An das Projekt „Deutschland singt“ erinnerte Pfarrer Josef Treutlein bei einer Andacht der Schönstattfamilie am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen Meiningen. Der gebürtige Bad Königshofener, bekannt als ein Marienverehrer, ging auf das Magnificat ein, das Maria gesungen hatte und stellte fest: Deutschland singt und Maria singt vor. Angesprochen hat er aber auch „The Skorpions“ und ihren Titel „Wind of Change.“ Sie hätten damit 1990 deutlich gemacht, dass etwas Neues in der Luft t lag.“
Pfarrer Josef Treutlein nannte dies am Schönstatt-Bildstock „die Hymne der Wende.“ Rückblickend auf die Jahre 1989 und 1990 sagte er, dass Millionen Deutsche diesen Tag jahrzehntelang herbei gesehnt hätten. Vor allem diejenigen, die die Teilung und den Mauerbau schmerzhaft erlebten. In seiner Ansprache erwähnte er Sängerinnen und Sänger, die zum 30. Jahrestag mit dem Projekt „Deutschland singt“ für Gänsehautfeeling sorgen wollten. Nicht einmal die Corona-Pandemie habe dieses Projekt gestoppt, bei dem letztendlich online geprobt und gesungen wurde. „Deutschland hat damit ein Zeichen für Dankbarkeit und Hoffnung für eine friedliche Zukunft gesetzt.“ „Eine deutschlandweite Dankdemo sei es gewesen, wobei mit Kerzen und Liedern an die Friedensgebete und die friedliche Demonstration in der DDR 1989 erinnert wurde. Ein Dank für Gerechtigkeit, Frieden und den Fall der Mauer. Die Feier der Schönstattfamilie am Bildstock reihe sich ebenfalls in diese Aktion ein.
Der Rektor des Käppele in Würzburg ging in seiner Ansprache auf Maria ein, die er als Vorsängerin bezeichnete, weil sie beim Besuch ihrer Verwandten Elisabeth das berühmte Magnificat gesungen hatte. „Für sie ist Gott damit nicht eine blasse Theorie, eine menschliche Erfindung sondern Realität.“ Am eigenen Leib habe Maria bekanntlich das Wirken Gottes erlebt. Die Bibel erzählt, dass sogar der ungeborene Johannes im Bauch seiner Mutter Elisabeth vor Freude hüpfte, „ weil Jesus schon im Bauch seiner Mutter Maria in der Welt ist.“ Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, seien es dann die Engel gewesen, die vom Frieden auf Erden gesungen haben. Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung singe und danke man mit Maria für den „Wind of Change“. Damit bleibe sie auch heute noch die Vorsängerin. Pfarrer Josef Treutlein sagte in seiner Ansprache, dass er sich überlegt habe, wie dieses Magnificat heute klingen würde, wenn Menschen erleben, wie sich Gottes liebevolles Wirken anfühlt. In Brasilien habe er die Antwort gefunden, wo ein entsprechender Text geschrieben wurde. Gerade die Menschen, die, wie in Brasilien, in Armut, unter sozialer Benachteiligung und Unterdrückung leben, würden an Maria hängen und sehen sie als Idendifikationsfigur.
Für die Besucher der Andacht las Josef Treutlein dieses brasilianische Magnificat. Da heißt es unter anderem: „Ich kann nur staunen, wie groß Gott ist und mich von Herzen freuen über meinen Herrn und Retter. Er steht auf der Seite der Geringen und Schwachen. Wo ich aufgeben möchte trägt er mich weiter. Diktatoren mit ihrer Macht entthront er und erhöht die Schichten des armen Volkes.“ Bei der Andacht am Schönstatt-Bildstock erinnerte man in Gebeten und Fürbitten an die Zeit der friedlichen Demonstration, bei der es zu keinem Blutbad kam und daran, dass mit Gott Grenzen überwunden wurden. Pfarrer Josef Treutlein erwähnte die Aussagen von Horst Sintermann, Mitglied des Zentralkomitees der SED im Jahr 1989, der gesagt hatte: „Wir waren auf alles vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete, sie haben uns wehrlos gemacht.“
Für Pfarrer Josef Treutlein ist es heute noch klar ersichtlich, dass es Gott war, der auf die Gebete der Menschen gehört hatte. Das habe er auch bei den Israeliten getan, als nach 40 Jahre das babylonische Exil zu Ende ging. 40 Jahre sei auch Deutschland geteilt gewesen und viele hätten Danklieder angestimmt, als Zaun und Todesstreifen fielen, erinnerte der Geistliche, der die eindrucksvolle Andacht mit dem Segen beendete. Sein Dank galt den Schönstatt-Familien Rhön-Grabfeld und Grimmental in Thüringen, die die Feier vorbereitet hatten, aber auch Landrätin Peggy Greiser (Schmalkalden-Meiningen), Rhön-Grabfeld Landrat Thomas Habermann, sowie Bürgermeister und Gäste aus Franken und Thüringen, die gemeinsam zum Schluss das Deutschlandlied anstimmten.
Autor: Hanns Friedrich