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„Wir wetten, dass es die Christen der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke es nicht schaffen,das Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ zu singen.“ Die Wette wurde haushoch verloren, denn nicht 125 Katholiken waren gekommen, sondern 266.

Pfarrer Lutz Mertten zählte selbst nach und vergaß auch die katholischen Musikerinnen und Musiker nicht. „Noch nie hatten wir bei unserem Gemeindefest eine so große Sängerschar und vor allem so viele Besucher,“ sagte der sichtlich begeisterte Pfarrer. Nun richtet die Evangelische Kirche am Erntedankfest ein Eintopfessen aus, wobei der Reinerlös an die Hilfsaktion der katholischen Kirche „Misereor“ fließt.

Die Idee eines Wettsingens griff Kirchenpfleger Manfred Staub auf sagte, man werde sich überlegen, welches katholische Lied die evangelischen Christen beim Pfarrfest in Bad Königshofen singen. „Ich denke, wir nehmen da ein Fronleichnamslied, zum Beispiel In Brot und Weins Gestalten, oder ein Marienlied.“ Dank galt der Stadtkapelle Bad Königshofen mit der Dirigentin Jenny Schneidawind, die das Kirchenlied mit ihren Musikern eingeübt und hervorragend gespielt hatte. Den „Massenchor“ dirigierten dann sowohl Professor Ernst Oestreicher als auch Pfarrer Lutz Mertten, der kräftig mitsang. „Dieses evangelische Lied wurde heute mit so viel Überzeugung gesungen – so habe ich es noch nie gehört.“

Die Idee für die außergewöhnliche Wette ist bei einer Sitzung des Kirchenvorstands, zur Vorbereitung auf das 125-Jährige Jubiläum der evangelischen Kirche entstanden, sagen Tina und Lutz Mertten. Dass es aber ein solcher Erfolg wird, hatte wohl niemand geglaubt. Das Pfarrerehepaar: „Ob am 29. Juni 1898 jemand gedacht hat, dass unser Kirchlein 2023 noch steht und, dass katholische Christen das bekannte Lutherlied singen?“  Die guten ökumenischen Beziehungen hätten diese Wette letztendlich möglich gemacht.

Nicht einmal eine Handvoll evangelischer Christen gab es übrigens 1599 in der Festungsstadt Königshofen, heißt es in der Chronik. Nach und nach wuchs die Gemeinde auf an die 100 Protestanten und 1870 fand der erste Gottesdienst im Betsaal der einstigen Kaserne statt. Bis dahin war man noch auf die evangelische „Mutterkirche“ in Aubstadt angewiesen. 1887 gründete man einen Kirchenbauverein, 1894 wurde der Grundstein gelegt und zur Einweihung läuteten drei Glocken, von denen nur noch die Kleinste erhalten ist. Vikar Rudolf Leonhard Hammon war der erste Geistliche. Ab 1947 gab es eine eigene Pfarrstelle und mit Pfarrer Helmut Wiegel den ersten Pfarrer. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Kirchengemeinde und 1947 zählte man schon mehr eintausend Gottesdienstbesucher. Es gab viele evangelische Schüler in Königshofen und so entstand 1954 das Melanchthonheim.

Im gleichen Jahr wurden zwei neue Glocken eingeweiht. 1968 bekam dir Kirche ihr heutiges Aussehen: Altar, Kanzel und Taufstein ersetzte man durch aus Muschelkalk gefertigte Stücke ersetzt. 1979 wurde das Gemeindehaus gebaut und die Gemeinderäume aus dem Pfarrhaus in das neue Gebäude verlegt. Heute ist es, im Kirchenpark gelegen, ein wichtiger Kommunikationspunkt. In den Jahren wuchs die Ökumene, vor allem unter Dekan Karl Merz, sowie seinem Nachfolger Franz-Paul Geis und den weiteren Geistlichen. Weil 1997 die Kirche für Konfirmationsfeiern zu klein war, wurde erstmals dieser Gottesdienst in der katholischen Kirche gefeiert. Das ist bis heute geblieben. Aktuell zählt die evangelische Kirchengemeinde Bad Königshofen mit den umliegenden Dörfern 1.800 Christen.


Autor: Hanns Friedrich

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