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Fastenpredigt "Barmherzigkeit" – Im Rahmen der Fastenpredigten in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen hatte Pfarrer Karl Feser das Evangelium vom barmherzigen Samariter an den Anfang gestellt. Dort heißt es, dass Jesus ein Gleichnis von einem Mann erzählte, der unter die Räuber fiel und schwer verletzt wurde. Ein Priester und ein Levit machten einen großen Bogen um den Verletzten. Lediglich ein Samariter half. Er zeigte Barmherzigkeit. Etwas, das heute auch aktuell sei, auch bei den Problemfeldern der katholischen Kirche.

 Barmherzigkeit beinhaltet die Worte arm und Herz und bedeutet somit: ein Herz haben für die Armen, sagte der Pfarrer in seiner Predigt. Das Herz sei seit alters her der Sitz der Empfindungen: „sich etwas zu Herzen nehmen“, Sich ein Herz fassen oder: beherzt etwas angehen." Das besage, dass Menschen sich anrühren lassen und damit Barmherzigkeit zeigen und tätig werden.  Darauf ziele auch der Evangelist ab, der in seinem Evangelium eine deutliche Hinwendung zu den Armen, Schwachen und Ausgestoßenen erkennen lässt. Er ergänzt die allgemeingültige Aussage der Gottes- und Nächstenliebe mit einem anschaulichen Beispiel. Bewusst habe Jesus die Diener der jüdischen Religion in seiner Erzählung gewählt, weil sich in ihrem Dienst Liebe zu Gott ausdrückt. Und dies setzt er einem Samariter entgegen, der in den Augen der Juden nicht zu den Gläubigen gehörte, sondern zu den Abtrünnigen, die den Tempelkult in Jerusalem ablehnten.

Priester und Levit machen einen großen Bogen um den, der da halbtot am Wege liegt. "Das ist die genauere Übersetzung aus dem Griechischen," erläuterte der Geistliche. Oftmals werde mit "Sah ihn und ging vorüber," ins Deutsche übersetzt.Einen großen Bogen machen, bedeute nichts anders als jemandem aktiv aus dem Wege gehen. Pfarrer Karl Feser: Wer zu nah heran geht und alles genau sieht, der wird von Mitleid gerührt. und kann dann nicht mehr anders als helfen. Priester und Levit wollten also nicht, dass ihr Herz vom Mitleid angerührt wird. Sie dienen dem liebenden Gott, treten aber die Liebe zum Nächsten mit Füßen. Damit stellt der Evangelist klar, dass Gottes- und die Nächstenliebe zusammen gehören. Im Evangelium wird dann ausführlich das Erste-Hilfe-Programm des Samariters geschildert: Er  reinigt die Wunden des Überfallenen mit Öl, desinfiziert sie mit Wein, verbindet sie und lässt ihn auf sein Reittier steigen, um ihn zur nächsten Herberge zu bringen. Dort erfolgt dann die richtige Versorgung, Der Samariter ging damit sehr überlegt vor. "Er praktiziert eine Nächstenliebe, ohne die Selbstliebe zu vergessen."

Noch einmal ging Pfarrer Feser auf das Evangelium ein, wo es heißt: „Zufällig aber kam ein Priester auf jenem Weg herab“. Das besagt, dass man sich mit der aktuellen Situation auseinander setzen muss. Die Erzählung endet: „Gehe und tue auch du genauso!“. Das besagt, dass jene, die das Evangelium lesen, aufgefordert werden tätig zu werden. Das Evangelium habe heute ebenso Gültigkeit. "Von den Milliarden Menschen ist jeder auch mein Nächster, aber es ist immer der Einzelfall, der mich herausfordert." Aktuell ging der Pfarrer auf die Flüchtlingswelle ein, erwähnte aber auch das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, die alten Eltern, die oftmals in ein Seniorenheim abgeschoben werden, sowie die Katholische Kirche und ihre Problemfelder. Konkret zur Flüchtlingssituation sagte Pfarrer Feser, dass man sich sachlich informieren und nicht auf Stammtischparolen hören sollte. Zum Unkrautvernichtungsmittel stellte er fest, dass es hier um Gifte geht, das Tiere und Menschen gefährdet. Ein weiteres Thema sind die Pflegebedürftigen, die heute oftmals ins Seniorenheim abgeschoben werden. Hier geht es  darum die eigenen Verpflichtungen nicht aus dem Blick zu verlieren, andere mit einzubinden und sich helfen zulassen.

Angesprochen hat Karl Feser die Problemfelder der katholischen Kirche: Streitthemen sind: Wiederverheiratet Geschiedene, die Rolle des Priesters, Frauenpriestertum. Hier müsse man sich fragen, ob die Katholische Kirche nicht oftmals einen Bogen herum macht, um den Problemen aus dem Weg zu gehen. Oftmals sollte nicht das Gesetz in den Mittelpunkt gestellt werden, sondern die Barmherzigkeit. Wie die Rolle des Priesters im 21. Jahrhundert ausschauen soll, sei völlig unklar. "Dabei gibt es gerade im Neuen Testament so vielfältige Rollen und Aufgaben. Gerade Frauen hatten tragende Aufgaben inne, wie auch die Männer. Warum also nicht auch die Frauen in unserer Katholischen Kirche in wichtige Positionen bringen?"  Fragen, die wie Pfarrer Feser sagte, einen ganzen Abend bei einer Diskussion ausfüllen würden.

Autor: Hanns Friedrich

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