Leiharbeiter, so der Prediger, wüssten nicht , wo sie am nächsten Tag arbeiten, was sie dann erwartet, sie können die Zukunft nicht planen und müssen oft für einen Hungerlohn arbeiten. Sie wissen, wenn sie einen Fehler machen, brauchen sie morgen nicht mehr zu kommen. Angst, Existenzangst herrsche vor. Der Kaplan brachte dabei den Glauben ins Spiel, erinnerte an Jesus und das Evangelium von den Arbeitern im Weinberg, die alle gleich entlohnt wurden. Kaplan Beetz kann in Bezug auf eine Betriebsführung mit reden, hat er doch hier zuletzt gearbeitet.
Es sei ihm deshalb bekannt, daß Unternehmen mithalten müssen, wenn Billigware aus anderen Ländern angeboten werden. Konkurrenzfähigkeit sei gefragt. Der Kaplan erinnerte auch daran, daß es schon immer Arme und Reiche gab. Heute habe man aber eine Verfassung, Grund- und Menschenrechte, die beachtet werden sollten. "Diese werden in Bezug auf Leiharbeiter jedoch mit Füßen getreten!" Der Prediger erinnerte an Fernsehberichte, wo das Thema Leiharbeiter behandelt wurde. So mußten diese in Firmen zum Beispiel eigene Kleidung tragen, mussten in der Kantine mehr als die anderen Zahlen und bekamen Hungerlöhne. "Einfach schlimm!"
Erneut zitierte Kaplan Stefan Beetz dann aus dem Evangelium, in dem es heißt, daß der Besitzer des Weinbergs allen den gleichen Lohn gab - denen, die früh angefangen hatte ebenso wie denen, die erst am Nachmittag dazu kamen. Das übliche Verständnis von Gerechtigkeit sage da, wer länger arbeitet, soll auch mehr Lohn erhalten. Problematisch sei es, wenn Firmen Mitarbeiter entlassen, sie dann aber im Rahmen von Zeitarbeitsverträgen "anmieten". Man habe heute so etwas wie eine moralische Institution und die funktioniert heute noch ähnlich wie zur Zeit Jesu. Ein Dauerbrenner unter dem prophetischen Themen sei das Thema Gerechtigkeit.
Immer wieder hätten Propheten nachgefragt, ob die Ärmsten, die Witwen und Waisen und die Tagelöhner wirklich beachtet werden. Gott, so zeige die Bibelstelle, habe oft eigene Gedanken, die sich von denen der Menschen unterscheiden. Die Lesung verweise letztendlich darauf, daß jeder Mensch eine Grundlage zum Lebensunterhalt braucht. Ein Dinar deckte damals den Tagesbedarf einer Familie. Daran habe sich der Weinbergbesitzer im Gleichnis Jesu gehalten und deshalb allen den gleichen Lohn gezahlt. Heute müsse man sich fragen, ob wirklich der Markt alles bestimmt. Kaplan Beetz: "Warum ist, wer beim Eurovision-Song-Contest gewinnt, ein Star und nicht, wer es schafft in der Grundschule Kinder den Spaß zum Singen zu vermitteln?" Der Wunsch des Predigers an seine Zuhörer, auf Ungerechtigkeit zu achten und den Mut haben, Unternehmer auf den Umgang mit Leiharbeitern hinzu weisen. Text: Hanns Friedrich
Nach dem Auftakt der Fastenpredigten mit Kaplan Stefan Beetz ist am kommenden Sonntag, 24. Februar um 18 Uhr Pastoralreferentin Alice Düchs zu Gast. Ihr Thema: "Therese von Lisieux". Am 3. März kommt Pfarrerin Tina Mertten, ebenfalls um 18 Uhr mit dem Thema "Eltern". Um Samuel Koch geht es Pfarrer Karl Feser am 10. März und sein evangelischer Amtsbruder Lutz Mertten befaßt sich eine Woche später mit Felix Baumgartner. Das Schlusslicht der ökumenischen Fastenpredigten macht am 24. März Diakon Rudi Reuter. Sein Thema: Reise ins Vergessen. Alle Fastenpredigten beginnen um 18 Uhr.