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Ein Holzkreuz, dessen Querbalken auf der einen Seite nach unten zeigt - das war eine Besonderheit beim Misereor-Gottesdienst in der Kirche St. Laurentius in Ottelmannshausen. "Das Kreuz zeigt uns die Schieflage in der heutigen Welt deutlich an", sagte Kaplan Stefan Beetz, der ein besonderes Dankeschön an Marion Nastvogel-Schöpf vom Pfarrgemeinderat sagte, die das Kreuz von Kenny Johnson bauen ließ. Die Bauanleitung bekam sie dazu aus dem Internet von Misereor. Der Querbalken des Kreuzes ist beweglich, kann also auch die gerade Lage gebracht werden. "Vieles läuft schief in unserer Welt, das Zusammenleben unter uns Menschen ist aus dem Lot geraten, um nicht zu sagen: Unsere Welt steht Kopf", sagte der Kaplan.

Deshalb wurden beim Gottesdienst durch die Firmlinge aus Breitensee gute Vorsätze angesprochen, die als kleine Tafeln an den Balken angebracht wurden. Der Kaplan zeigte dann auf, dass durch solch mutige Vorsätze, die Schieflage des Kreuzes beseitigt werden könnte. Die Firmlinge erinnerten zum Beispiel daran, daß 842 Millionen Menschen Hunger leiden und unterernährt sind. Gleichzeitig sind eineinhalb Millionen Menschen übergewichtig. Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet auf dem Müll. Gleichzeitig stirbt alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger. Die Firmlinge schlugen vor, einen Coffee Shop zu organisieren mit fair gehandelten Getränken. Dabei sollte von der Not der Menschen berichtet werden. "Umkehren und anders leben" stand auf einem anderen Kärtchen. Es ging um die Politik und um mutige Taten und kleine Schritte, die dazu führen könnten, die Welt etwas mehr ins Gleichgewicht zu bringen.

Kaplan Stefan Beetz zeigte dann auf, daß das bewegliche Kreuz durch mutige Taten wieder in die gerade Lage zurückgeführt werden kann. In seiner Ansprache ging er auf das Evangelium des Tages ein, das "von einer Sensation berichtet: Ein Mensch, der schon vier Tage im Grab gelegen hat, wird wieder lebendig." Es ging um die Totenerweckung von Lazarus. Hier wurde die Macht Gottes sichtbar, sagte der Kaplan. "Wir sollten glauben, daß er uns zur Auferstehung führen wird und auf Gottes Macht vertrauen."  Gott sei es, der die Gräber der Hoffnungslosigkeit öffnet. Der Prediger erinnerte an die Menschen, die heute vertrieben, vernachlässigt oder ausgehungert sind. Hier stelle sich die Frage, ob es auch für sie Rettung gibt. Gott sei es auch heute, der den Menschen Lebensgeist schenkt und sie erfahren lässt, dass dort, wo alles zu Ende scheint, dennoch Zukunft möglich ist. Wichtig sei es, Jesus zu vertrauen.

Dann könnten die Menschen auch heute aufstehen aus der Ohnmacht angesichts von Armut, Gewalt, Hunger und Tod in der Welt. Kaplan Stefan Beetz: Wenn wir Gottes Macht vertrauen, wird es sogar möglich, Gärten am Rand der Wüste zu pflanzen." Ein Beispiel ist der Norden Ugandas, wo die Lebensgrundlagen durch Abholung und Überweidung zerstört schienen. Es gelte Hände und Herzen zu öffnen, Ideen und Träume zu teilen und sich zur Wehr zu setzen gegen Habgier und Rücksichtslosigkeit. In den Fürbitten wurde dann noch einmal an den Hunger in der Welt erinnert und ein Samentütchen als Symbol für nachhaltige Landwirtschaft und Hoffnung unter das Kreuz gelegt. Eine Wasserflasche als Symbol für Leben kam ebenso hinzu wie ein Schulbuch und Hefte, die auf Bildung verwiesen. Ein Spaten war das Symbol für die Anstrengung und die Landwirtschaft und schließlich legten die Firmlinge noch ein Einkaufsnetz dazu. Es verweist auf die Vernetzung und den Zusammenhalt. Das bewegliche Kreuz von Ottelmannshausen soll übrigens weiterhin im Einsatz sein, so als nächstes beim Kinderkreuzweg. Die gesangliche Mitgestaltung des Gottesdienstes hatte der Kinderchor Bad Königshofen/Merkershausen unter der Leitung von Martin Seifert übernommen.  Text: Hanns Friedrich

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