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Am Heiligen Abend haben die Kirchen Hochsaison. Da gibt es Kindergottesdienste und schließlich die sogenannte Mitternachtsmette. Etwas Außergewöhnliches ist im Grabfeld an Heilig Abend die sogenannte "Lichtleskirch" in Breitensee. So dominierten denn auch Kerzen beim Gottesdienst, den die Gottesdienstbeauftragte Monika Heusinger, hielt. Sie sandte zum Schluss der Wortgottesfeier, die wie sie sagte "Christkinnerlich" in den Heiligen Abend. Anführer, Mohr, Hirte und Christkind gingen dann, wie es jahrhundertealter Brauch ist, in die Häuser des Grabfeldorfes und bringen Geschenke und das Licht von Bethlehem.

In einer kleinen Laterne hatten sie auch in diesem Jahr wieder dieses "Licht von Bethlehem" dabei. Das Christkindlgehen von Breitensee ist ein mehr als 500 Jahre alter Brauch in dem kleinen Grabfelddorf. In diesem Jahr waren Felicitas Heusinger, (Christkind), Lukas Kopp (Hirte), Jakob Bötsch (Mohr) und Phillipp Schneider (Anführer)  unterwegs. Rund drei Stunden dauerte ihr Rundgang durch das Dorf. Sie brachten damit ganz besondere Weihnachtsstimmung. Schon Tags zuvor waren die Breitenseer Christkinnerlich bei Pfarrer und Bürgermeister. Bevor das Breitenseer Christkind aber ausgesandt wurde, brachten Kinder ein Krippenspiel in Mundart. Es wurde von dem verstorbenen Kreisheimatpfleger Otto Schulz geschrieben, der einst Lehrer in Breitensee war.

Dann bat Monika Heusinger das Breitenseer Christkind mit Hirte, Mohr und Ansager zum Altar und gab ihnen dort den Segen bevor sie sich auf den Weg durch das Dorf machten. Traditionell trägt das Christkind  ein weißes Kleid, das Gesicht ist mit einem weißen Schleier verhüllt. Auf dem Kopf hat es eine Krone und trägt einen Korb, in dem sich von den Eltern der Darsteller gebackene Plätzchen befinden. Traditionell gehören dazu: Anis, Mantelplätzchen, Spritzgebackenes, „Vanillekipferl“, „Springerli“, „Heinerli“, „Mantel- und Nußpletzlich“. Diese werden vom Christkind, nach dem Hausbesuch, je nach Anzahl der Familienmitglieder, auf den Tisch gelegt. Der „Anführer“, der einen grauen Vollbart trägt, ist mit Hut und langem Mantel bekleidet. In der einen Hand hält er einen Wanderstock, in der anderen ein mit Goldpapier überzogenes Kästchen, in dem Geldspenden gesammelt werden. Der Mohr trägt ein langes Kleid, eine Perücke und hat einen roten Turban. Das Gesicht ist natürlich schwarz. In der Hand hat er einen kleinen, geschmückten Christbaum. Weiter gehört ein Hirte zur Gruppe, der an seinem langen Mantel und einer Schippe zu erkennen ist. Das Breitenseer Christkind kündigt sich übrigens mit einem hellklingenden Glöckchen an.

So ging es an Heilig Abend von Haus zu Haus. Der Anführer klopfte zunächst und sagte: „Guten Abend Ihr lieben Herrn, der heilige Christ ist auch nicht fern; ich glaub' es geht was Neues vor, ich hört 'nen schönen Engelschor.“ Lieber Hausvater, liebe Hausmutter, wollt ihr den heiligen Christ hereinlassen, so antwortet mit „ja“ oder „nein“. Mit einem "ja" wird die Türe geöffnet und das Christkind mit Gefolge geht in das Weihnachtszimmer. Dort spricht als erstes das Christkind:  „Christkindlein werd' ich genannt. Guten Kindern wohlbekannt, die früh aufsteh'n und beten gern - denen will ich alles wohl bescher'n! Die aber solche Bösewicht sein und schlagen Brüder und Schwesterlein, die kommen in die Höll' hinein!“. Der Mohr schließt ich an „Ich bin der König aus dem Morgenland: Die Sonn' hat mich schwarz gebrannt. Wär' ich geboren an der See, wär' ich viel weißer als der Schnee!“ Schließlich setzt sich noch der Hirte nach dreimaligem Aufstoßen seines Hirtenstabes auf den Fußboden mit den Worten in Szene: „Als ich bei meiner Herde Nachtwache hielt, erschien mir der Engel des Herrn, brachte mir die frohe Botschaft, dass in der Stadt Davids der Heiland geboren sei, welcher ist Christus der Herr!“ Danach verteilt das Christkind die Geschenke und alle verabschieden sich mit: „Wir wünschen ein frohes Weihnachtsfest.

Autor: Hanns Friedrich

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