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Dekanatsversammlung in Bad Neustadt – "Ohne den Pfarrgemeinderat wären wir nicht da, wo wir heute sind, jetzt aber sollte man auch den Mut haben, vorhandene Strukturen zu überdenken und neue Wege gehen." Eine Aussage, die Dekan Andreas Krefft bei der Dekanatsversammlung im Pfarrzentrum Maria Himmelfahrt in Bad Neustadt traf. Mit einfachen Schritten sollte man auf die Menschen zugehen und vor allem die Sachausschüsse in den Gremien mehr einbeziehen. Für den Dekan ist es durchaus vorstellbar, einen kleinen, aber aktiven Kern als Pfarrgemeinderat zur Seite zu haben. Er zitierte Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, der bei einer Versammlung dazu aufgefordert hatte, auch einmal etwas auszuprobieren, zu experimentieren

Es war ein heikles, interessantes aber auch diskussionsbedürftiges Thema, das auf der Tagesordnung des Dekanatsrates in Bad Neustadt stand: "Pfarrgemeinderatswahlen 2014" Fragen wie "soll jede Pfarrei nach wie vor einen eigenen Pfarrgemeinderat haben?" oder "Ein Pfarrgemeinderat für eine Pfarreiengemeinschaft?" standen zur Diskussion. Schnell stellte sich anhand von Fragekärtchen heraus, daß die Mehrheit nach wie vor für einen Pfarrgemeinderat in den jeweiligen Pfarreien ist. Nur drei Gemeinden waren für einen Pfarrgemeinderat in der Pfarreiengemeinschaft. Immer wieder war aber auch die Sorge zu spüren, daß sich nicht genügend Kandidaten zur Verfügung stellen. "Wir wollen Themen für einen Werkstattabend sammeln," sage Ilka Seichter, Geschäftsführerin des Diözesanbüro Bad Neustadt. Ein Pfarrgemeinderat sollte auch pastorale Aufgaben mittragen "und er darf kein Schattenkabinett sein." Ganz wichtig erachteten es die Teilnehmer, daß in solch einem Gremien auch die menschlichen Beziehungen stimmen "sonst geht nichts vorwärts!"

Die Jugend für den Pfarrgemeinderat zu motivieren sei sehr schwierig. Das Durchschnittsalter in einem Pfarrgemeinderatsgremium liegt derzeit bei 40 Jahren. Es gelte vor allem Personen zu finden, die auch Verantwortung übernehmen. Man sollte auf die Leute zugehen. Das Effektivste sei es, den Pfarrer mit zu nehmen. Er sei eine Amtsperson. Die Pfarreiengemeinschaft "Um den Kreuzberg" hatte mit Pater Augustin "phänomenale Erlebnisse" bei der letzten Pfarrgemeinderatswahl. 17 Personen stellten sich zur Verfügung, acht wurden nur gebraucht. "Klinkenputzen ist also angesagt," stellte Dekan Andreas Krefft fest. Er sprach aber auch die beruflichen und familiären Belastungen an, die so manchen davon abhalten sich für den Pfarrgemeinderat zur Verfügung zu stellen. Ein weiteres Problem sei der Rückgang der Kirchenbesucher. Angesprochen wurde dabei der Ministrantendienst. Oft sei es so, daß die Kinder in die Kirche geschickt werden, während die Eltern zu Hause bleiben.

"Die Menschen sehen sich nicht mehr verpflichtet für ihren Glauben einzustehen," sagte der Dekan und Stimmen aus dem Gremium ergänzten aus ihren Erfahrungen: "Ich brauche die Kirche nicht, also braucht auch Ihr mich nicht." "Armut lernt beten, den Leuten geht es zu gut!" war die Aussage von Diakon Konrad Hutzler und auch, daß heute vieles Selbstverständlich ist. Stellvertretender Dekan Karl-Heinz Mergenthaler meinte, daß es nicht nur am Pfarrer liegt, ob sich Leute für die Gremien zur Verfügung stellen. In den kleinen Ortschaften sei es so, daß Pfarrgemeinderäte noch etwas gelten. Marianne Fritz aus Mellrichstadt: "Die persönliche Ansprache ist immer noch das Beste." Man müsse die Menschen einladen christlich zu handeln, fügte Dekan Krefft an und verwies auf seinen Amtsbruder im Bistum Erfurt, der keinen Pfarrgemeinderat hat. Überlegen sollte man deshalb schon, ob der Pfarrgemeinderat ein "Auslaufmodell" ist.

Es zeige sich, daß Menschen bereit sind, bei Veranstaltungen und Aktionen mit zu helfen. Das müsse man annehmen und sehen. Der Dekan wußte, daß die Sehnsucht der Menschen nach Mehr da ist. "Sie sind nur oft nicht einverstanden mit dem, wie wir handeln." Papst Franziskus sprach der Dekan an und dessen Sorge um die Menschen am Rande der Gesellschaft. Dekanatsratsvorsitzende Angelika Högn-Kößler: "Wir sind alle gefordert. Traut Euch!" Der Dekan unterstrich, daß er solche Experimente durchaus unterstützen würde. Wichtig sei es, den eigenen Glauben zu aktivieren. "Leute, die sich für den Pfarrgemeinderat zur Verfügung stellen, würden dies tun, weil sie sich in der Gemeinde wieder finden," hieß es aus dem Gremium.

Kurz sprach der Dekan die Pfarramtssekretärinnen an, die meistens überlastet sind. "Sie sind aber die besten Seelsorger, weil sie über alles Bescheid wissen und Informationen vor Ort bekommen." Der Dekan hatte in der Dienstversammlung der Priester aus Rhön und Grabfeld am gleichen Tag, Unterstützung für die Sekretärinnen gefordert. Hilfe bekomme man im Diözesanbüro bei Ilka Seichter oder bei ihm persönlich. Schließlich ging es um den Dekanatsrat. Er wird, so die Anwesenden, oft nicht wahrgenommen. In einigen Pfarrgemeinderäten interessiere es kaum, weil oft die eigenen Sorgen vorgehen. Eine gute Idee fanden Dekan und Dekanatsratsvorsitzende den Vorschlag, der Dekanatsrat sollte bei seinen Sitzungen "auf Reisen gehen" und nicht immer nur in Bad Neustadt tagen. Dadurch wäre das Gremium in den einzelnen Ortschaften des Dekanates auch präsent und manch einer würde mehr darüber wissen.  Text: Hanns Friedrich

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