logo pg Grabfeldbrücke
Sechs Dorfkirchen im Grabfeld haben nun einen eigenen Kirchenführer. Ein fast 40-seitiges Heftchen im Taschenbuchformat und Hochglanzfotos. In kurzen, informativen Texten und aussagekräftigen Bildern werden die einzelnen Gotteshäuser vorgestellt. Die sechs Dorfkirchen gehören seit 2010 der neu gegründeten Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke an. Herausgeber ist das Katholische Stadtpfarramt Mariä Himmelfahrt in Bad Königshofen. Karen Schaelow-Weber, Kunsthistorikerin aus Leubach in der Rhön zeichnet für den Inhalt mit Unterstützung von Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert (Sternberg), verantwortlich.

In ihrer Würdigung schreibt Schaelow-Weber, daß sich besonders das Grabfeld durch ein reiches Erbe an architektonischen und künstlerischen Zeugnissen auszeichnet. Wenn sich auch nur wenige der Künstler, die im Grabfeld arbeiteten, über die Region hinaus einen Namen gemacht haben, lohne es sich doch, diese ländliche Kunstregion näher kennen zu lernen. Dies ist in den Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke möglich. Zu ihr gehören ebenfalls die Stadtpfarr- und Klosterkirche in Bad Königshofen, als auch die Wallfahrtskirche von Ipthausen, für die es eigene Kirchenführer gibt.

Die Kunsthistorikerin verweist auf Eyershausen, Merkershausen und Ipthausen, die sie als beeindruckende Landkirchen bezeichnet. Hier findet man Malereien des Würzburger Meisters Georg Anton Urlaub und des Barockmalers Johann Peter Herrlein. Seine Fresken und Deckengemälde beeindrucken noch heute, vor allem in Merkershausen und Althausen, sowie in Eyershausen. Nicht vergessen dürfe man die Stuckarbeiten von Bernhard Hellmuth aus Alsleben oder auch die kunstvollen Figuren und Altäre des Barockbildhauers Johann Joseph Keßler. "Er gilt unter den heimischen Künstlern als wichtigster Bildhauer des nördlichen Unterfrankens."  In kaum einer Kirche Unterfrankens könne man den nachgotischen Kunststil der "Echterzeit" besser erleben als in der Dorfkirche von Breitensee. Zu den in den 1965er Jahren "ausgeräumten Kirchen" von Ottelmannshausen und Herbstadt schreibt Karen Schaelow-Weber "sie zeigen sich nach der letzten Restaurierung wieder in einem harmonischen und ansprechendem Gesamtbild."

Ihren Streifzug durch die sechs Kirchen der Pfarreiengemeinschaft beginnt die Kunsthistorikerin in der Kirche St. Maria Magdalena in Althausen. Hier geht sie auf die Geschichte ein und nennt die 1378 errichtete Kirche, von der heute nur noch der untere Teil des gotischen Chorturms erhalten ist. Bilder geben Einblick in das Gotteshause, das der Grabfeldmaler Johann Peter Herrlein mit einem Deckengemälde, ähnlich dem in Zeil am Main, schmückte. Aufgelistet sind einzelne Skulpturen und die Inschriften der Glocken. Weiter gehe s nach Breitensee. Hier gibt das Foto einen Blick auf ein besonderes Gotteshaus frei. Es ist eine Kirche in der "Echter Gotik", die es heute nur noch ganz selten in dieser Vollkommenheit gibt. Der Betrachter erfährt mehr über den Hochaltar, die Sandstein-Pieta und einen Wappenstein der Herren von Milz. Das Sakramentshaus im Chor ist im Bild festgehalten, aber auch die Wandmalereien an der Südwand, die die Apostel zeigen.

Blättert man im neuen Kirchenführer weiter, kommt man auf Eyershausen, wo das Gemälde von Johann Peter Herrlein am Hochaltar im Mittelpunkt steht. Auch hier ist die Kirchengeschichte in kurzen Abschnitten aufgearbeitet. Die prachtvolle Innenausstattung der Kirche zeigt schließlich ein doppelseitiges Bild. Ausschnitte der Fresken vervollständigen die Information und lenken die Blicke des Betrachters auf  Besonderheiten, wie zum Beispiel in Kirchenfenster oder die Figur der Maria Immaculata. In Herbstadt ist die heutige, fast schmucklose Ausstattung des Gotteshauses zu erkennen. Karen Schaelow-Weber beschreibt  den modern gestalteten Volksaltar ebenso wie den Tabernakel, das Sakramentshaus der 1960er Jahre. Der Betrachter erfährt mehr über die Madonna mit Kind im Strahlenkranz oder den Heiligen Kilian und die vier vorhandenen Glocken. Ganz im Gegensatz dazu steht die Pfarrkirche St. Martin in Merkershausen, die prunkvoll ausgestattet ist. Das zeigt ein doppelseitiges Bild, das den Betrachter sowohl auf die Deckengemälde und Fresken verweist als auch auf die Seitenaltäre und den Hochaltar. Die Kunsthistorikern verweist auch darauf, daß Balthasar Neumann 1737 persönlich den Bauplatz abgesteckt hat und die Baupläne dazu erstellte.

Zuletzt wird im neuen Kirchenführer die Filialkirche von Herbstadt, St. Laurentius in Ottelmannshausen  vorgestellt. Auch hier fiel die Innenausstattung dem Ausräumgeist der 1960er Jahre zum Opfer. Schlichtheit prägt das kleine Gotteshaus heute. Karen Schaelow-Weber nennt das Sakramentshaus aus Muschelkalk in Gestalt eines brennenden Dornbusches und die Figuren des Heiligen Laurentius und Maria mit Kind. Ein Hinweis gilt auch dem gotischen Taufstein aus Herbstadt, der aus dem Jahr 1453 datiert. Der Königshofener Orgelbauer Karl Schlimbach hat die Orgel im Jahr 1857 geschaffen. Die Kirche von Ottelmannshausen verfügt über vier Glocken aus der Zeit von 1600 bis 1777 und 1959. Der neue Kirchenführer ist zum Preis von fünf Euro bei den jeweiligen Pfarrgemeinden erhältlich und liegt auch in den Kirchen aus. Text: Hanns Friedrich

­