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Seit einigen Jahren schon sind die Küster der Kirchen im Bereich der Stadt Bad Königshofen auf der Suche nach einem Christbaum. Es sind meist die Aufrufe in den Medien, die Bürgerinnen und Bürger veranlassen, einen Weihnachtsbaum zu spendieren. Der Grund: Vor einigen Jahren hat der Bad Königshofener Stadtrat beschlossen, aus Kostengründen den Kirchen keine Weihnachtsbäume mehr aus dem Stadtwald zur Verfügung zu stellen. Die Stadt selbst geht "mit gutem Beispiel" voran und bittet seitdem auch um einen stattlichen Baum am Marktplatz. Michael Löhr, Küster der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen ließ denn auch einen Aufruf in unsere Zeitung setzen, mit der Bitte einen Baum für das Gotteshaus zu spenden.

"Der Aufruf war zweimal in der Zeitung und da habe ich mich entschlossen aus meinem Garten eine Nordmanntanne zu spendieren." Der das sagt ist Kurt Mahlmeister aus Schmalwasser. Er wohnt in der ehemaligen Forstdienststelle und hat dort mehrere Tannen stehen. Die sollen eh nach und nach gefällt werden und so rief er in Bad Königshofen Michael Löhr an. Der fuhr persönlich nach Schmalwasser und besichtigte den Baum. "Schließlich soll es ein gut gewachsener und schöner Christbaum für unsere Stadtpfarrkirche werden."  In Schmalwasser staunte er nicht schlecht, als er aus einer ganzen Reihe gut gewachsener Tannen sich einen auswählen durfte. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass Kurt Mahlmeister Verwandtschaft in Bad Königshofen hat und zwar bei der Familie Pauline Staub. Manfred Staub ist in der Kirchenverwaltung und sein Cousin. "Wir treffen uns in den Familien immer wieder einmal und umso mehr freut es mich, dass der Christbaum für unsere Stadtpfarrkirche von meinem Cousin Kurt Mahlmeister aus Schmalwasser kommt.

Am Donnerstagvormittag war Abholtermin. Die Zimmerei Wentorf/Bulheller (Bad Königshofen) stellte das Fahrzeug mit dem großen Anhänger zum Transport zur Verfügung und Rainer Bulheller, unterstützt von Heinrich Weber, Manfred Staub und Michael Löhr machten sich auf in die Rhön. "Ein prächtiger Baum," waren sich alle einig, als sie am Forsthaus in Schmalwasser standen. Eine rund acht Meter hohe Nordmanntanne wurde um zwei Meter gekürzt, noch vor Ort im unteren Bereich des Stammes entastet und auf den Anhänger verladen. Gar nicht so einfach, denn der etwa 25 Jahre alte Baum, hatte doch ein Gewicht von rund vier Zentner. Schnell noch ein Bild mit dem spendierten Baum, ein kurzer Plausch unter den Cousins und dann ging es bei diesigem und regnerischem Wetter in Richtung Grabfeld. Mit Blick auf die noch stehenden Tannen am Forsthaus meinte Küster Michael Löhr schmunzelnd: "Wenns geht, für uns für nächstes Jahr noch einen Baum stehen lassen, wir sagen Danke und freuen uns auf 2019."

Wer jetzt denkt, dass der Baum in Bad Königshofen schnell aufgestellt ist, der irrt. Zunächst musste der Stamm der Größe des überdimensionalen Christbaumständers angepasst werden. Heinrich Weber hatte dazu ein Kunststoffrohr, dass dem Durchmesser entsprach. Mit der Motorsäge wurden die kleinen Ausastungen beseitigt, probiert und dann der Baum in die Stadtpfarrkirche gezogen. Da hieß es alle Kräfte zusammen nehmen und ziehen. "Aber Vorsicht, der Baum und die Spitze sollen ja nicht beschädigt werden," sagte Heinrich Weber. Dann die "Stunde der Wahrheit" passt er in den Ständer? Perfekt. Mit entsprechenden Schrauben wurde der Stamm fest eingespannt. Mittlerweile hatten Heinrich Weber und Michael Löhr ein Seil am Baum befestigt und Heinrich Weber hatte von einem kleinen Fenster über dem Altarraum die Aufgabe die Nordmann Tanne zu halten und zu dirigieren. "Vorsicht!" rief Rainer Bulheller plötzlich, denn der Baum drohte umzufallen. Rechtzeitig wurde er noch in die Senkrechte gebracht - und stand.

Noch ein bißchen ausrichten und die Zweige so drehen, dass sie in Richtung Kirchenraum schauen. Dann ging es in den Kirchenraum - "Schauen ob er so stehen bleiben kann," meinte Michael Löhr. "Passt so, sieht sehr schön aus," waren sich alle einig. Dann hieß es für den Küster der Stadtpfarrkirche noch Eimer und Putztuch herausholen, denn der Boden hatte beim Hereintragen einiges an Schmutz abbekommen. Hoch hinauf ging es am Freitag für Kai Börger, denn er musste die großen und kleinen elektrischen Kerzen entsprechend platzieren. Rund 300 Lichter schmücken nun den Bad Königshofener Christbaum, außerdem, wie alle Jahre zahlreiche Strohsterne. Am Heiligen Abend wird er eine besondere weihnachtliche Stimmung beim bekannten Lied "Stille Nacht" zaubern, wenn die Kirche dunkel ist und nur noch die Kerzen den Altarraum erleuchten.

Autor: Hanns Friedrich

 
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