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1888 war es, dass letztmals ein Bischof in der Wallfahrtskirche St. Ursula war. Am Festtag der Heiligen Ursula feierte nun Weihbischof Paul Reder einen Pontifikalgottesdiienst.

Das Patrozinium der Wallfahrtskirche St. Ursula war in diesem Jahr ein besonderer Festtag. Auf Anregung von Diakon Engelbert Ruck hatte der neue Weihbischof Paul Reder zugesagt, den Festgottesdienst zu halten. Weder Kreisheimatpfleger Reinhold Albert noch die langjährige Mesnerin Doris Benkert erinnern sich, dass in den vergangenen Jahrzehnten ein Bischof die Wallfahrtskirche besucht hatte. Somit feierte Weihbischof Paul Reder nach 135 Jahren erstmals wieder einen Pontifikalgottesdienst in der Wallfahrtskirche

Mesnerin Doris Benkert hat in alten Unterlagen geblättert und herausgefunden, dass 1807 Weihbischof Zirkel auf einer Visitationsreise in der Wallfahrtkirche war. 1877 fand, nach dem Brand des Gotteshauses, die Wiedereröffnung durch Bischof Ferdinand von Toscana statt und letztmals war 1888 mit Bischof Franz Joseph von Stein ein hoher Würdenträger zu Gast. Er nahm damals die Weihe des neuen Altars vor. Damit wurde das diesjährige Patrozinium mit dem Besuch von Weihbischof Paul Reder ein besonderer Festtag.

Nur zum Patronatsfest werden übrigens auch die Reliquien am Hochaltar gezeigt, die das Gotteshaus seit 1812 beherbergt. Damals, so ist den Urkunden zu entnehmen, hat Freifrau Eva Rosina aus Sternberg diese gestiftet. Unter diesem Reliquien befindet sich auch eine der Heiligen Ursula. Das jedenfalls ist schriftlich niedergelegt. In seiner Predigt ging Weihbischof Paul auf die Geschichte der Heiligen Ursula von Köln ein, die zwischen 300 und 400 nach Christus gelebt haben soll. Unter der Bedingung, dass der heidnische König Aetherius von England christlich unterrichtet und getauft wird, willigte sie ein, ihn zu heiraten. Bei einer Pilgerreise nach Rom wurde sie von Hunnen überfallen und mit einem Pfeil erschossen.

Deshalb wird sie, wie auch in Alsleben, mit einem Pfeil dargestellt, sagte der Weihbischof. Sie ist aber auch Schutzpatronin für Schule und Bildung und hat oftmals ein Buch als Attribut. Der Grund: Ursula hatte ihrer Begleiterinnen im christlichen Glauben unterrichtet. Die Grundüberzeugung des christlichen Glaubens zeichnet die Heilige Ursula aus, sagte Weihbischof Paul. Das könne man auf die heutige Zeit übertragen, um nachzufragen: „Wo sind wir eigentlich verwurzelt?“ Hier sei die Heilige Ursula ein Vorbild. Wie die Heilige Ursula sollte man erkennen: „Unser Glaube macht uns innerlich frei“. Sie habe immer die enge Verbindung zu Christus gesucht und so werde sie auch in der Wallfahrtkirche Alsleben verehrt.

Zur Geschichte der Kirche erfuhr der Weihbischof, dass es seit 1700 „St. Ursula Kirchenrechnungen“ gibt und ein Wallfahrtsbuch. Das liegt im Diözesanarchiv Würzburg, fand Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert heraus. Seit 1702 gibt es Eintragungen von Gebetserhörungen. Vorhanden sind heute noch Votivtafeln im Eingangsbereich. Der einstige Ortspfarrer Kurt Wolf fand zudem im Pfarrhaus die Baupläne für den 1875 erfolgten Wiederaufbau der Kapelle. Anlass des Ursula-Fests, das von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung veranstaltet wird, ist die Aufstellung des Hochaltars. Der Alslebener Familienforscher Manfred Albert stieß bei Erforschung seines Stammbaums im Matrikelbuch der Pfarrei auf einen Vermerk, in dem die Einweihung des Altars durch Bischof Franz Joseph von Stein 1888 dokumentiert ist.

Die 1750 errichtete Ursulakapelle wurde 1875 durch Blitzschlag zerstört, nur wenige Einrichtungsgegenstände wurden gerettet, nicht so der Hochaltar. Er wurde ein Raub der Flammen. Zwar ist die Kirche 1876 wieder aufgebaut worden, doch fehlte der Hochaltar. Dieser wurde von dem Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner entworfen, der im Grabfeld unter anderem Kriegerdenkmäler in Königshofen und Untereßfeld sowie den Brunnen in Mellrichstadt entworfen hatte.

Interessant, auch das erfuhr der Weihbischof, ist in der Wallfahrtskirche, dass es noch keinen Stromanschluss gibt. Das bedeutet, dass nach wie vor die drei Glocken per Hand geläutet werden und auch die Orgel nur durch das Betätigen eines Blasebalgs funktioniert. Besonders in den Abendstunden wird es dann romantisch in dem Gotteshaus, dass dann nur von Kerzen erleuchtet wird. Außerdem besitzt die Kirche noch keinen Volksaltar, so daß, wie in früheren Zeiten der Gottesdienst am Hochaltar gefeiert wurde.

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