Den Entschluß das Kloster Regina Pacis in Rödelmaier aufzugeben, bezeichnete Bischof Franz Jung beim Pontifikalgottesdienst in der Kirche von Rödelmaier als einen tiefen Einschnitt für die Menschen in Rödelmaier, das Bistum, aber auch für die Karmelitinnen.
Trotzdem sei die Entscheidung mutig gewesen, um das Ordensleben in Auderath in der Eifel fort zu setzen. Der Bischof erinnert daran, dass der Karmel ein Anziehungspunkt für viele Menschen in Rhön und Grabfeld war. „Seelsorger wie Gläubige haben sie und ihr Charisma mitgetragen, was keineswegs selbstverständlich ist.“ Mit der Hostienbäckerei haben die Schwestern über Jahrzehnte die Pfarreien versorgt. Besonderen Dank sagte Franz Jung für den wichtigen Dienst des Gebetes, aber auch der geistlichen Präsenz in Rödelmaier. „Wir werden sie vermissen.“ Der Bischof zitierte die Heilige Teresa, die den Zwischenzustand zwischen Abschied und Neubeginn und der Vertrautheit mit dem Alten und der Fremdheit des Neuen als ein „Hängen in der Luft“ beschreibt. Das könne man auch mit dem Weggang und Neubeginn der Schwestern im Karmel Rödelmaier vergleichen. „Der Herr am Kreuz lässt keinen fallen, der auf ihn hofft.“ Das neue Kloster in Auderath stehe unter dem Schutz des Heiligen Josef. Für Teresa sei er ein echtes Ass im Ärmel und eine geistige Wunderwaffe gewesen. „Damit erweist sich der Heilige Josef als perfekter Begleiter für den Übergang zu ihrer ganz besonderen Neugründung in Auderath.Wir bleiben im Gebet auch über die Entfernung hinweg, verbunden.“
Pfarrer Thomas Keßler, ein gebürtiger Bad Neustädter erinnerte an die 1960er Jahre, als Schwestern vom Karmel Rödelmaier am Marktplatz Gemüsekörbe aus einem alten Bus ausluden, um es zu verkaufen. Auf die Frage an seine Mutter, wer das denn sei, bekam er die Antwort: „Das sind die Karmelitinnen von Rödelmaier. Ein paar von denen dürfen raus.“ Seitdem habe sich vieles verändern. Nun begegne man sich offen und so verabschiede man die Schwestern auch im gemeinsamen Gottesdienst und bei der Begegnung im Schützenhaus. Gleichzeitig sei das aber auch ein „Vergelts Gott.“ Über all die Jahre haben die Schwestern die Gemeinde in ihr klösterliches Leben mit hineingenommen. „Wir durften rein.“ Pfarrer Keßler griff einige besondere Begegnungen sowohl in den Gottesdiensten als auch bei Treffen im Klostergarten heraus. Es sei eine echte Wegegemeinschaft im Glauben gewesen.“ Dank sagte der Pfarrer auch im Namen von Pfarrer Bernold Rauch, der als Hausgeistlicher wirkte.
Oftmals habe man auf ein Wunder gehofft, dass die Schwestern doch bleiben. Nun müssten die Schwestern, aber auch die Pfarrgemeinde umdenken. „Ich wünsche ihnen in unser aller Namen Gottes reichen Segen.“ Nur einfach danken wollte dann Priorin Schwester Ancilla für den schönen Gottesdienst. Sie erwähnte die biblische Geschichte von Abraham, als er mit 75 Jahren von Gott gerufen wurde. „Unser Durchschnittsalter ist 75 Jahre“ Es sei nun eine Aufbruchszeit. Sie ging, wie Bischof Jung auf das „glückliche Geben und Nehmen“ ein. Genau das sei es gewesen und so sollte es auch weiter gehen in der Gemeinde, auch nach dem Weggang der Schwestern. Mit der Gemeinde und den Gästen ging es dann zum Schützenhaus, voran die Musikkapelle Rödelmaier, gefolgt von Fahnenabordnungen, Bischof, Geistlichkeit und den Schwestern. Vor der Halle gabs noch ein Ständchen mit dem Frankenlied.
Bürgermeister Michael Pöhnlein erinnerte daran, dass das Kloster Regina Pacis 98 Jahre lang für Rödelmaier und darüberhinaus ein spiritueller Mittelpunkt war. Viele seien dem Kloster verbunden gewesen. „Wir waren das Dorf, in dem die Schwestern eines ganz strengen Ordens leben.“ Die Anfänge seien von großer Einfachheit geprägt gewesen. Das ehemalige Schloss sei prägender Bestandteil als Kloster, vor allem nach der Renovierung gewesen. Der historische Garten sei nach Absprache mit den Schwestern, für den Kindergarten, zum Tannenzapfensammeln oder zum Schluss auch für die Senioren nutzbar gewesen. Räumlich getrennt und trotzdem verbunden sei man in der Hauskapelle gewesen. Als Bürgermeister sagte Pöhnlein dank für das segensreiche Wirken der vergangenen 98 Jahre. Danach bat er die Schwestern, Ehrengäste und Bürger um den Eintrag ins Goldene Buch.
Auch Landrat Thomas Habermann erinnerte an die Anfangszeit der Schwestern in Rödelmaier und den Gemüseverkauf am Marktplatz Bad Neustadt. 98 Jahre seien sie nun in Rödelmaier gewesen, nun ziehen sie weiter. „So ist es eben im Leben, man muß los lassen und dankbar sein. Im Namen des Landkreises dankte Thomas Habermann den Schwestern für ihr Wirken, vor allem aber für ihr Gebet. Auch persönlich habe es gute Kontakte gegeben. „Wir haben auch alles versucht, die Schwestern zu überzeugen, dass sie da bleiben, aber das sei gescheitert. „Wir lassen nun los und wünschen eine neue, gute spirituelle Gemeinschaft.“ Im Anschluss verabschiedeten sich die Kindergartenkinder mit einem, speziell auf die Schwestern gemünzte, Lied. In einem Lied ließen die Schwestern die 98 Jahre in Rödelmaier noch einmal aufleben, bevor es Geschenke und Grußworte der Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderates gab. Auch hier sprach Helmut Hornung das Zusammenwachsen an. Bischof Franz dankte den Menschen, die es ermöglichten, dass das Kloster im Leben von Rödelmaier eingebunden war. In Gedichtform erinnerte Pfarrer Bernold Rauch daran, dass viele Menschen trauern. „Wohin sollen jetzt die Frommen, Braven und ich darf künftig länger schlafen“. Den Zuruf „Sie können ja mit,“ kommentierte der Geistliche so: Nun daran lass ich keinen Zweifel, mich ziehts bestimmt nicht in die Eifel.“ Schließlich gab es noch persönliche Geschenke und vom Gesangverein das „Rödelmaierer Lied“ zum Abschluss.
Autor: Hanns Friedrich