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Vor 12 Jahren wurde Pfarrer Alfred Scheller, der die Pfarreien Saal und Wülfershausen betreute, zuvor Kaplan in Bad Königshofen war, an die Deutsche Katholische Gemeinde an der Costa del Sol, konkret nach Marbella versetzt. Der Hintergrund für die Versetzung war die Gesundheit Schellers, der an Rheuma leidet und unter spanischer Sonne am Meer diese gesundheitlichen Probleme mildern konnte. Nachdem er am Vormittag in Wülfershausen zu Gast war, kam er am Nachmittag kurz zum Pfarrfamiliennachmittag der Pfarrei Mariä Himmelfahrt nach Bad Königshofen und stellte hier seine Pfarrei vor. Alfred Scheller und Renate Baumann waren Überraschungsgäste des Pfarrfamiliennachmittages und wurden gerade auch deshalb herzlich begrüßt, da viele sie noch aus seiner Zeit in Bad Königshofen kannten.

Marbella ist eine Großstadt in Süden Spaniens an der Costa del Sol. Marbella hat 135.124 offiziell gemeldete Einwohner, darunter 38.195 Ausländer. Unter diesen befinden sich 5824 Briten und 4587 Marokkaner als stärkste Ausländergruppen. Daneben leben in Marbella auch 2561 Deutsche, 1196 Niederländer, 158 Österreicher und 130 Schweizer als Residenten. Die Stadtgemeinde Marbella liegt 57 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Malaga an der Küste des Mittelmeeres. Hier ist Pfarrer Alfred Scheller und Gemeindereferentin Renate Baumann zu Hause und betreuen die deutschsprachigen Katholiken.

 Wie Scheller in Bad Königshofen berichtete, ist Marbella eine Art Kurstadt, so wie Bad Königshofen, und zwar für Rheuma- und Asthmakranke. Es ist ein Luftkurort. Er selbst fährt  einmal in der Woche und zwar jeden Samstag rund 100 Kilometer zu einer Kirche, um dort Gottesdienst zu halten. Erfreulich nannte er es, daß sich heute noch viele Menschen für die Kirche gewinnen lassen. Eine weitere Kirche ist etwas näher, wo er dann die Sonntagsmesse hält. Etwa 70 Leute kommen zu den Gottesdiensten, die dann einem Raum unter der Kirche gehalten werden, "weil sich die Gottesdienstbesucher im großen Kirchenraum verlieren würden."

 Das Problem des Organistenmangels spürt auch Pfarrer Scheller in Marbella. Erst kürzlich hat er seinen Organisten, einen 82 Jährigen Mann, verabschiedet und bislang keinen Nachfolger gefunden. Erst im Rentenalter hatte der Organist das Spiel an der "Königin der Instrumente" erlernt. Kann Alfred Scheller gut spanisch sprechen?  "Nein, nein," lacht er, "so gut ist es nicht, aber ich komme zurecht."  In Spanien habe er gelernt, daß immer wieder viele, oftmals unangenehme Überraschungen auftauchen. So muß das Haus immer verschlossen sein, da Diebe unterwegs sein könnten.

 Insgesamt aber sei es sehr schön an der Costa des Sol. Die Pfarrei hat einen eigenen Pfarrbrief, dem Alfred Scheller den Namen "Wellenschlag an der Costa del Sol" gegeben hat. Hier gibt es immer die aktuellsten Informationen für drei Monate. Vorhanden ist auch eine eigene Website: www.katholischegemeinde-costadelsol.de . Es gibt eine deutsche Schule, wo Alfred Scheller Religionsunterricht erteilt. Ihm sind die Kinder der dritten und vierten Klasse anvertraut. Zur Zeit findet die Vorbereitung auf die Erstkommunion statt. Scheller läßt sich da einiges einfallen. So mußten die Kinder einen Rosenkranz aus Steinen auf seiner Terrasse im Pfarrhaus legen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, wie er meinte.

 Scheller berichtete von einem Großfeuer in Spanien, rund um Marbella. Hier hat man einem Landwirt geholfen, der 500 Ziegen hat. Das gesamte Weideland war vom Feuer vernichtet worden. Scheller startete eine große Hilfsaktion, auch im Internet und brachte so rund 9.000 Euro zusammen. Damit konnte der Landwirt sein Land wieder aufbauen. Bei dem Brand kamen auch zwei Deutsche ums Leben. Marbella ist eine schöne Gegend, aber es ist auch eine Gegend, bei der Unwetter große Schäden anrichten können. So gab es ein Unwetter, bei dem so starker Regen fiel, daß an die 200 Autos in Richtung Meer geschoben wurden.

 Zu den Gottesdiensten in Marbella sagte Pfarrer Alfred Scheller, daß es ihm wichtig ist, Gemeinschaft zu pflegen. Anders als in Deutschland haben die Kirchengemeinden von Marbella keinen Küster. "Der Pfarrer muss hier alles selbst machen und zwar vorher und nachher." Unter 20 Kilometer findet man in Spanien keine Kirche, so daß jeder auf ein Fahrzeug angewiesen ist. So kamen Scheller und Gemeindereferentin Renate Baumann auf die Idee, nach den Gottesdiensten zum Kaffee einzuladen. "Das ging natürlich zu Lasten unserer Freizeit am Sonntag, aber es hat sich gelohnt." Mittlerweile hat sich dies etabliert und Scheller hat so eine Kerngemeinde von 60 Deutschen, die regelmässig zu den Gottesdiensten kommen. Wer übrigens nach Marbella möchte und Pfarrer Scheller besuchen - kein Problem: "Einfach anrufen!"  Text: Hanns Friedrich

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