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Ganz nah bei Jesus, wie Kaplan Stefan Beetz sagte, konnten die Kommunionkinder und Firmlinge am Sonntag in Ottelmannshausen beim Familiengottesdienst sein. Sie durften nämlich ihre Hände auf den Altar legen und sogar Kelch und die Patene mit der Hostie berühren. Für viele etwas Außergewöhnliches, so nah beim Priester zu stehen. Der Familiengottesdienst stand unter dem Thema "Ein Tisch für alle ?!" Ein leerer Tisch am Kircheneingang sollte darauf verweisen, daß Menschen in der Welt nicht vor gefüllten Marktständen, wie in Deutschland, stehen können.

Anstelle einer Predigt befasste sich Kaplan Stefan Beetz mit dem diesjährigen Hungertuch, das in der Kirche von Ottelmannshausen aufgestellt war. Kindgerecht umgesetzt hatte er dazu das Evangelium von einer Ehebrecherin, die er als eine Lügnerin bezeichnete. Mit diesem Begriff könnten Kinder wohl mehr anfangen, als mit dem Wort Ehebrecherin. So verwies er beim Betrachten des Hungertuches auch darauf, daß Jesus hier bei Verwundeten und Kranken, aber auch Trauernden sitzt. Das verweise auf das Leid in der Welt.

 Ganz anders die Tischszene im linken Bildteil. Hier sind Menschen zu sehen, die essen und trinken. Nicht alle haben Zugang zu dieser üppig gedeckten Tafel. Das zeigen Hände, die versuchen etwa von dem zu erhaschen, was auf dem Tisch steht. Aber sie kommen nicht dorthin. Es zeigt die unüberwindbare Barriere zwischen Arm und Reich, aber auch, daß die Reichen die Hungernden nicht im Blick haben. Das gelte auch heute noch, wo unzählige, bedürftige Menschen von den Wohlhabenden und Mächtigen übersehen werden.

 Das nächste Bild ist aus der Sicht Jesu, der die Hungernden sieht und sagt: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen." Diese Szene erinnert an die Brotvermehrung. Man dürfe sich aber auch nicht mit dem Hunger in der Welt einfach abfinden, sagte der Kaplan. Tatsächlich reiche es für alle, wenn Wohlhabende nicht länger auf Kosten der Armen leben. Ein weiteres Bild zeigt Kinder, die auf einem Tisch sitzen, barfuss und fröhlich sind und essen. Sie  haben alles, was sie zum Leben brauchen: Wasser und Brot, Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung.  

Schließlich stellte Kaplan Stefan Beetz die Frage an die Kommunionkinder, wo auf diesem Bild die Menschen von heute sind. Fragen müsse man sich da, ob jeder mit den Augen Jesu auf das Leid und den Hunger der Mitmenschen blickt, ob wir bereits sind zu teilen und gestrauchelte Menschen aufrichten. "Wonach hungern wir in unserem Leben: nach Glück, Liebe, Anerkennung oder mehr Gerechtigkeit in der Welt?" Gedanken, die der Kaplan den Gottesdienstbesuchern mit auf den Weg gab. Natürlich ging er auf den Misereorsonntag ein für den die Kollekte des Gottesdienstes war. Text: Hanns Friedrich

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