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Die Rorateämter in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen werden allenthalben gut besucht. Schon am Abend vorher ist Küster Michael Löhr damit beschäftigt kleine Teelichter an den Bänken aufzustellen. Ebenso an den fünf Ecken der Kanzel und auch auf der Emporebrüstung. Hinzu kommen dann Kerzen am Hochaltar und natürlich am Volksaltar. "Schließlich müssen Priester und Lektoren ja beim Gottesdienst etwas sehen.

In den katholischen Gemeinden sind Rorate-Ämter heute noch beliebt. Teils beginnen sie nach alter Tradition schon morgens um 6 Uhr, spätestens, wie in Bad Königshofen, aber um 7 Uhr.  Mit Rorate werden im katholischen Festjahr die frühmorgendliche Messfeiern im Advent bezeichnet. In diesen Messen ist der Vers Rorate caeli desuper  „Tauet, Himmel, von oben“ ein wesentliches Element der Liturgie. Der gesamte lateinische Text lautet: Rorate caeli, desuper, et nubes pluant justum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem. Übersetzt heißt das: Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor. In früheren Jahren wurde dieser Text unter dem Adventskranz gesungen und dann die jeweilige Kerze angezündet.

Damit rückt zugleich der Ursprung der Namensgebung wieder stärker in den Blick. Der Rorate-Ruf "Rorate caeli desuper" symbolisiert die sehnsüchtige Erwartung des Volkes Gottes, das die zweite Ankunft des Herrn in Herrlichkeit erwartet. Er bezeichnet insofern gleichsam die Grundgestalt der Adventszeit als eine Zeit der Vorbereitung auf das Kommen des Herrn. Ein besonderes Augenmerk im Hinblick auf die Gestaltung der Roratemessen wird oftmals  nach der Liturgiereform auf die Unterscheidung zwischen einer eher traditionellen Komponente, also Marienmesse und der eigentlichen Adventsthematik gelegt.

Wie früher hat es sich erhalten, dass die Rorate-Ämter bei Kerzenschein gehalten werden. Die Rorate-Messe war bis zur liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine Votivmesse zu Ehren Mariens, die ursprünglich nur an den Samstagen der Advemtszeit, mancherorts aber auch täglich gefeiert wurde. Wegen des dabei vorgetragenen Evamgeölo Evangeliums von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel bezeichnete man sie auch als Engelämter. Durch die liturgische Erneuerung wurde der Akzent stärker auf die Erwartung des Herrn gelegt, und die einzelnen Tage erhielten je ein komplettes Messformular mit eigenen Schriftlesungen.

Die Feier in der Morgenfrühe, vor dem Aufgang der Sonne, gleichsam Christus als Licht erwartend orientiert sich am Meßformular des vierten Adventssonntags. Aus dem Rorate haben sich im 15. und 18. Jahrhundert die bekannten Adventslieder wie O Heiland reiß die Himmel auf“ oder auch das bekannte „Tauet Himmel den Gerechten“ entwickelt. Selbst das Christus-Oratorium von Franz Liszt beginnt mit der Gregorianischen Melodie des Rorate-Eingangsgebetes. Seit wann es diese Rorate-Ämter gibt ist nicht bekannt. In Bayern jedenfalls sind sie seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar.

Mit ganz besonderer Feierlichkeit beging man früher übrigens den „Quatember Mittwoch“ in der Adventszeit mit der sogenannten „Goldenen Messe“. Der Volksglaube schrieb den Roratemessen besondere Wirksamkeit zu für die Familie, die Lebenden, die Toten  aber auch für das Vieh, sowie Haus und Hof. Im Mittelalter wurden die Gottesdienste durch szenische Darstellungen erweitert. Grund dafür war, dass damals die meisten Menschen nicht lesen konnten. In Bad Königshofen ist es üblich, dass der Gesangverein Harmonia die letzte Rorate, diesmal am Samstag, 23. Dezember, gesanglich umrahmt. Sie findet in der Wallfahrtskirche Ipthausen um 7 Uhr statt.

Autor: Hanns Friedrich

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