, dass in der Barockzeit, also im 18. Jahrhundert, das Leiden und der Tod Christi, von Gründonnerstag bis Karfreitag, beim sogenannten Triduum, auch in den sogenannten Heiligen Gräbern dargestellt wurde. Im Interview mit Markus Klingele vom Bayerischen Fernsehen sagte der Geistliche, dass im 19. Jahrhundert die Heiligen Gräber verboten wurden, weil dadurch der Glaubensinhalt verloren gegangen war und man schon fast Theater spielte. Deshalb wurden sie teils zerstört oder man verräumte sie auf  die Dachböden. Das wohl bekannteste Heilige Grab stammt von dem Grabfeldmalers Johann Peter Herrlein, der es 1764 für seine Heimatkirche in Kleineibstadt geschaffen hat. Es ist heute im Diözesanmuseum Kartause in Astheim zu sehen. Nun ist erstmals nach rund 250 Jahren in Eyershausen solch ein Heiliges Grab aufgestellt und wird sogar in die Liturgie eingebunden.

 Durch Kulturdirektor Professor Dr. Klaus Reder, die Kirchenverwaltung, den Verein für Heimatgeschichte, das Landesamt für Denkmalpflege, die Diözese Würzburg und viele weitere Zuschussgeber wurde es nun möglich, die Maßnahme in  Angriff zu nehmen. "Für mich als Mesner und für die Gemeinde ist es auch ein Höhepunkt," sagt Matthias Jeger. Renate Bonfig, Restauratorin in Würzburg wird das Heilige Grab derzeit restauriert und auch ihr war am Dienstagnachmittag anzusehen, wie die Anspannung nach und nach wich. Bis in die frühen Morgenstunden hinein hatte sie noch am Heiligen Grab in ihrer Werkstatt gearbeitet und konnte nun sehen, wie alles hervorragend harmonierte. "Es ist wundschön...  so hätte ich mir da nicht vorgestellt in dieser Kirche," sagt die Restauratorin begeistert.

 Fünf Meter breit und fast genau so hoch ist das Heilige Grab. Es besteht aus fünf Kulissen, die treppenförmig hintereinander aufgebaut sind und den Blick in eine Säulenhalle frei geben, der den goldglänzenden Tabernakel im Mittelpunkt hat. Links und rechts davor stehen zwei lebensgroße Soldaten in römischer Kleidung. In der Mitte des vorderen Bereiches  ist die Grablegung Jesu zu sehen, darunter "Arme Seelen im Fegefeuer".. Für Renate Bonfig aus Würzburg bedeutet das Restaurieren viel Fingerspitzengefühl. In einem Film gab das Bayerische Fernsehen einen Einblick in die Arbeiten:  Die Fassung wird gefestigt und gereinigt, so dass keine Farbe runter geht, erklärte sie dabei. Das bedeutet, dass eine Konservierung erfolgt und Fehlstellen retuschiert werden. Im Zuge der Arbeiten fand sie heraus, dass unter der jetzigen Farbschicht noch eine andere Fassung vorhanden ist.

 Das könnte das Original sein, dass der Grabfeldkünstler Johann Peter Herrlein für die Kirche in Eyershausen gemalt hat. Heilige Gräber waren in der Barockzeit in Unterfranken an den Kartagen in vielen Kirchen Frankens zu finden sagt Dr. Jürgen Lenssen Kunstreferent der Diözese Würzburg und verweist auf  Johann Peter Wagner. Er hat für Untereissenheim ein heiliges Grab geschaffen. "Das Heilige Grab war immer auch ein Blick in den Himmel, wie ihn sich eben Johann Peter Herrlein oder sich auch die Menschen vorstellten." Der junge Jürgen Lenssen, der in Kleinbardorf im Grabfeld aufgewachsen ist, erinnert sich noch an das Heilige Grab im Nachbarort Kleineibstadt, das heute im Diözesanmuseum Kartause in Astheim steht und da vor allem an die bunten Lichter. "Das waren gefärbte Gläser, die mit Wasser gefüllt waren und darauf schwammen dann Lichter und illuminierten das Heilige Grab in allen Farbschattierungen. Das war dann am Abend des Karfreitag eine ganz besondere, kaum in Worte zu fassende Stimmung in dieser Kirche, die nur dadurch erleuchtet worden ist."

 Das wird es in Eyershausen nicht geben, da diese Gläser nicht mehr vorhanden sind, aber Matthias Jeger will trotzdem etwas farbliche Stimmung zaubern. Ein Bekannter hat elektrische Beleuchtungen eingebaut, die dem Heiligen Grab eine besondere Note geben. Matthias Jeger: "Die Mystik wird sicherlich auch noch mit Weihrauch verstärkt." Natürlich wird das Heilige Grab in der Kirche St. Wendelin auch in die Liturgie der Kartage eingebunden, allerdings nicht ganz so wie vor 100 Jahren. Pfarrer Karl Feser verweist auf den Gründonnerstag. Da wird die Anbetung am Heiligen Grab stattfinden, wo der Speisekelch zur Verehrung steht. Am Karfreitag wird dann das Bild, dass den Leichnam Jesu zeigt, enthüllt und am Karsamstag die Figur des Auferstandenen in den Mittelpunkt gerückt. "         Text:  Hanns Friedrich

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