Kaum einem ist sicher das historische Bild an der nördlichen Außenfassade der Klosterkirche von Bad Königshofen bekannt. Man schaut nach oben, kennt es, kann es aber nicht zu ordnen. Es ist ein Sakramentshäuschen und dürfte eines der letzten Zeugnisse der Klosterkirche von Johanniszell bei Sulzfeld sein. Damit ist es zwischen 700 und 800 Jahre alt, wie Kreisheimatpfleger Reinhold Albert bei einem Vortrag in der Klosterkirche sagte. Nimmt man das historische Bild heute mit dem Teleobjektiv unter die Lupe, wird deutlich, dass hier dringend Renovierungsbedarf besteht.
Zum einen ist die Glasscheibe zerbrochen, zum anderen ist ein Einschussloch an der Stirnseite der Madonna zu erkennen. Wann dies geschehen sein könnte, wird man wohl nicht mehr klären können. Das historisch wertvolle Bildnis dürfte aus dem einstigen Frauenkloster St. Johanniszell bei Sulzfeld stammen. Hier sind sich Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert und auch Erich Schneider sicher. Schneider untermauert dies in einem Beitrag, den man im Internet unter der Bezeichnung "Kloster Johanniszell Sulzfeld" findet.
Über dessen frühe Geschichte sei kaum etwas bekannt, schreibt Schneider. Einem von Joseph Agricola noch im 17. Jahrhundert nahe dem Altar der Marienkapelle beschriebenen, inzwischen aber verschollenen Grabstein zufolge, stiftete eine Pfalzgräfin "Gebra" das Kloster. Vermutet wird, dass es sich dabei um die Pfalzgräfin Gertrud, Witwe des Hermann von Stahleck, Stifters von Bildhausen, handelt. Gräfin Gertrud lebte nach dem Tod ihres Mannes ab 1156 in Wechterswinkel und später in Johanniszell, wo sie bis 1182 nachweisbar ist. Johanniszell unter Wildberg dürfte deshalb in der Zeit von 1182 bis zu ihrem Tod 1201 gegründet worden sein. Neben der Stifterin gehören die Herren von Wildberg zu den Förderern des Klosters. Konrad von Wildberg übertrug diesem 1293 seine Vogteirechte an den Gütern des Klosters und bestimmte die Sepultur von Johanniszell zu seiner Grablege.
1323 wird eine der Muttergottes geweihte Kapelle beim Kloster erwähnt, in der auch die erste Äbtissin bestattet war. In das frühe 15. Jahrhundert gehörende Reste dieser Kapelle finden sich heute in einem "Sakristei" genannten, rechteckigen Raum im Anschluss an eine Scheune westlich des Südflügels der beiden Wohngebäude. Im Inneren weist dieser ein gotisches Rippenkreuzgewölbe mit gekehlten Rippen und einem Lamm in Relief als Dekoration des Schlusssteines auf. Wahrscheinlich handelte es sich um einen benediktinischen Frauenkonvent, der zeitweise nach den strengeren Regeln von Cîteaux lebte. Im Bauernkrieg des Jahres 1525 wurde das Kloster stark in Mitleidenschaft gezogen. Die letzte Äbtissin Ursula von Herbelstadt starb 1555 in Königshofen.
Die zu Ehren Mariens und St. Johannis geweihte Abteikirche erhob sich nördlich von den noch bestehenden Wohnbauten aus dem frühen 18. Jahrhundert. Sie war bereits 1570 ruinös und ihre Steine wurden 1662 bis 1665 für den Bau des Kapuzinerklosters in Königshofen verwendet. Das Sakramentshäuschen an der Nordwand des Chores des Bad Königshofener Kapuzinerklosters dürfte damit eines der letzten und damit historisch wertvollsten Zeugnisse der Klosterkirche von Johanniszell sein.
Autor: Hanns Friedrich