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Ostermorgen in den Kirchen – "Ostern macht eine neue Lebensqualität: Glauben wir an Ostern!" sagte Pfarrer Karl Feser in der gut besuchten Osternachtsfeier am Ostersonntagmorgen. Um 5.30 Uhr begannen in der Stadtpfarrkirche die Feierlichkeiten, die an die Auferstehung Jesu vor mehr als 2.000 Jahren erinnern. Bereits um 5 Uhr feierte der evangelische Pfarrer Lutz Mertten den Auferstehungsgottesdienst in der bis auf den letzten Platz besetzten evangelischen Kirche. In seiner Predigt beleuchte er das Karfreitags- und Ostergeschehen aus der Sicht des Simon von Kyrene, der von römischen Soldaten aufgefordert wurde, den Kreuzesbalken zu tragen.

 Er fragte sich dabei: Warum ich? Die Antwort die Pfarrer Mertten in seiner Predigt dazu gab: Warum nicht Du! In der evangelischen Kirche gestaltete der Chor den Gottesdienst mit, in der Stadtpfarrkirche war beim Hauptgottesdienst um 10 Uhr der Kirchenchor St. Cäcilia mit eingebunden.Eine Umfrage bei japanischen Gästen zum Osterfest in Europa stellte Pfarrer Karl Feser an den Anfang seiner Predigt am Ostermorgen in der Stadtpfarrkirche. Die Antwort der Japaner: Das ist das Eierfest. Kein Wunder, denn in dieser Zeit gibt es überall bunte Eier: Brunnen werden geschmückt, in den Geschäften liegen Eier und auch bei der Osterwerbung dreht sich alles um das Ei. Für die Kirche sei das Ei der Uranfang des Lebens. Das Ei beinhalte schlafendes und erwachendes Leben, sagte Pfarrer Feser. Deshalb finde man bei frühzeitlichen Bestattungen auch immer wieder Eier als Grabbeigabe. Das Ei sei letztendlich auch ein heidnisches Fruchtbarkeitssymbol und damit Quelle des Lebens.

In der katholischen Kirche könne man das Ei auch als Auferstehungssymbol deuten. Wie ein Küken ist Christus aus einer Schale gekommen. Pfarrer Feser deutete dabei das weiße Ei als silberfarben, den Dotter als Gold. Viele Beispiele habe man in den Lesungen des Ostermorgens zur Erlösungsgeschichte erfahren. Gläubige Juden würden deshalb die Auferstehung Jesu auch als Lebensrettung bezeichnen. "Wer auf Hass und Gewalt steht, der könne nicht gewinnen." Das zeige letztendlich die Auferstehung Jesu. Pfarrer Feser: "Auferstehung ist unzerstörbares Leben", denn Christus habe alle Fesseln des Lebens gesprengt und neue Lebenskraft gegeben. Deshalb erneuere man am Ostermorgen das Taufversprechen. Es mache die Liebe Christi über den Tod hinaus deutlich und gleichzeitig den Sieg des Guten über alle Zeit und Räume. Zurückkommend auf das Ei meinte der Geistliche: "Im Ei muss sich etwas wandeln, um neues Leben zu entwickeln."

Wie schon in den vergangenen Jahren schlüpfte der evangelische Pfarrer Lutz Mertten wieder in eine Gestalt der Leidensgeschichte. Diesmal nahm er die Rolle des Simon von Kyrene an, der von der Feldarbeit kam und zufällig den Leidensweg Christi durch die Straßen von Jerusalem mitbekam. "Was für eine arme Kreatur, den Mann hatten sie echt übel zugerichtet und er musste den Querbalken selbst zur Kreuzigung tragen." Eigentlich wollte Simon nur kurz mal schauen, was sich da tut, doch als er weitergehen wollte, forderte ihn ein römischer Soldat auf, den Kreuzesbalken zu tragen, unter dem Jesus zusammen gebrochen war. Simon stellte sich innerlich die Frage, warum gerade er das machen soll, wo doch 60 bis 70 Leute herum stehen. "Wenn man aber nicht Bekanntschaft mit dem Kurzschwert eines Römers machen will, widerspricht man nicht," sagte sich Simon und nahm den Kreuzesbalken auf. "Der ist so schwer, als ob der arme Kerl die Last der Welt auf seinen Schultern trägt," dachte sich Simon.

Die Frage, warum gerade er das Kreuz mittragen soll, beantwortete er sich selbst: Weil ich es einfach kann, weil ich ihm helfen kann! "Noch nie zuvor habe sein Leben soviel Sinn gemacht. Die Szene wechselt: Simon ist drei Tage später unterwegs, als er plötzlich angesprochen und gebeten wird, mit den Jüngern Jesu nach Galiläa zu gehen, wo sie den Auferstandenen sehen werden. Auch hier stellte sich Simon wieder die Frage, warum denn gerade wieder er gefragt und gebeten wird mitzugehen. Die Antwort der Jünger: Hast du nicht sein Kreuz getragen, bist du also nicht auch einer seiner Jünger? Simon erfährt, dass Jesus auferstanden ist und lebt, seine Liebe zu den Menschen sei nicht tot zu kriegen. Aber Jesus sei auf viele angewiesen, auch auf Simon von Kyrene, denn es gebe noch viel zu tun. Pfarrer Lutz Mertten schaute in der Kirche zum Abschluss seiner beeindruckenden Predigt in die Runde und stellte die Frage: Was ist mit Euch? Du da! Warum Du? - Warum nicht Du!.

Autor: Hanns Friedrich

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