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„Liebe Kinder, damit habe ich nicht gerechnet,“ sagte ein sichtlich überraschter Pfarrvikar Benjamin Pereira, als er am Samstagnachmittag das Gotteshaus in Großeibstadt verließ. Dort warteten nämlich, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit selbst gebastelten Blumen auf den Jubilar, der zuvor in der Kirche St. Johannes der Täufer sein „40-Jähriges Priesterjubiläum mit einem Gottesdienst gefeiert hatte.

In Corona Zeiten ist alles etwas anders und so konnte der Pfarrvikar die Blumen nicht in Empfang nehmen sagte aber, dass er gerne jedem die Hand geschüttelt und sich bedankt hätte. So war es auch schon im Gottesdienst, als Dekan Andreas Krefft den Mitbruder nicht umarmen konnte, sich dafür aber vor ihm und seinen Dienst für die Verkündigung der Glaubensbotschaft Christi verneigte. Im Gottesdienst herrschte aufgrund der gestiegenen Zahlen Maskenpflicht auch während der Messe, die nur geladene Gäste mitfeiern konnten. Mit Dekan Andreas Krefft standen Pfarrer Karl Feser und Pastoralreferentin Barbara Polzer am Altar.

Dekan Andreas Krefft verwies in seiner Begrüßung auf den Weltmissionssonntag, den die Kirche feiert. Dabei denke man unwillkürlich an Missionare. Vor Jahrzehnten seien diese von Europa nach Afrika und Indien ausgesandt worden, seit Jahren sei dieser Austausch umgekehrt. „Viele unserer Aushilfspriester kommen aus Afrika oder auch Indien, um uns zu unterstützen. Dazu gehöre auch Pfarrvikar Benjamin Pereira. In seiner Ansprache skizzierte der Dekan den Lebenslauf des Jubilars, der am 25. Oktober 1980 in Poona in Indien von Bischof Valerian zum Priester geweiht wurde. Geboren ist er in der Stadt Agra, seine Eltern zogen dann nach Goa. Hier ging Benjamin Pereira zur Schule und absolvierte das Abitur. 30 Prozent der Bevölkerung sind Christen und so wuchs auch er in einer christlichen Familie auf. Sein Vater sei sicher nicht glücklich gewesen, als sein erstgeborener Sohn Priester werden wollte. „Eigentlich warst du als der älteste Sohn dazu ausersehen, eine Familie zu gründen und den Namen Pereira weiterzutragen.“ Den Ausschlag für den Berufswunsch gab der dortige Pfarrer, der Menschen besuchte die arm und krank waren. Dabei begleitete in Benjamin Pereira und so wollte  auch er anderen Menschen Kraft und Halt geben.

In Poona studierte er Philosophie, Psychologie und Soziologie, danach Theologie an der Päpstlichen Hochschule. Nach der Priesterweihe ging er nach Amerika, um den Master in Psychologie zu machen. Wie aber kam er nach Deutschland? Schmunzelnd nannte der Dekan den heutigen Pfarrvikar einen „Importartikel“. 1997 besuchte Bischof Walter Mixa aus Eichstätt, die Partnerstadt Poona in Indien. Dort bat er um Unterstützung in seiner Diözese durch zwei indische Priester. „Einer davon warst du und so bist du für die beiden Diözesen zum Brückenbauer geworden.“ Die erste Stelle war in Langwasser bei Nürnberg, die zweite in Oberbayern. „Wie bist du wohl mit diesen Dialekten als Inder umgegangen?“ Benjamin Pereira habe dies alles gut bewältigt bevor er dann ins Grabfeld kam. In jeder Sprache habe er es geschafft, andere Menschen zu unterstützen und sie mit der Botschaft Jesu froh zu machen. Geschichtliches, Meditation, Literatur und Musik sind der Ausgleich, den Benjamin Pereira in seinem priesterlichen Beruf hat  Auf die Frage, was er auf eine einsame Insel mitnehmen würdest, sagte er dem Dekan: die Bibel, eine Biographie von Sokrates und einen bequemen Stuhl zum Meditieren.

Der Geistliche ist aber auch für seine Kochkünste bekannt und bei der Musik reicht die Bandbreite von ruhigen Rhythmen bis zur Country- und Volksmusik. Auf Platz 1 der Rangliste steht der Bozner Bergsteigermarsch, eine Hommage an die Schöpfung. Auch die Heimat schwinge in diesem Lied mit. Diese Heimat, so der Dekan, habe der Pfarrvikar sicher in den vergangenen drei Jahren im westlichen Grabfeld gefunden. „Wir jedenfalls sind froh, dass wir dich bei uns haben und danken dir für alles, was du hier für die Menschen getan und bewegt hast.“ Erinnert hat Dekan Andreas Krefft aber auch an die Menschen, mit denen der Pfarrvikar in den vergangenen vier Jahrzehnten in Kontakt kam ihnen den Glauben nahe brachte. Oft habe er sicher Trost und Halt gegeben und ihnen gezeigt, dass es bei Gott immer einen Weg zurück gibt und keine Sünde, die Gott nicht verzeihen könnte, weil seine Liebe größer ist als alle Schuld. Benjamin Pereira sollte deshalb auch weiterhin Bote der Liebe, Werkzeug des Friedens, Spender der Gnaden und ein guter Hirte für viele Menschen sein. „Du bist ein Segen für uns alle.“

Die Glückwünsche der Kirchengemeinden Großeibstadt, Sulzfeld und Großbardorf überbrachte Großeibstadts Bürgermeister Gerd Jäger. Er nannte die herzliche, freundliche und einfühlsame Art des Priesters. Schnell habe er sich Namen und Personen merken können. Beeindruckt sei man von Anfang an von seiner guten Aussprache und seinem Gesang gewesen. Gerd Jäger erinnerte an eine Feier, bei der der Geistliche mit einem bayerischen Liedsolo überzeugte. Sehr gut sei die Zusammenarbeit, vor allem, da er den Chören bei der Mitgestaltung von Gottesdiensten freie Hand lässt. Einen einzigen Feind habe Benjamin Pereira: Die kalte Jahreszeit. Bedingt durch die wärmeren Winter könne der Pfarrvikar aber nun oftmals Schaal und Mütze zu Hause lassen. Der Bürgermeister wünschte weiterhin alles Gute, vor alle Gesundheit.

Pfarrvikar Benjamin dankte für die guten Wünsche und meinte, dass er sprachlos sei, sich aber sehr gefreut habe. Er erwähnte den Weltmissionssonntag, der zu seinem Jubiläum passe, denn die Liebe Christi sei überall zu finden. Er selbst sei dankbar, dass er den Priesterberuf gewählt hatte. Besonders dankte er Dekan Andreas Krefft, Pfarrer Karl Feser und Pastoralreferentin Barbara Polzer, dass sie mit ihm den Gottesdienst feierten. Ermutigende Worte seien an ihn gerichtet worden, die er für seinen weiteren Lebensweg gerne annehme. Zur Pfarreiengemeinschaft Westliches Grabfeld sagte er: „Das ist meine Heimat und hier fühle ich mich sehr wohl!“Sein Dank galt aber letztendlich Gott, der ihn in den vergangenen Jahrzehnten begleitet hat.

Autor: Hanns Friedrich

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