"Ich bin dann Sankt Nikolaus." Dass auch ein Nikolaus noch unerfüllte Wünsche hat, zeigt sich dabei recht schnell, denn so ein echter Bischofsstab, das wäre sein sehnlichster Wunsch. Angefangen hat alles im Jahr 1974. Damals war Matthias Jeger gerade mal 14 Jahre jung und hatte Leonhard Hoffmann als Nikolaus erlebt. "So etwas würde ich auch gerne einmal darstellen," hatte er sich gesagt und schlüpfte für seine Familie und Verwandte erstmals in das Bischofsgewand. Damals noch recht einfach ausgestattet. Ein Atlas diente ihm als "Goldenes Buch", die Mitra war aus Pappkarton und schön mit Goldpapier beklebt, der Stab war selbst geschnitzt und die Brille, die kam vom Urgroßvater. "Die habe ich heute übrigens noch und sie hat die Sehstärke so, wie ich sie brauche," lacht Matthias Jeger.
Neben Leonhard Hoffmann war sein Lehrer, Otto Schulz, ein weiteres Vorbild für einen Nikolausdarsteller. "Otto Schulz hatte uns im Unterricht einmal zum Nikolaustag gesagt, dass man nie den bösen Nikolaus, sondern den Guten darstellen sollte." So ist es auch bis heute geblieben. Es ist der väterliche Nikolaus, den Matthias Jeger symbolisiert und damit genau den Bischof von Myra, wie man ihn aus der Legende kennt. Wie vor Jahren, so machte ihm das Darstellen des Heiligen Mannes immer noch Freude.
"Es sind die strahlenden Augen der Kinder, aber auch der älteren Menschen, die ich besuchen darf." Ein besonderes Erlebnis ist für Matthias Jeger aber immer wieder sein Besuch in der Behinderteneinrichtung Maria Bildhausen. "Das Erlebnis dort ist einfach auch für mich immer wieder beeindruckend," erzählt er, während er sich im Elisabethaspital als Nikolaus anzieht. Seine Kleidung ist eine priesterliche und so gehört das Schultertuch ebenso dazu, wie die weiße Albe, das Zinkulum, die Stola und dann natürlich der rote Chormantel. Bart und weiße Perücke kommen dazu und schließlich die Brille des Urgroßvaters. Sie ist sogar noch in dem alten Brillenetuie von damals und schon über 100 Jahre alt.
Was die Texte betrifft macht sich Matthias Jeger schon das ganze Jahr über so seine Gedanken, sammelt da etwas, liest nach oder kommt durch Zufall auf besinnliche Texte, die aber zu seinen Auftritt als Nikolaus passen. Heute hat er übrigens eine echte Mitra. "Die hat mir einmal meine Frau Maria geschenkt," sagt Jäger nicht ohne Stolz und setzt sie auf. Dann ist Sankt Nikolaus perfekt. Was noch fehlt ist das Goldene Buch, das heute natürlich längst nicht mehr der Atlas mit dem Goldpapier ist. Zum einem Bischofsdarsteller gehört natürlich ein Bischofsstab und den hat auch Matthias Jeger. Sein größter Wunsch dabei: "Ich hätte gerne einen echten Bischofsstab." Ob dieser Wunsch in Erfüllung geht?
In diesen Tagen ist Matthias Jeger wieder unterwegs und schlüpft in die Gestalten des Heiligen Nikolaus. Mit dabei hat er Markus Wachmer als Knecht Rupprecht, der einen Schlitten zieht, auf dem die Geschenke verpackt sind. Mit einer Glocke kündigte er sich bei einen Besuche, so auch im Elisabetha- und Juliusspital an, wo die Heimbewohner ihn mit dem Nikolauslied empfingen. In Gedichtform berichtet Matthias Jeger als Nikolaus dann von St. Nikolaus aus Myra und dem Kornwunder, erzählt von der Hungersnot die damals herrschte und hat noch eine besinnliche Texte dabei.
Immer wieder einmal fragt er auch die alten Menschen, wie sie denn in ihrer Kindheit Advent und Weihnachten erlebt hatten. Dann kommen die Erinnerungen an Äpfel und Nüsse ebenso wie an den kleinen Christbaum und eine stille Zeit, die sehr schön war. Schließlich gibt es die Geschenke für die Heimbewohner bevor Sankt Nikolaus den Speisesaal wieder verlässt. Weitere Auftritte waren übrigens am Freitag im Juliusspital und der Nikolaus besucht auch das Hotel Ebner oder ist dabei, wenn am Nikolaustag das geschmückte Adventsfenster in Eyershausen am Samstag Abend geöffnet wird. Text: Hanns Friedrich