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Am Samstag, 9. November jährt sich zum 81. Mal die Reichskristallnacht. Der damalige national-sozialistische Staat plante das jüdische Volk auszurotten und mit dieser Nacht begann die Umsetzung dieses Vorhabens, der mit dem Mord an über sechs Millionen Juden endete. "Als ein Zeichen des Gedenkens unserer christlichen Gemeinden werden am Samstag um 18 Uhr für fünf Minuten unsere großen Glocken läuten, sagen der evangelische Pfarrer und Initiator der Aktion, Lutz Mertten und sein katholischer Amtsbruder Pfarrer Karl Feser.

Die Pfarrer laden gleichzeitig ein, Kerzen in eines der Fester der Wohnungen zu stellen, um auf stillem und persönlichem Weg dieser Erinnerung Ausdruck verleihen. Neben Bad Königshofen beteiligen sich an der Aktion die Kirchengemeinden in Sulzdorf an der Lederhecke mit Zimmerau, sowie Irmelshausen mit Höchheim und Rothausen. Hinzu kommt Aubstadt mit Rappershausen und Gollmuthhausen.  Der evangelische Pfarrer Lutz Mertten hat ein entsprechendes Plakat entworfen, das darauf  aufmerksam macht. Der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, der sich in seiner Satzung der Aufarbeitung der Geschichte des Grabfeldes verschrieben hat, stellt auch in diesem Jahr wieder Kerzen, einschließlich Tropfenbecher kostenlos zur Verfügung.

Hintergrund ist, dass Kirchen und Geschichtsverein erreichen wollen, dass in der Stadt Bad Königshofen, aber auch im Grabfeld an dieses schreckliche Geschehen erinnert wird. In Bad Königshofen verweist ein Gedenkstein in der Bamberger Straße darauf, dass hier bis in die 1950er Jahre eine Synagoge stand, die in der Reichskristallnacht nicht angezündet wurde, aber nach dem Zweiten Weltkrieg leer stand. Sie wurde von der Israelitischen Kultusgemeinde zum Abriss frei gegeben und dort Mitte der 1950er Jahre eine Tankstelle gebaut.

Der Verein für Heimatgeschichte stellt am Freitag deshalb als Erinnerung wieder das große Transparent zur Verfügung, das die jüdische Synagoge zeigt, die in der Bamberger Straße stand. Es wird an diesem Abend am Rathaus stehen. Die Erinnerung müsse wach gehalten werden, sagt Pfarrer Lutz Mertten. Er nennt den 9. November einen Schicksalstag in der Geschichte des deutschen Volkes. Vor 30 Jahren fiel die Mauer. Auch hier sind die Grenzen längst verschwunden. Immer sei es wichtig zu bewahren, was Menschen, Menschen antun. Die Kerzen, die für diesen Anlass am Samstag, 9. November Verwendung finden, sind ab sofort sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche vorhanden. Pfarrer Lutz Mertten: "Dort, wo ich eine Kerze sehe,  finde ich Menschen, die mit mir die Erinnerung wach halten und sich gegen Antisemitismus in unserem Land stark machen."

Autor: Hanns Friedrich

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