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350 Jahre Klosterkirche in Bad Königshofen – Ausgetretene breite Stufen führen in die "Unterwelt" der Bad Königshofener Klosterkirche. Kalk rieselt von den Wänden. Durch einen gemauerten Rundbogen kommt man in die Krypta der 1665 erbauten Kirche. Sie liegt direkt unter dem Hochaltar. Fahles Licht durchströmt den Raum in dem links und rechts übereinander gemauerte Gruften sind. Oftmals verwittert durch den Zahn der Zeit liest Namen wie "P. Balthasar Lippert (Königshofen) 1783

 P. Ignatius Weitenhauer Sulzberg/Allgäu 1869", "P. Dionisius Friedrich (Königshofen) 16. Juli 1851",  "Fr. Elias Wollbach (Neustadt) 1800", "E. Achatius aus Breitbach AN 1861  RIP" oder auch "Bruder Felix Schnupp (Aschaffenburg)  X. Febr. 1851" und "P. Martin Grebner (Burgkunstadt)  1799". Viele dieser Inschriften auf den Steinplatten sind nur noch schwierig zu entziffern, manche völlig unleserlich.  Mesner Winfried Schunk verweist auf eine Tafel, neben dem Hochaltar, auf der vermerkt ist, dass in der Gruft 84 Patres seit der Gründung des Klosters, also im 17. Jahrhundert, beigesetzt sind. Eine schwere Eichenplatte verschließt die Gruft der Klosterkirche. In der Mitte des Raumes sind in einem gemauerten Rundbogen Steinplatten zu erkennen, die zusammengefallen am Boden liegen. Wohl einmal ein kleiner Altar. "Hier kommt kaum einer herunter," sagt Winfried Schunk. Erst kürzlich waren Pfarrer Karl Feser und Kaplan Sebastian Krems in dem Raum, gemeinsam mit Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. Er wird am Mittwochabend die Geschichte der Klosterkirche in einer Power-Point-Präsentation um 20 Uhr in der Kirche vorstellen.

Anlass ist das Jubiläum der Klosterkirche, die vor 350 Jahren geweiht wurde. Zu solch einem Jubiläum wartet natürlich auch viel Arbeit auf Winfried Schunk und seine Frau. So hat er in den vergangenen Tagen verschiedene "Schönheitsreparaturen" durchführen lassen. Türen wurden neu gestrichen und auch die Außenmauer im sogenannten "Klostergässchen" hat er herrichten lassen. Übrigens: Die Klosterkirche muß sich selbst tragen. Der Stadt Bad Königshofen dürfen keinerlei Kosten entstehen, alles sollte durch Spenden abgedeckt sein, weiss Winfried Schunk, der am 4. Juli 1978 den Dienst in der Klosterkirchenverwaltung  von seinem Vater Ludwig übertragen bekam. Das Mesneramt übernahm er nach dem Weggang der Kindergartenschwestern in den 1980er Jahren von Othmar Werner. Heute ist er Schriftführer, Kassier, Mesner und Klosterverwalter in einer Person und so ist es verständlich, dass er schon vor einem Jahr den Festprediger, Marinus Parzinger aus München, Provinzial der Deutsche Kapuziner, für die Jubiläumsfeier verpflichtete.

Er kennt natürlich die Geschichte der Klosterkirche und erinnert sich, wie das war als im März 1965 die Mitteilung von der Provinz der deutschen Kapuziner kam, dass das Kloster aufgelöst werden soll. Eine Unterschriftenaktion von Otto Schulz, damals in der Klosterkirchenverwaltung, wurde gestartet und erreicht, dass zumindest die kleine Kirche erhalten blieb. Zu diesem Zeitpunkt wirkten Pater Armin als Klostervorsteher und Pater Odilo in der Stadt. Im Mai 1966 war dann das Kloster endgültig Geschichte. Das Provinzialat Altötting hatte entschieden, "Die Kapuziner lösen sich vollständig von Kloster und Klosterkirche, die beiden Patres verbleiben zunächst in Bad Königshofen und werden für die Krankenhausseelsorge eingesetzt." 1973 verließen die letzten Patres Königshofen und die Stadt erwarb das Klostergebäude. 1974 wurde die Kapuzinerklosterkirche unter Denkmalschutz gestellt und 1996/97  in ihrem Inneren renoviert.

Die Kirche hat einige Besonderheiten. Dazu gehören die Gemälde "Johannes Evangelist auf Patmos" und " Judas Thaddäus" sowie der Heilige Aloysius. Sie stammen von dem, Grabfeldmaler Johann Peter Herrlein. Was erinnert noch an die Mönche von einst?  Ganz sicher der kleine Kapuziner am Kreuz der Klosterkirche, der sich dort im Wind dreht. Blättert man in alten Unterlagen, so erfährt man, dass sich schon die ersten Bemühungen um die Gründung eines Kapuzinerklosters in Königshofen im Grabfeld im Jahr 1593 unter Würzburgs Fürstbischof Julius Echter, nachweisen lassen. Doch erst 1647 kamen die ersten Kapuziner nach Königshofen. Die Bettelmönche errichteten dort ein Hospiz im Spital. Trotz ihrer anerkannten Arbeit in der Seelsorge ging es mit der Klostergründung der Kapuziner zunächst nicht voran. 1653 drohte das Provinzkapitel sogar mit dem Abzug der Mönche. Erst 1662 erwarben die Mönche den Bereich, auf dem das Kloster gebaut wurde vom Kloster St. Stephan in Würzburg sowie weitere Grundstücke in der Nachbarschaft. Die Steine zum Bau des Klosters kamen aus dem ehemaligen Kloster St. Johannis bei Sulzfeld.

Zunächst errichtete man die Kirche und alten Unterlagen zufolge trugen zum Bau die Bürger von Königshofen und  "nit weniger die benachbarten Catholischen und Evangelischen Dorffschaften unverdrossen und emsig bei". Am 30. August 1665 wurde die Klosterkirche zu Ehren Johannes Evangelist vom Würzburger Weihbischof Johann Michael Söllner feierlich eingeweiht. Am gleichen Tag legte man außerdem den Grundstein für den Neubau des Klosters. Dessen Vollendung war 1691 und die vollständige Klausur wurde gar erst im Jahr 1900 erreicht. Anfangs lebten neun Priester und sieben Laienmönche im Kloster. 1767 waren es 13 Patres, vier Fratres und sieben "Studiosi". Die Patres waren vor allem als Beichtväter im ganzen Umland sehr beliebt.  Zwischen 1857 und 1865 wurden die maroden Gebäude renoviert und die Kirche danach zu Ehren Johannes Evangelist, der Jungfrau Maria und des hl. Franz von Assisi neu geweiht.

Autor: Hanns Friedrich

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