Seit einigen Jahren werden "Hungertücher" aufgehängt oder, wie in Schönau an der Brend, durch Fastentücher ganze Altäre verhüllt. Am Passionssonntag müssen die Küster oft hoch hinauf, um die Kreuz am Altar oder anderen Bereichen der Kirche mit einem violetten Tuch zu verhüllen.Am Palmsonntag steht zunächst die Palmprozession an. Das bedeutet für den Mesner die entsprechenden grünen Zweige zu besorgen und das Vortragekreuz, in manchen Gemeinden mit einer roten Stola, zu schmücken. Wichtig ist es Michael Pfeifer, dass keine Palmzweige mehr verwendet werden. "Es gibt oftmals viele Grünpflanzen in einer Kirche, wovon man Zweige abschneiden kann." Der Liturgiereferent erwähnt die entsprechenden Texte, die ausgewählt werden müssen, "denn nach Jubelruf wird die Geschichte vom Leben und Sterben Christi vorgetragen. In den Kartagen gibt es in vielen Gemeinden die morgendliche Laudes. Mit dem Gründonnerstag kommt täglich ein neues Arbeitspensum auf die Küster zu. Nachdem am Montag der Karwoche im Dom zu Würzburg die heiligen Öle geweiht wurden, kommen sie in die einzelnen Pfarreien. Chrisam, mit dem Duftstoff Balsam versetztes Olivenöl, zur Verwendung bei Taufe, Firmung, Priester- und Bischofsweihe, Altar- und Kirchweihe sowie bei der Glockenweihe. Das Katechumenenöl nimmt der Priester bei der Tauffeier, das Krankenöl für die Krankensalbung. Diese Öle werden am Gründonnerstag feierlich in die Kirche gebracht. Sie sollten, darauf verwies der Liturgiereferent besonders, während des Jahres n einem würdigen Ort im Kirchenraum, am besten in der Nähe des Taufbeckens, aufbewahrt werden.
Zum Gründonnerstag gehört die Fußwaschung, wozu die entsprechenden Schüsseln und Kannen aber auch Handtücher vorbereitet werden. Wichtig nannte es Michael Pfeifer, dass der Tabernakel, außer weniger Hostien für die Krankenkommunion leer sein sollte. Ebenfalls eine Küster-Aufgabe. Aufpassen heißt es, denn zum Gloria oder bei der Übertragung des Allerheiligsten läuten letztmals die Glocken und die Orgel verstummt. Der Aufbewahrungsort für die Hostien, der zuvor hergerichtet wurde, sollte zurückhaltend geschmückt sein. Danach wird der Altar abgeräumt und der Tabernakel geöffnet. "Schlüssel abziehen nicht vergessen und auch das ewige Licht dort löschen," sagt der Liturgiereferent. Eine weitere Aufgabe: Die Weihwasserbecken müssen vollständig geleert werden und in der Kirche bleiben heißt es, wenn noch Anbetungsstunden oder "Ölbergandachten" stattfinden. Am Karfreitag finden morgens Kreuzwege statt, am Nachmittag dann die Karfreitagsliturgie. Für den Küster bedeutet dies, am Altar einen schwarzen Teppich auszulegen, das Kreuz für die Kreuzenthüllung herzurichten und eventuell eine Jesusfigur für das "Heilige Grab". In manchen Gemeinden finden Kreuzwege oder Trauermetten am Vormittag statt,
Die Osternacht sollte am Karsamstag nicht vor Einbruch der Dunkelheit beginnen und soweit möglich am Ostersonntag vor Sonnenaufgang enden. Die Vorarbeit der Küster schon tags zuvor ist enorm. Die Altäre müssen neu eingedeckt, Blumen und Kerzen, sowie der Osterleuchter aufgestellt werden. Die Kirche wird oftmals mit gelb-weißen großen Bändern, die von Kirchendecke hängen, geschmückt. Vor der Kirche wird das Holzfeuer entzündet. Für alle Teilnehmer sollten Kerzen bereitliegen, das Licht in der Kirche ist gelöscht. Nicht vergessen: Zum Gloria oder dem Halleluja die Glocken einschalten und von der Osterkerze die Kerzen am Altar und in der Kirche entzünden. Michael Pfeifer: "Das Einschalten der elektrischen Beleuchtung ist in der Osternacht nicht sinnvoll, entwertet sie doch die Lichtfeier und das Licht der Osterkerze." Die Osterkerze könnte bis zum Ostersonntag, eventuell gar bis zum Weißen Sonntag ununterbrochen brennen. Die gesamte Osterzeit hindurch, soll sie nach Eintreffen des Küsters entzündet werden.
All diese Arbeiten kennt seit 1987 in der Kirche von Rödelmaier Andrea Bayer. Sie erzählt vom Herrichten für den Palmsonntag, vom Abräumen der Altäre und das Vorbereiten des Seitenaltars. Dorthin wird am Gründonnerstag das Allerheiligste übertragen. Alles wird zuvor mit Pfarrer Bernold Rauch abgesprochen. Die Osternacht am Karsamstag um 20.30 Uhr bringt in diesem Jahr in Rödelmaier eine Besonderheit: Nachdem ein Jahr die Glocken wegen notwendiger Reparaturen nicht geläutet werden konnten, erklingen sie erstmals wieder beim Gloria. "Da darf ich das Einschalten nicht vergessen." In der Kirche von Oberstreu teilen sich Maria Blum, Angelika Mühlen, Sonja Großmann und Ludger Stäblein den Küsterdienst. Sonja Großmann zeigt ein historisches Sakramentshäuschen. "Hier haben wir früher die Heiligen Öle aufbewahrt, jetzt sind sie im Tresor." Dieses Sakramentshäuschen wäre der ideale Aufbewahrungsort," würde Würzburgs Liturgiereferent Michael Pfeifer, sagen. Am linken Seitenaltar wurde noch vor einigen Jahren der untere Bereich geöffnet. Dort war dann das "Heilige Grab". Zum Osterfest wird in der Oberstreuer Kirche über dem Tabernakel die Figur des Pelikan durch die Auferstehungsfigur Christi ersetzt. Auch das eine Aufgabe der Küster.
Viel Arbeit wartet auf Matthias Jeger in Eyershausen, denn er baut mit Helfern das historische Heilige Grab auf. In Bad Königshofen ist Küster Michael Löhr an den drei Kartagen oft mehr in der Kirche als zu Hause. Für den Gründonnerstag richtet er neben den Taufstein einen kleinen Altar für die Übertragung des Allerheiligsten her. Am Gründonnerstag wird es spät, da zunächst Anbetungsstunden sind, anschließend die ökumenische Gethsemane Nacht. Am Freitag morgen wird am Altar ein schwarzer Teppich ausgebreitet und ein Aufsatz "für die im Grab liegende Jesusfigur". Osterfeuer anzünden heißt es in diesem Jahr schon um 4 Uhr, denn diesmal ist die Auferstehungsfeier auf 5.30 Uhr angesetzt. "Durchschnaufen" können die Küster erst, wenn noch der Ostermontag vorbei ist. Dann allerdings warten oft schon die Vorbereitungen für den Weißen Sonntag.
Autor: Hanns Friedrich