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Die Geschichte der Altäre der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt – Nach der grundlegenden Restaurierung in den 1965er Jahren waren die Seitenaltäre aus der Stadtpfarrkirche verschwunden. Sie stehen heute in der Kirche von Obererthal bei Hammelburg. Dorthin hat sie der damalige Hammelburger Pfarrer Josef Treutlein, ein gebürtiger Bad Königshofener, übertragen und damit die dortige Kirche vervollständigt

Bad Königshofen. Die Stadtpfarrkirche von Bad Königshofen war einst reich mit Altären ausgestattet. Da gab es den Vierzehnheiligen-, den Wendelinus-, den Auferstehungs- und den nicht fertig gestellten Kreuzaltar neben dem mächtigen Hochaltar. Bei der großen Ausräumaktion in den 1960er Jahren, der im Grabfeld einige Kirchen im wahrsten Sinn des Wortes "zum Opfer fielen", wurde auch die Stadtpfarrkirche ausgeräumt. In Wülfershausen, Saal und Großbardorf wurden alte Kirchen gar abgerissen und durch Neubauten ersetzt. In anderen Kirchen, wie Ottelmannshausen oder Herbstadt erinnern die leeren, fast schmucklosen Kirchenräume noch heute an diese Zeit.

 In Bad Königshofen blieb damals nur der Hochaltar übrig. Weggeräumt wurden die Seitenaltäre, die im Keller des Pfarrhauses gelagert wurden. Zwei davon, der Wendelinus- und der Vierzehnheiligenaltar, beides neugotische Altäre, sind heute in der Kirche von Obererthal beim Hammelburg zu finden. Der gebürtige Bad Königshofener, Josef Treutlein, heute Pfarrer von St. Josef in Würzburg, zuvor Stadtpfarrer von  Hammelburg, hatte in den 1990er Jahren nach langer Suche die Altäre in Ostheim im Landkreis Rhön-Grabfeld und in den Haßbergen wieder entdeckt. Da sie zum neugotischen Hochaltar der von ihm damals betreuten Pfarrei Obererthal passten, lieh er sie  sich bei der Kirchenverwaltung Bad Königshofen aus und gab ihnen in der Filialkirche einen neuen Platz. Er hatte sich damals ein Stück Heimat in seine Pfarrei geholt, wie Josef Treutlein bei einem Gespräch unumwunden zugab.

„Hier fehlt etwas“ habe er sich gedacht, als er 1990 als Pfarrer von Hammelburg die Kirchengemeinde Obererthal übertragen bekam und er erstmals in der schönen neugotischen Kirche war. Die Seitenwände neben dem Chorbogen wirkten kahl. Links war eine moderne Michaelsfigur, rechts eine 500 Jahre alte Pieta angebracht. Dahinter ein Kreuz ohne Korpus. In der Mitte der Kirche prangte der neugotische Hochaltar von 1885. Er war grün und golden gefaßt. Es dauerte nicht lange, da wurde im Obererthaler Pfarrgemeinderat und der Kirchenverwaltung der Wunsch nach einer Renovierung der kleinen Kirche laut und schließlich auch in die Tat umgesetzt.

 Von Seitenaltären war zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede. Erst als Josef Treutlein in seiner Heimatgemeinde Bad Königshofen war und mit dem damaligen Stadtpfarrer Linus Eizenhöfer ins Gespräch kam, erinnerte er sich an die beiden neugotischen Seitenaltäre in der Stadtpfarrkirche. Wo die denn hingekommen seien? wollte Treutlein wissen und Eizenhöfer berichtete davon, daß er sie nach Willmars verliehen habe. Aus seiner Zeit als Pfarrer von Ostheim war Josef Treutlein der Name dort sofort bekannt und für ihn war es klar, daß er sich mit dem Willmarser zusammensetzen wollte, um eventuell die Altäre zurückzubekommen. „Du Peter, ich brauche die Königshöfer Altäre“. Mit diesen Worten begrüßte er den Bekannten in Willmars und der berichtete, daß nur ein Altar bei ihm sei, der andere war in die Haßberge ausgeliehen.

 Josef  Treutlein nahm als erstes einmal Maß und fuhr zurück nach Hammelburg. „Gleich am nächsten Tag habe ich dann in Obererthal nachgemessen und festgestellt, die Altäre passen haargenau“. In Stadtbaumeister Weibel fand er den ersten Verbündeten, als er von seiner Idee berichtete und auch Fotos zeigte, Damit kam der Stein ins Rollen. Nun galt es nur noch das Landesamt für Denkmalpflege zu überzeugen. Zuständig war dort Dr. Annette Faber. Doch auch die Obererthaler selbst mußten gewonnen werden, erinnert sich Josef Treutlein. In einer der nächsten Sitzungen der zuständigen Gremien brachte er seine Idee vor. „Sie lehnten zwar nicht ab, konnten sich aber auch keine rechte Vorstellung davon machen, wie die Altäre in den Kirchenraum passen“, erinnert sich der Pfarrer heute.

Als dann grünes Licht vom Landesamt für Denkmalpflege kam, war klar, daß die Altäre nach Obererthal kommen. Mittlerweile hatten sich auch Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat dafür erwärmt. Im Herbst des Jahres 1991 holte Josef Treutlein selbst mit einigen Stadtarbeitern von Hammelburg die Altäre in Willmars, Bad Königshofen und den Haßbergen ab und transportierte sie nach Obererthal. Es stellte sich heraus, daß auch zwei neugotische Engel, die große Kerzenleuchter tragen, zu einem der Altäre gehörten. „Auch die durften wir aus Bad Königshofen mitnehmen“, sagt Pfarrer Treutlein lachend.

 Die Altäre waren zwar nun in Obererthal, allerdings fehlten noch Figuren, die in den Oberbau gehörten. In Bad Königshofen waren auf dem einen Altar Petrus (diese Figur steht jetzt auf dem Kanzeldeckel) sowie die heiligen Sebastian und der heilige Wendelin. Beides Figuren, die heute zentral im Gotteshaus zu finden sind. Der zweite Altar beherberge die Darstellung der vierzehn Nothelfer. Die blieben allerdings in Bad Königshofen. Auch in Obererthal fanden sich für den einen Altar Figuren der beiden Heiligen, nicht aber eine Mittelfigur. Die konnte Josef Treutlein von einem befreundeten Pfarrer in den Haßbergen bekommen: den heiligen Josef. Der zweite Altar der Obererthaler Kirche zeigt nun Maria, umgeben von zwei Engelfiguren. Letztendlich hat sich damit auch ein Traum Treutleins erfüllt. „Ich wollte nämlich von vorneherein einen Marien- und Josefsaltar, erklärte er.

 Heute nun zeigt sich die Obererthaler Kirche als ein besonderes Schmuckstück, dies vor allem durch die beiden Seitenaltäre, die natürlich wieder hergerichtet sind und sich hervorragend in das Kirchenbild einpassen. „So als ob sie schon immer dahin gehört hätten“, sagte ein Kirchenbesucher. Die Obererthaler sind stolz auf ihr schmuckes Gotteshaus und das mit Recht. Nicht verschwunden sind die beiden Figuren des heiligen Michael, der ist an der hinteren Wand zu finden, und auch die wertvolle Pieta ist noch vorhanden. War es Zufall, daß Treutlein sich an die alten Altäre in seiner Heimat erinnerte? Der Hammelburger Pfarrer lacht und meint: „Als gläubiger Christ sage ich: Es war Fügung und ich hatte halt eine gute Spürnase.“

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