Der Diakon erinnerte an die Terrortat in einem Zug in Würzburg, an die Missachtung der Menschenwürde in einem Pflegeheim bei Bamberg, und das Attentat von Berlin. Hinzu kommen die Bilder aus dem zerbombten Aleppo, aber auch persönliche Katastrophen, schwere Erkrankung oder auch der Verlust eines lieben Menschen. All das raube den Menschen den inneren Frieden. "Jesus Christus pocht an die Tore der Welt und möchte ihr Frieden geben, doch scheint es, dass kein allgemeiner Friede möglich wäre." Dieses Zitat stammte aus dem Brief von Pater Engelmar Unzeitig, den er 1941 im Konzentrationslager Dachau geschrieben hatte. Worte, so der Diakon, die gerade heute in diese Zeit passen. Der Friede lasse in der Welt, in Politik und Wirtschaft, zwischen Bevölkerungsgruppen sowie Nationen, ja sogar in manchen Familien sehr zu wünschen übrig.
"Wir sind von einem friedvollem Miteinander weit entfernt. Da sei Weihnachten eine gute Gelegenheit den Blick neu auszurichten. Natürlich dürfe man nicht wegschauen bei all dem Schrecklichen, aber auch die Botschaft der Heiligen Nacht nicht aus dem Blick verlieren. "Jesus Christus ist Mensch geworden, um uns zu erlösen, er will unseren Blick schärfen für die göttliche Wirklichkeit." Das Kind in der Krippe werde von Propheten "Fürst des Friedens" genannt und "seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende." Worte aus der Bibel, bei denen man sich heute fragen dürfe: Wie können sie konkret werden? Die Welt scheint für Christus und seine Botschaft blind und taub geworden zu sein. "Sie hört oder will ihn nicht hören." Jeder einzelne müsse sich aber auch fragen, wie er selbst Weihnachten feiert und ob jeder bereit ist, Christus die Türe zu seinem Leben zu öffnen. Große Weltgeschehnisse könne man nicht beeinflussen, aber das Miteinander im Alltag, im Freundeskreis, Beruf und Schule, sei zu gestalten. Diakon Rudi Reuter: "Wenn wir uns in Liebe und Barmherzig begegnen, wird der Friede Christi Realität."
In der evangelischen Kirche in Bad Königshofen feierte Pfarrer Lutz Mertten den Gottesdienst in der Heiligen Nacht. Er versetzte sich und die Gläubigen in die Rolle des Herbergsvaters, der Maria und Josef abgewiesen hatte, ihnen aber den Stall zur Verfügung stellte. Schmunzelnd sagte er zu sich selbst: "Du bist mir ein schöner Herbergswirt, bist froh, wenn die Leute weiterziehen, statt bei dir unter zu kommen." Die aktuelle Flüchtlingssituation spielte wohl eine Rolle als der Pfarrer den Wirt sagen ließ: Sie kommen aus Nazareth, aus Syrien, aus Afghanistan, aus Verzweiflung, aber dafür kann ich ja nichts." Das Wort Heimat brachte der Pfarrer ins Gespräch und ließ den Wirt sich fragen, wann er sich wohl das letzte Mal daheim gefühlt hat. Er erinnert daran, dass er Panik bekam, als der Mann und die Frau bei ihm anklopfen. Er fragte sich, wie er der Zukunft dieser Menschen Raum geben könnte. Nicht in die Herberge nahm er sie auf, sondern verwies sie in den Stall zu den Tieren.
Als es wieder klopft und der Mann aus Nazareth nach einer Decke fragt ist der Wirt schon etwas unwirsch und sagt zu sich: "Na gut, man ist ja kein Unmensch, aber dann ist Schluss." Wieder klopft es und als er die Türe öffnet, schlägt ihm der Geruch von Schweiß und billigem Wein entgegen. Da ist er sich sicher: Jetzt holen sie ihre ganze versoffenen Verwandtschaft nach und nisten sich im Stall ein. Er entscheidet die Leute aus dem Stall zu vertreiben. Als er helles Licht im Stall erkennt, vermutet er, dass sie ein Feuer angezündet haben und sein Stroh verbrennen. Doch dann ist alles ganz anders: Der Mann aus Nazareth nimmt ihn bei der Hand, die Hirten nehmen ihn in die Mitte und danken ihm, denn wenn er nicht geholfen hätte, wären das Neugeborene und seine Mutter verloren gewesen. Maria umarmt ihn und legt ihm das schlafende Kind in den Arm. Und leise sagen die Hirten: Heute ist deinem Haus Heil widerfahren." Der Herbergsvater nickt und sagt: Ich weiß". In diesem Moment öffnet das Kind seine Augen und schaut ihn an. Eine Weihnachtsgeschichte, die zum Nachdenken anregte.
Der Weihnachtsgottesdienst in der evangelischen Kirche von Bad Königshofen wurde wieder vom Kirchenchor unter der Leitung von Monika Oser umrahmt. In der Stadtpfarrkirche hatte der Chor After eight die Mitternachtsmesse festlich gestaltet. In der Behinderteneinrichtung Maria Bildhausen saßen Maria und Josef an der Krippe vor dem Altar und Pater Gottfried Scheer verwies auf das Wunder der Heiligen Nacht. Weihnachtslieder prägten die Gottesdienste und natürlich am Ende das wohl bekannteste deutsche Weihnachtslied "Stille Nacht, heilige Nacht." Wenn dann in den Kirchen die Lichter ausgingen und nur noch die Kerzen leuchteten, dann war für die Kirchenbesucher ganz sicher der besondere Augenblick der Weihnacht gekommen.
Autor: Hanns Friedrich