Erstmals nach Corona waren es wieder einmal „hörbare“ Kartage in den Gemeinden des Landkreises Rhön-Grabfeld. Die Ratscher, Rumpler oder Klapperer, wie sie im Volksmund genannt werden waren von Gründonnerstag an unterwegs.
Dabei haben sie nicht nur viel freie Zeit investiert, sondern sind auch einige Kilometer gelaufen. 36 Mädchen und Jungs waren zum Beispiel in Bad Königshofen an den drei Kartagen runde 900 Kilometer unterwegs und haben dafür insgesamt gut 40 Stunden aufgebracht. Außerdem hieß es früh aufstehen, denn, trotz Ferien, wurde morgens um 7 Uhr bereits gerumpelt, dann wieder um 11 Uhr und 17 Uhr.
Eine enorme Leistung und dass, um einen althergebrachten Brauch wach zu halten. Traditionell ersetzen die Jungs und Mädels ja in den Kartagen die Glocken, die ab dem Gründonnerstag schweigen. Dann rufen sie mit althergebrachten Versen zum Gebet. Nicht immer stoßen sie mit ihren Holzinstrumenten auf Gegenliebe. So wurden den Rumpler in Eyershausen zum Beispiel Schläge angedroht, wenn sie nicht damit aufhören. In Eyershausen regelte die Polizei den Vorfall, so dass der Anwohner sich bei den Kindern entschuldigte
Auch in Bad Königshofen gab es wohl Anwohner, die nicht so ganz „mit dem Lärm am frühen Morgen“ einverstanden waren. Für Kreisheimatpfleger Reinhold Albert ist das nichts Neues. Selbst die Sternsinger hätten schon schlechte Erfahrungen bei ihren Hausbesuchen gemacht, weil der Geruch des Weihrauchs in die Wohnung zog.
Bad Königshofens Pfarrer Pater Joe erfuhr von den Kindern aber, dass sie das alles gerne machen, auch wenn ihnen nach drei Tagen die Füße weh tun und sie vor allem wieder einmal ausschlafen möchten. „Es ist ein schöner Brauch und er ist mir auch bekannt.“ Übrigens war es für den Pfarrer nach zwei Jahren Corona wieder eine Besonderheit, dass es bei den Gottesdiensten keine Einschränkungen mehr gab und „die Leute in die Kirche gekommen sind.“ Viele trugen dabei nach wie vor Masken, ebenso auch Pfarrer und Altardienst.
Autor: Hanns Friedrich