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 Predigt zum 28. Sonntag – Jahr A 2020
Les: Ev: Mt 22, 1-14 nach Exegese von: Andreas Diße

Von der Textart her ist das Evangelium, das wir gerade gehört haben eine Gerichtspredigt Jesu.
So wie der Text aber vorliegt, so wie wir ihn gehört haben, ist der Text in sich unschlüssig und wirft
mehr Fragen auf als er Antworten gibt.

  • Wieso wird der Gast ohne Hochzeitskleid verurteilt, das ist doch völlig ungerecht:

Woher soll jemand wohl ein angemessenes Kleid haben, wenn er doch gerade von
der Straße herbeigeholt worden ist?

  • Die Tischdiener (V.13) verwandeln sich am Ende in Gerichtsschergen, die den

Verurteilten hinauswerfen. Dabei ist die drohende Strafe besonders drastisch
ausgemalt (V.13: an Händen und Füßen gefesselt, hinausgeworfen in die äußerste
Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen ist). Diese angedeutete Strafe erscheint
völlig überzogen im Blick auf das geschilderte Vergehen eines Verstoßes gegen die
Kleiderordnung.

  • Wieso werden die Knechte des Königs misshandelt und getötet, nach dem die

Erstgeladenen ein zweites Mal eingeladen werden?

  • Wieso ist die Reaktion des Königs auf die Ermordung seiner Knechte so über die

Maßen übertrieben, so dass er nicht nur die Schuldigen bestraft, sondern geradezu
einen Kriegszug gegen die „Stadt der Mörder“ unternimmt und dieselbe
niederbrennt?

  • Nach dem Feldzug des Königs, der ja sicher einige Zeit in Anspruch nimmt, geht das

vorbereitete Hochzeitsfest scheinbar unbekümmert weiter als hätten sich die
gebratenen Ochsen die ganze Zeit über weiter am Spieß gedreht.

  • Der Sohn des Königs (V.2), für den die ganze Veranstaltung stattfinden soll,

kommt im Verlauf der Handlung überhaupt nicht vor. Die Geschichte kann also so nicht weiterhelfen. Wir müssen sie hinterfragen, wir müssen sie dekodieren, denn es handelt sich hier um eine Allegorie. Personen, Orte, Situationen müssen umgedeutet werden. Die Begriffe, die die Geschichte dabei vorgibt sind: König, Sohn, Hochzeitsmahl, Gäste, Knechte, Hochzeitsgewand. Es geht hier also um die Absage der Geladenen. Die Ursprungserzählung, die dem Mt-Ev vorgelegen hat, lässt sich in Kürze folgendermaßen erzählen: Ein Mann veranstaltet ein Mahl. Er sendet seinen Knecht aus, um die schon Geladenen herbeizurufen. Diese wollen – trotz des Hinweises, es sei alles bereit – nicht kommen und gehen fort (auf ihr Feld). Darauf erzürnt der Mann und lässt seinen Knecht an die Wege hinausgehen und andere als Gäste herbeiholen.

Die Bibelwissenschaftler sind sich einig, dass diese Erzählung letztlich auf Jesus zurückgeht. In jedem Fall unterscheidet das Gleichnis zwischen zwei Gruppen von Menschen: denjenigen, die zuerst geladen sind und die Einladung ausschlagen und denjenigen, die nachträglich herbeigeholt werden und das Fest ermöglichen.Wer sind nun diese beiden Gruppen? Sind es Fromme und Sünder oder: Reiche und Arme oder: Juden und Heiden?

  • Die Unterscheidung der Geladenen in Fromme und Sünder fällt wohl weg, sagt Jesus doch selbst:

„Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“. Er ruft also nicht erst die
Gerechten und Frommen und weil diese nicht kommen die Sünder.

  • Werden die beiden Gruppen als Reiche und Arme identifiziert, so wissen wir von Jesus, dass er

sich von vornherein den Armen zugewandt hat.

  • Nun sind wir bei der Deutung der beiden Gruppen auf Juden und Heiden. Dies scheint dem

Selbstverständnis Jesu zunächst zu widersprechen, sagt er doch: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (Mt 15,24). Jedoch gibt es auch die Worte Jesu: „Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen; die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen in die äußerste Finsternis“ (Mt 8,11f). Somit ist klar, dass Jesus mit seiner Erzählung eine Androhung bringt. Er wendet sich an seine jüdischen Mitgläubigen; er ruft sie auf, die Einladung Gottes nicht zu verpassen und das angebotene Heil des Himmels, das im Bild des Festmahls dargestellt wird, jetzt zu ergreifen und die Chance der Einladung nicht zu verpassen.So wie die Erzählung durch Mt bearbeitet ist, wird ein „Abriss der Heilsgeschichte“ vorgelegt,ausgehend vom Auftreten der Propheten des Alten Bundes über die Zerstörung Jerusalems bis hin zum Jüngsten Gericht.Es ist klar, der Gastgeber ist ein König und damit ist Gott gemeint, der seinem Sohn, für uns Jesus Christus, die Hochzeit, also das himmlische Mahl bereitet. Zu diesem laden seine Knechte, die
Propheten und die Apostel ein.

Die bevorzugten Gäste sind zunächst alle aus dem Volk Israel. Doch weil sie sich nicht um die Einladung kümmern, die Botschaft Gottes also ablehnen, ja sogar die Boten misshandeln und töten, damit sind die atl. und ntl. Martyrer gemeint, lässt der König, also Gott die „Stadt der Mörder“, damit ist Jerusalem gemeint, in Schutt und Asche legen (und das ist ja wirklich passiert, im Jahre 70
n. Chr. durch die Römer).Die erneute Einladung ergeht an beliebige Gäste an den Enden der Straßen, damit sind nun die
Heiden gemeint, denn die ersten Christen beginnen ja nun auch mit der Heidenmission. Unter diesen Heiden gibt es aber Böse und Gute, die geladen werden. Im Hochzeitssaal stellt sich dann heraus, dass einer der Gäste kein Hochzeitsgewand angelegt hat,
also unwürdig eingetreten ist. Er wird, an Händen und Füßen gefesselt, in die äußerste Finsternis hinausgeworfen; dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen, er wird sich also mit Selbstvorwürfen zugrunde richten. Diese dramatische Verwerfung Israels, die Mt in dieser Erzählung schildert, soll aber jetzt nicht in Schadenfreude münden.

Denn die Einladung Gottes geht heute an uns. Wenn wir sie übergehen, dann sind wir nicht mit dabei beim Himmlischen Mahl und selbst wenn wir der Einladung folgen, müssen wir uns auch als würdig erweisen, Denn die anschließende Episode vom Gast ohne Hochzeitskleid soll deutlich machen, dass es auch noch auf das Verhalten der Menschen, die gerufen werden, ankommt. Die Umkehr ist somit eine Voraussetzung um beim Hochzeitsmahl mit dabei zu sein.Denn nicht nur für das Volk Israel, sondern für jede christliche Gemeinde gilt das Wort Jesu: „Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden,
das die erwarteten Früchte bringt“ (Mt 21,43) oder ein weiteres Wort Jesu:„Viele nämlich sind berufen, wenige aber auserwählt“ (Mt 22,14).Somit steht das „Hochzeitskleid“ als ein reines Gewand der Schuldlosigkeit (Sach 3,3-5; Offb 3,4f.)
bzw. als Symbol für die guten Werke (Offb 19,8).So ist die Erzählung auch eine Mahnung, die ethischen Verpflichtungen nicht zu missachten. Versuchen wir also, die Warnung Jesu ernst zu nehmen, das angebotene Heil nicht zu verschmähen. Und erweisen wir uns als würdig, durch einen Glauben, der sich in guten Taten zeigt.
Amen.

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