So blieb ihm nur der Weg über das Fenster, um sich in Sicherheit zu bringen. "Wenn mich niemand gehört hätte, wäre ich natürlich gesprungen, sagt der Geistliche, wohl wissend, dass es einige Meter nach unten ging und er sich wohl verletzt hätte. Wir haben aufgrund dieses Vorfalls eine Umfrage unter einigen Pfarrern gestartet. Meistens sind in den Pfarrhäusern bereits Brandmelder vorhanden. Das war auch in Stockheim der Fall. Was aber, wenn trotzdem der Weg über die Treppe nach unten versperrt ist. Die Schlafzimmer befinden sich eigentlich immer im Obergeschoß. Mellrichstadts Pfarrer Thomas Menzel: "Ich fühle mich in meinen Pfarrhaus sicher. Es gab eine Begehung mit der Kirchenverwaltung und Brandmelder sind auch im Haus. Was aber wäre wenn nur noch Fluchtweg Fenster bleiben würde? Pfarrer Menzel schmunzelt und verweist auf seine Körpergröße: Denke da hätte ich wenig Probleme und nur noch wenige Meter bis zum sicheren Erdboden.
Paul Reder, Pfarrvikar in Nordheim/Rhön, nennt bei unserem Anruf sofort die Rauchmelder im Haus. "Außerdem habe ich sogar einen nagelneuen Blitzableiter, so dass ich mich also sicher fühlen kann." Nach dem Brand seines Kollegen in Stockheim habe er aber doch schon einmal überlegt. Immerhin ginge es von seinem Fenster auch einige Meter nach unten. Dann stellte er aber fest, dass nicht weit entfernt ein Nachbardach vorhanden ist. Darauf könnte er sich zunächst retten. Pfarrer Karl Feser hat in seinem Pfarrhaus in Merkershausen solch eine Möglichkeit nicht. Er hat für uns kurzerhand nachgemessen: 6.50 Meter ginge es von seinem Schlafzimmerfenster nach unten und dann auf Betonboden. Das wäre schon schwierig, aber, was bliebe übrig, wenn bei einem Brand ihm der Weg über das Treppenhaus versperrt wäre. "Wenn mich niemand hört, müsste ich springen, würde mir aber ganz sicher die Füße brechen und auch sonst verletzten.".
Pfarrer Manfred Endres in Bischofsheim hat bislang über solch eine gefährliche Situation noch nicht nachgedacht. Er hat zwar Rauchmelder im Haus, aber im Fall der Fälle... Wäre auch ihm der Weg über das Treppenhaus durch Rauch und Flammen versperrt, bliebe der Fluchtweg über das Fenster. Bischofsheim hat ja ebenfalls ein historisches Pfarrhaus und auch das sind es einige Meter nach unten. Nachdenklich meint der Geistliche: Sie haben Recht...was wäre wenn." Pfarrer Fjodor Hölldobler von der orthodoxen Kirchengemeinde in Bischofsheim hat überall Rauchmelder im Haus und auf den Gängen. Schließlich brennen vor den Ikonen kleine Öllämpchen. Aber, lacht er, "mir passiert schon nichts, schauen Sie, hier habe ich eine große Ikone mit meinem Schutzengel und der passt auf mich auf."
Dekan Andreas Krefft, der im Obergeschoss des Pfarrzentrums in Bad Neustadt seine Wohnung hat, fühlt sich eigentlich sicher. "Überall sind Rauchmelder installiert und die funktionieren auch. Zumindest leuchten die Lämpchen. Trotzdem, was wäre im Ernstfall, wenn es keine andere Fluchtmöglichkeit mehr geben würde? Auch da hat der Dekan keine Sorgen. "Über ein Nebendach könnte ich mich in Sicherheit bringen." Er verweist in diesem Zusammenhang auf das historischen Bad Neustädter Pfarrhaus. Dort gibt es nur eine Treppe und die Hausmeisterwohnung befand sich einst unter dem Dach, das Schlafzimmer des Pfarrers im ersten Stock. "Ich glaube, da hätten wir ein Problem gehabt." Julia und Florian Mucha, evangelisches Pfarrerehepaar in Aubstadt hat das Schlafzimmer ebenfalls im ersten Stock. Da sie Holzöfen haben gibt es sowohl CO2-, als auch Rauchmelder. Aber, sagt Julia Mucha, wenn wir nicht mehr über das Treppenhaus uns retten könnten, ging es vom Fenster doch einige Meter nach unten. Allerdings habe man sich noch keine Gedanken gemacht. "Aber sie haben recht, was tun, wenn im Ernstfall nicht mal das Handy Empfang hat und das Telefon ist ja auch nicht am Bett." Da könne man nur auf das rasche Eingreifen der Feuerwehr und helfende Nachbarn hoffen.
Eine Anfrage bei der Diözese in Würzburg ergab, dass man für Brandmeldeanlagen in Pfarrhäuser nicht investieren müsse. "Das ist Sache der Kirchenstiftungen," sagt Pressesprecher Bernhard Schweßinger. Pfarrhäuser sind meist Wohnhäuser mit Büroräumen. Entsprechend dieser Nutzung wird verfahren, wie es der Gesetzgeber vorgibt. Es gelten die Vorgaben der Bayerischen Bauordnung. Außerdem finden regelmäßige Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsprüfungen statt. Im Drei-Jahres-Rhythmus begeht eine Fachkraft Arbeitssicherheit die jeweiligen kirchlichen Objekte, so auch das jeweiligen Pfarrhaus. Entdeckte Mängel werden protokolliert. Die Information geht an die örtliche Kirchenverwaltung oder das diözesane Bauamt zur Behebung.
Autor: Hanns Friedrich