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Mit dem Gründonnerstag sind sie wieder unterwegs - Die Klapperer oder Ratscher, wie sie im Volksmund genannt werden. Jungs und Mädels, die die Glocken ersetzen. Die sind nach altem Volksglauben von Gründonnerstag bis Karsamstag "nach Rom geflogen." Mit dem Gloria verstummen in den christlichen Kirchen am Gründonnerstag Orgel und Glocken und sind erst in der Osternacht wieder zu hören. Es ist dies eine Erinnerung an das Leiden und den Tod Christi. Dann sind die Ratscher gefragt, die mit ihren Holzinstrumenten durch die Ortschaften ziehen und oft jahrhunderte alte Verse singen.

Früh, mittags und abends ziehen sie in Gruppen durch die Straßen und rufen zum Gebet. Vor allem in den Dörfern des Altlandkreises Königshofen sind die Jungen und mittlerweile auch Mädchen recht aktiv. Schon Wochen vorher werden die Holzkästen vom Dachboden geholt, gesäubert und hergerichtet. Solch eine Holzklapper oder -Ratsche besteht aus einem etwa 50 mal 30 Zentimeter großen Resonanzkasten aus Holz. Darauf befinden sich zwischen sechs und zehn Holzhämmer, die wiederum durch eine Walze in Bewegung gesetzt werden und ein dumpfes Geräusch ergeben. Die Ratschenbauer sind im Landkreis Rhön-Grabfeld rar geworden.

Das Ratschen an den Kartagen erfolgt in Gruppen zwischen zehn und 20 Jungen und Mädchen, die im Dreier- oder Fünfertakt die Walze drehen und so die Hämmer verschiedentlich aufeinander schlagen lassen. Dazu singen sie, je nach Ortschaft, verschiedene Liedtexte, die ebenfalls oft über Jahrzehnte überliefert sind. Los ging es am Gründonnerstagabend nach dem Gottesdienst. Geratscht wird am Karfreitag und schließlich letztmals am Karsamstag.

Aus den 1930er Jahren stammen die neuen Texte der Ratschenbuben von Bad Königshofen, die der verstorbene Kreisheimatpfleger Otto Schulz überarbeitet hat. Geschrieben wurden sie von einem Kaplan Memmel der Stadtpfarrei Königshofen im Grabfeld. Da hört man am Karfreitag in den Abendstunden: "Ihr Christen, nun ruht der Herr im Grab, heut, morgen bis zum dritten Tag. Kyrie Eleison". Am Karsamstag ist am Abend der letzte Einsatz der Ratscher. Dann singen sie: "Es beginnt die heil'ge Osternacht, das Licht durchdringt die Grabesnacht. Maria nicht mehr klagt und weint, Christus der Herr, ihr bald erscheint. Ave Maria".

Dass die Ratschenbuben, wie sie im Grabfeld heißen, für ihre Arbeit auch etwas erhalten, ist ganz klar. Am Karsamstag dürfen sie, ohne natürlich ihren wichtigen Dienst zu vernachlässigen, von Haus zu Haus gehen und um eine kleine Gabe bitten. Sie sagen dann folgenden Spruch: "Wir haben geklappert fürs heilige Grab und bitten um eine Ostergab". Durften früher nur die Ministranten der jeweiligen Ortschaft mit klappern, kann heute jeder, der Interesse hat mit machen. Interessantes wird aus dem thüringischen Nachbarort Wolfmannshausen berichtet. Das Dorf war einst eine katholische Enklave, die dem Bistum Würzburg, auch zu DDR-Zeiten angehörte. Dort wurde unter dem damaligen, heute verstorbenen Seelsorger, Pfarrer Alfred Rind, das Ratschen in den Kartagen gepflegt.  Als besondere Belohnung verteilte der Ortspfarrer eine Tube West-Zahncreme. Die hat er immer wieder gesammelt und konnte so eine besondere Osterfreude bereiten. Heute sicher nicht mehr vorstellbar.

Gustav Blum aus Bad Königshofen weiß noch aus seiner Jugendzeit, daß man früh um 6 Uhr, Mittags um 12 Uhr und abends um 18 Uhr "gerumpelt" hat. Die Texte waren immer gleich: Wir klappern den englischen Gruß, den jeder Christ beten muß. Fallet nieder auf die Knie, betet Vater unser und Ave Marie! Ave Maria." Natürlich wurde auch damals schon am Karsamstag um eine kleine Spende gebeten. Geld gabs allerdings kaum. "Es waren Eier und ab und zu auch einmal Süßigkeiten," sagt Gustav Blum.  Text: Hanns Friedrich

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