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Bevölkerung und Bezirk Unterfranken unterstützten Hilfsaktion – Am Fronleichnamstag ist es wieder soweit: Wie seit Jahrzehnten werden die historischen Zunfststangen aus der Stadtpfarrkirche bei der Prozession mitgetragen. Ansonsten stehen sie im Altarraum. Mehr als 300 Jahre sind sie alt und wurden in den vergangenen Jahren restauriert. Initiator dieser Aktion, die nun abgeschlossen ist, war Dietmar Würz, Mitglied der Kolpingsfamilie Bad Königshofen. Spontane Unterstützung bekam er vom Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld, dort von Vorsitzendem Hanns Friedrich. sowie von Bezirksheimatpfleger, Kulturdirektor Klaus Reder aus Würzburg.

Über die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken gab es  eine 30-prozentige Förderung für die Maßnahme, die rund 20.000 Euro gekostet hat. Das Erfreuliche daran: Alle Zunftstangen konnten durch Patenschaften aus der Bevölkerung finanziert werden.  "Das ist doch etwas ganz Schönes und spricht für unsere Bürgerinnen und Bürger, die damit zeigen, wie wichtig ihnen solche Kunstschätze sind," sagt Initiator Dietmar Würz.  Rückblickend erinnert er daran, dass die Zunftstangen im Chorraum der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen in die Jahre gekommen sind. Ab und an fehlt an den Figuren ein Finger, die Mitra ist abgeplatzt, der Bischofsstab oder ein Buch waren abhanden gekommen, sie sind recht wackelig auf den Stangen. Es ging  nicht darum die Zunftstangen wieder auf Hochglanz zu bringen, sondern fehlende Teile zu ersetzen, vorhandene auszubessern und so manche Statue wieder fest zu verankern. Die Restauratorin Renate Bonfig aus Würzburg  hat dies fachkundig umgesetzt, wie Dietmar Würz bei einem Gespräch in Bad Königshofen sagte. Immerhin haben die Zunftstangen in der Stadtpfarrkirche von Bad Königshofen eine lange Tradition. Nur einmal im Jahr, nämlich bei der Fronleichnamsprozession kommen sie aus der Kirche und werden bei der Prozession mitgetragen.

Über die Bad Königshofener Zunftstangen gibt es kaum Unterlagen. Alfons Weigand hat sich aber anhand alter Unterlagen über das Handwerk und Brauchtum kundig gemacht und kann zumindest die einzelnen Stangen den jeweiligen Zünften zuordnen. Dazu zählen zum Beispiel die Bäcker, die den heiligen Nikolaus als Schutzpatron haben, die Zimmerer, mit dem heiligen Josef oder auch die Wagner, die den Erzengel Michael auserkoren und auf den Stangen kunstvoll dargestellt haben. Alfons Weigand erinnert daran, dass die Handwerksbetriebe früher in den Zünften organisiert und kirchlich sehr engagiert waren. Daher seien diese Zunftstangen entstanden, die dann bei Prozessionen, hauptsächlich an Fronleichnam, mitgetragen wurden. Früher sei dies ausnahmslos ein Privileg der Kolpingsfamilie gewesen. „Da hatten wir unsere schwarzen Hosen an und das weiße Hemd und sahen es als eine Ehre an, die Zunftstangen bei der Fronleichnamsprozession zu tragen“, erinnert sich  Weigand.

Er weiß auch, dass die Zunftstangen in den vergangenen Jahren einige Aufenthaltsorte hatten. Zunächst waren sie an den Säulen des Gotteshauses angebracht. Als 1966 die Figur des Heiligen Paulus gestohlen wurde, kamen sie in das Grabfeldmuseum. Die Heimatzeitung "Bote vom Grabfeld" berichtete damals, dass die Figur vom Sockel abgeschraubt wurde. Sankt Paulus war mit einem Schwert und in einem wallenden, goldenen Gewand dargestellt. Paulus ist der Schutzpatron der Zeltmacher. Geblieben ist der Sockel, auf dem die Statue stand. Sie zeigt einen Schusterhammer, ein Ledermesser und eine Aahle. Heute ist dort Sankt Bartholomäus als Figur dargestellt. Eine Spende der Kolpingsfamilie Bad Königshofen, initiiert von Dietmar Würz. Nach dem Diebstahl kamen die Zunftstangen in die sakrale Abteilung des Grabfeldmuseums, danach lagerten sie in der Vierzehnheiligenkapelle, dann im Pfarrgemeindehaus

Bei den Bad Königshofener Zunftstangen zeigt sich, dass es sich nicht nur um Schutzheilige handelt, sondern dort auch Bischöfe, erkenntlich an der Mitra, zu finden sind. Zum Beispiel der heilige Nikolaus der Patron der Bäcker. Er hält auf der Bad Königshofener Zunftstange einen Brezel in der rechten Hand. Das, so Weigand sei von Ort zu Ort jedoch verschieden. In anderen Bereichen war der heilige Bartholomäus der Schutzpatron der Bäcker. In Bad Königshofen unter anderem zu sehen, die Figur der heiligen Katharina, Patronin der Wagner. Zu lesen ist dort auch, dass der „obergeschworene Meister dieses Bildnis 1702 geschenkt hat“. Alfons Weigand: „Ein Obergeschworener ist wohl einem heutigen Obermeister einer Innung gleichzusetzen.“

Das Bildnis des Erzengels Michael haben die Gerber und die Schneider im Grabfeld einst für sich erkoren. Die Gerber waren eine der größten Zünfte im Mittelalter im Grabfeld und haben auch den größten Zunftleuchter in der Stadtpfarrkirche gestiftet. Dargestellt ist auf den Zunftstangen ein Bildnis der Madonna und des heiligen Josef, wobei dieser Schutzpatron der Schreiner und Zimmerer war und heute noch ist. Es ist schwierig in Bad Königshofen die jeweiligen Schutzpatrone der Zünfte herauszufinden. Viele sind in Bischofsornat dargestellt, Unterlagen sind nicht vorhanden. Erkennbar ist der heilige Kilian, als Patron der Maurer und Maler, aber auch der Heilige Johannes mit dem "Lamm". Zunftstangen gibt es übrigens nicht nur in Bad Königshofen, sondern auch im nahe gelegenen Münnerstadt, aber auch in anderen Orten.  Text: Hanns Friedrich

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