.Vor einem Jahr hat Pfarrvikar Paul Mutume die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen verlassen und kehrte auf Wunsch seines Erzbischofs Lambert Bainomugisha nach Uganda in seine heimatliche Erzdiözese Mbarara zurück. Aus dem Grabfeld hat Paul Mutume einiges an kirchlichem Brauchtum „mitgenommen“ und setzt es in den kommenden Jahren auch um.
Seit 2010 war er in Deutschland, zunächst in Schweinfurt, ab 2013 in Oberpleichfeld und seit 2017 in der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke in Bad Königshofen. In einem Gespräch berichtete er nun von seinen neuen Aufgaben in seiner Heimat. Dort betreut er als Dekan mit drei Kaplänen aktuell mehr als 41.000 Katholiken in 23 Pfarreiengemeinschaften. Unterstützt werden sie von 30 Katecheten und wenigen Aushilfspriestern. Interessant: Aus dem Grabfeld hat Paul Mutume einiges an kirchlichem Brauchtum „mitgenommen“ und setzt es in den kommenden Jahren auch um.Was das ist? Paul Mutume schmunzelt und nennt als erstes die deutsche Pünktlichkeit. „Die Menschen in Afrika müssen lernen, dass ein Gottesdienst, der um 10 Uhr angesetzt ist auch pünktlich beginnt.“ Wer dann eine halbe Stunde später kommt, hat das Pech die Messfeier versäumt zu haben. Auch bei den Besprechungen mit Verantwortlichen der Pfarreiengemeinschaften lernt man langsam, dass „der Deutsche“, wie er respektvoll in Mbara genannt wird, Wert auf Pünktlichkeit legt. „Das ist gar nicht so einfach, aber das müssen sie lernen“, lacht Paul Mutume. „Einmal habe ich eine Sitzung mit sieben Leuten begonnen, obwohl noch nicht alle da waren.“
Was ihn in seiner Zeit in Bad Königshofen besonders beeindruckte war die Vorbereitung und die gemeinsame Feier der Erstkommunion. In Afrika sei es bisher so, dass die Kinder in den einzelnen Gemeinden von Familiengruppen und Katechisten vorbereitet werden und wenn diese der Meinung sind, sie könnten zur Erstkommunion, werden sie dem Pfarrer vorgestellt und in die Gemeinde aufgenommen. „Ich möchte, wie in Bad Königshofen, eine gemeinsame Erstkommunionfeier auch mit den entsprechenden gemeinsamen Vorbereitungen, wie ich es hier gesehen habe, das ist mir ganz wichtig.“ Dafür gab es bereits für ihn grünes Licht von der Diözesanleitung. Und noch etwas wird es ab dem kommenden Jahr in den Pfarreiengemeinschaften von Paul Mutume geben: Den Blasiussegen. „Das kennen unsere Leute überhaupt nicht, aber ich finde, dass das ein Brauch ist, der unbedingt in meinem Dekanat künftig Platz haben sollte.“
Dann kommt er auf die Fahrrad-Spendenaktion aus Bad Königshofen zu sprechen. Als statt der geplant 10 Fahrräder mehr als 170 in Uganda für die Katechisten gekauft werden konnten. Nun hat er festgestellt, dass in seinem Dekanat noch einige Katechisten zu Fuß unterwegs sind. „Wenn es uns gelingen würde, noch einmal 15 Fahrräder zu bekommen, wäre das ein Segen für unsere Menschen in Uganda.“ Herausgestellt hat er die Katechisten, die die „frohe Botschaft“ den Menschen bringen, für sie da sind, Krankensalbungen vornehmen oder Religionsunterricht erteilen.“ Das ist unglaublich was diese Katechisten leisten. Paul Mutume erzählt, dass die Priester in Afrika kein Gehalt bekommen, die Menschen sich aber um sie kümmern und sie umsorgen.
Lange war unklar, wie es für ihn als Priester in seiner Heimat Uganda weiter gehen wird. Sein Erzbischof hatte ihm Stellen im Ordinariat und als Spiritual im Priesterseminar angeboten. „Ich habe ihm aber klar machen können, dass ich ein Priester bin, der in der Seelsorge mit und bei den Menschen arbeiten möchte.“ Das habe sein Bischof akzeptiert und ihm ein Dekanat übertragen. Seelsorge ist für Paul Mutume in seiner Heimat Uganda sehr wichtig, denn hier spielen die Familien noch eine große Rolle, auch als „kleine Kirche“. 60 Familien bilden zum Beispiel eine Gemeinde, wobei diese sich als Gruppe immer wieder treffen. Manches mal gebe es eine Kirche oder eine Kapelle, oder man trifft sich in den Häusern. Geleitet werden diese Gruppen von einem Katechisten als Vorsitzender. Dieser informiert in bestimmten Situationen auch den jeweiligen Pfarrer.
Interessant: Der Pfarrer in Uganda ist in einer Gemeinde noch eine Respektsperson und wird auch bei politischen Entscheidungen gefragt. „Wenn ein Pfarrer beim Gottesdienst sagt, dass ein Politiker nicht geeignet ist, dann hat das Gewicht.“ Natürlich entscheidet er nicht alleine, sondern im Pfarrgemeinderat. Paul Mutume sieht dies auch als eine große, persönliche Verantwortung. „Damit habe ich nicht gerechnet und das ist schon eine enorme Herausforderung.“ In Afrika kann es auch vorkommen, dass ein Pfarrer, der unbeliebt ist, von der Gemeinde wieder zur Diözese zurück geschickt wird. Ganz anders als in Deutschland sei jedoch die ernste Verantwortung der Diözesanleitung. „Wenn es Fragen und Probleme gibt, kommen Generalvikar oder Vertreter in die jeweilige Gemeinde und suchen nach einer gemeinsamen Lösung.“ Erfreulich: Die Jugend steht in Afrika noch zur Kirche. Was in seinem Dekanat noch ansteht sind Kirchensanierungen. „Das wäre dringend notwendig, ebenso liturgische Gegenstände wie Monstranz, Kelche oder Weihrauch.“
Autor: Hanns Friedrich