So segnete Pfarrer Karl Feser das Osterfeuer vor der Stadtpfarrkirche, bevor er dann dort die Osterkerze entzündete und durch fünf große Weihrauchkörner an die Wundmale Christi erinnerte. Gleich zwei Osterkerzen segnete der Geistliche: Zum einen die der Stadtpfarrkirche, dann die der Hauskapelle des Elisabethaspital. Beide Kerzen hatten das Thema "Barmherzigkeit" aufgegriffen und bildlich umgesetzt. Die Osterkerze der Stadtpfarrkirche zeigt einen Lebensbaum darunter den barmherzigen Vater, der seinen Sohn in die Arme schließt und darüber den Regenbogen als Bundeszeichen. Dieses Zeichen gelte heute noch, sagte der Pfarrer. Die Kerze des Elisabethaspitals zeigt einen Mann, der den anderem unter die Arme greift und ihn hält, während ihm die Füße gewaschen werden. Darüber die Taube des Heiligen Geistes.
In seiner Predigt sagte Pfarrer Feser, dass, wer auf Gott vertraut, sich nicht vor dem fürchten muss, was der Alltag mit sich bringt. Jeder könne mit Hoffnung in den neuen Tag gehen. Der Geistliche griff die Ostergeschichte auf, als Frauen zum Grab gingen und dieses leer vorfanden. Davor zwei Engel, die fast vorwurfsvoll sagten: "Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten". Damit wussten die Frauen nichts anzufangen, ihre Hoffnung auf die Auferstehung war noch nicht vorhanden. Zwei Engel waren deshalb am Grab, weil, nach jüdischem Gesetz immer zwei Zeugen da sein mussten, um etwas zu bestätigen. Zu den Engeln sagte Pfarrer Feser, dass ein Engel die Botschaft an Maria überbrachte, dass sie einen Sohn bekommt, dann seien Engel in Bethlehm erwähnt, im Garten Gethsemane, wo ein Engel Jesus stärkt und am Grab Jesu. Engel sind damit Botschafter und Beschützer.
Weiter sagte der Pfarrer, dass sich die Jünger zur damaligen Zeit verschanzt hatten und den Frauen nicht glaubten, was sie erzählten. Petrus selbst sei zum Grab gegangen und habe ich überzeugt. "Für ihn galt: Tot ist tot, da gibt es keine Ausnahme." Erst als sich Jesus selbst den Jüngern zeigte, seien ihnen die Augen aufgegangen. Dann hätten sie die österliche Situation des Auferstandenen erfasst. Pfarrer Feser verwies abschließend auf die oft bekannte Aussage, gerade älter Menschen: "Wie Gott will!" Diese Aussage beinhalte das Ostergeheimnis, dass Gott es schon richtig macht und die Menschen nicht fallen lässt. Es ist dies letztendlich ein Bekenntnis zum guten Gott. In diesem Zusammenhang las er aus dem Ostersegen von Bischof Klaus Hemmerle, den dieser kurz vor seinem Tod geschrieben hatte.
Das Ostergeheimnis aus ganz anderer Sicht beleuchtete der evangelische Pfarrer Lutz Mertten. Er sprach von einem der drei Weisen aus dem Morgenland, der nach vielen Jahren wieder zurück kehrte, um den Gott der Liebe zu suchen. Keinen Stern habe er am Himmel gesehen, keine fröhlichen Menschen, niemand, die ihm die Türen öffneten und zu essen und zu trinken gab. Dabei seien sie doch alle an der Krippe in Bethlehem gewesen. Dort sei ein König, der die Herzen der Menschen geöffnet hat, Liebe ausstrahlte, geboren. Jeder, der an der Krippe stand, gab diese Liebe weiter. Es sei ein König gewesen, der vergibt, statt zu vergelten, der die Herzen der Menschen geöffnet hat. Bis nach Persien habe sich diese Hoffnung ausgebreitet. Den Weisen aus dem Morgenland verglich der Pfarrer mit den Flüchtlingen aus dem Irak, Afghanistan und Syrien. Dort sind Bomben, Terror, täglich unzählige Tote an der Tagesordnung. Brüder töten Brüder, Frauen und Kinder. Deshalb sei auch er geflohen, auf der Suche nach dem König der Liebe. Schon der Weg sei die Hölle gewesen. Es gab hohe Mauern, Baracken und Angst um sein Leben habe er gehabt.
Der Pfarrer ließ dem Weisen aus dem Morgenland seine Eindrücke schildern: Menschen habe er gesehen, "die verrecken, vor Hunger und Kälte, habe Menschen im Meer ersaufen sehen, tote Kinder im Wasser treiben." Statt Sterne erleuchteten brennende Häuser die Nacht. Niemanden gab es, der ihm den Weg zeigte, der sagte, wo er den König der Liebe findet. Dann fand er ihn doch noch nämlich in den Wohnungen, Gotteshäusern, Kindergärten und Schulen. Überall dort hing das Kreuz. Schnell erkannte er, dass die Menschen den Gott der Liebe gekreuzigt hatten: Sie haben die Liebe gekreuzigt. Wie das wohl wäre, wenn Gott wieder alles Auf Anfang setzen würde? Dann kämen anstelle der Hirten heute die Ärmsten, die Ausgestoßenen, vielleicht die Menschen auf der Flucht. Sie wären nicht mehr die Letzten, sondern die Ersten Erst danach kämen die Mächtigen und Einflussreichen dieser Erde zu ihm, nur um ihm zu huldigen. "Vielleicht würden die Menschen dann wieder lachen können und freundlich ihre Türen öffnen, vielleicht würden sie Reisenden wieder ohne Furcht Rast anbieten und Heimatlosen eine Heimat." Bestimmt, bestimmt würden sie ihre Herzen wieder weit und offen machen für Menschen aus dem Morgenland - oder wo immer sie herkommen. Sie würden sagen: Die Liebe ist nicht totzukriegen. So wie Jesus nicht tot zu kriegen ist.
Autor: Hanns Friedrich