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Man meint, die Zeit sei stehen geblieben, besucht man in der Wallfahrtskirche St. Ursula bei Alsleben eine Andacht oder einen Gottesdienst. Die Kirche ist nämlich nach wie vor ohne einen Stromanschluss.

Dort werden,  wie seit der Erbauung der kleinen Kirche im 18. Jahrhundert, die drei Glocken noch mit Seilen geläutet und auch der Blasebalg der Orgel mit Händen und Füssen bewegt, damit das Instrument gespielt werden  kann. Wer in der Kirche nach Lampen und einen Lichtschalter sucht, wird enttäuscht. Hier gibt es Licht und Wärme nur von vielen Kerzen. Besonders an Tagen, wie Allerseelen, wenn auf dem nahegelegenen Friedhof am Abend eine Andacht stattfindet, ist das Romantik pur und gibt gerade dieser Feierstunden der Kirche ihren besonderen Scharm. „Einfach nur schön… man sieht, es geht auch ohne Strom… das war mir nicht bekannt, aber es gefällt mir, “ meinen Besucher der Kirche.

Markus Hauck, Sprecher des bischöflichen Pressedienstes in Würzburg, sagt auf Anfrage, dass die St. Ursulakapelle seinen Unterlagen zufolge, die einzige in der Diözese Würzburg ist, die wie zur Erbauerzeit ohne Stromanschluss ist und in der auch noch Gottesdienste stattfinden. Jedenfalls gibt es keinen entsprechenden Eintrag.  Einen Stromanschluss wird es wohl auch in nächste Zeit nicht geben, denn dann müsste eine Versorgungsleitung über mehrere Kilometer vom Dorf zur Ursulakapelle auf einer Anhöhe  bei Alsleben gelegt werden. Kirchenpfleger Peter Lindemann hatte vor einigen Jahren einmal einen Stromanbieter aus Thüringen angefragt, da dieser eine Stromtrasse in etwa zwei Kilometer Entfernung legte. Die Kosten pendelten sich damals zwischen 40.000 und 80.000 Euro ein. „Das ist für unsere kleine Kirchengemeinde nicht finanzierbar.“  So ist es für Küsterin Doris Benkert auch weiterhin eine Selbstverständlichkeit vor den Gottesdiensten die Kerzen an den Altären anzuzünden und an Allerseelen weitere Lichter an den Bänken auf zu stellen.

Die Geschichte der Wallfahrtskirche geht bis in das 15. Jahrhundert zurück, weiß Kreisheimatpfleger Reinhold Albert (Sternberg). Auf einer 1613 gezeichneten Karte wird der Höhenzug zwischen Sternberg, Zimmerau und Alsleben als der „Urschelbergk“ bezeichnet. Ein deutlicher Hinweis auf einen Vorgängerbau ist ebenfalls das in der Kirche befindliche Votivbild aus dem 16. Jahrhundert. Es zeigt die Ermordung der heiligen Ursula und ihrer Jungfrauen. Vermutlich wurde die erste Kapelle im Bauernkrieg zerstört. Allerdings soll es dann zu verschiedenen Erscheinungen gekommen sein, die zur Wiederbelebung der Wallfahrt führten. Die Wallfahrt zur „Urschula“, wie die Kapelle im Volksmund genannt wird, nahm im 18. Jahrhundert ein solches Ausmaß an, dass das Gotteshaus die Gläubigen nicht mehr fassen konnte. Es wurden bis zu 10.000 Wallfahrer jährlich gezählt und es gab eine „Bruderschaft zur hl Ursula“

Nach einem Blitzeinschlag, bei dem die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, konnte 1882 die heutige Kirche eingeweiht werden. Die Nebenaltäre, das Gnadenbild und einige Statuen, die beim Brand gerettet werden konnten, wurden wieder aufgestellt. 1888 schuf Valentin Weidner den heutigen Hochaltar. In der Fassade der Kirche ist die Steinfigur der Heiligen Ursula zu sehen. Besonders an kirchlichen Hochfesten, wie Dreifaltigkeitssonntag,  Maria Himmelfahrt, St. Michaelsfest und St. Ursulafest sind Gottesdienste in der St. Ursulakapelle. Nur an besonderen Tagen sind auch die Reliquien der Heiligen Ursula zu sehen, die dann am Altar stehen und aus der ersten Kirche stammen. Um die Wallfahrtskirche ranken sich auch einige Sagen. So sollen im 30-Jährigen Krieg die Schweden aufgrund der Gebete der Menschen zur  Heiligen Ursula Alsleben verschont haben. Außerdem gibt es viele Votivtafeln, die auf Gebetserhörungen hinweisen.

Autor: Hanns Friedrich

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