Ältere Königshofener erinnern sich noch daran, als die Sternsinger noch auf der Straße sangen und speziell die Prominenten zunächst besuchten. Das war vor etwas mehr als 75 Jahren.
Der verstorbene Engelbert Weber, einst Mesner der Bad Königshofener Stadtpfarrkirche war Sternträger die Dreikönige waren Fritz Schunk, Günter Laubender und Gerhard Dippert. Den Stern borgten sich die Königshofener im zehn Kilometer entfernten Sternberg. Erst drei Jahre später bastelte sich die Jugendgruppe einen eigenen Dreikönigsstern. Der war noch bis in den 70er Jahren in Gebrauch. In den Jahren um 1960 waren es zwei Sternsingergruppen, die von den Ministranten gestellt wurden und vom damaligen Dekan und Stadtpfarrer Karl Merz bei einem Festgottesdienst ausgesandt wurden.
Diese Aussendung der Sternsinger, die gab es nach 1945 noch nicht. Der Brauch wurde von der katholischen Jugendgruppe getragen und so um Weihnachten herum machte man in einer Gruppenstunde aus, wer in diesem Jahr an Dreikönig durch die Stadt geht. „Da wurden vier Leute bestimmt und die lernten dann unter Anleitung von einem Fräulein Schineller die Texte und übten die Lieder ein“, erinnert sich Konrad Trauth. Für die Ausstattung war jeder selbst verantwortlich. Natürlich hatte man nicht die Kleider wie heute. Da genügte ein weißes Bettuch oder ein farbiger Umhang. Der Sternträger war mit einem schwarzen Mantel bekleidet. Er hatte die Möglichkeit den großen Stern, der auf einem Besenstil befestigt war, von innen mit drei brennenden Kerzen zu beleuchten. Den Königshöfern war dies aber zu gefährlich, schließlich könnte der ausgeliehene Stern bei einer falschen Bewegung Feuer fangen. Sie bastelten deshalb mit einer Batterie und Fahrradbirnchen eine eigene Beleuchtung in den Sternberger Stern und zogen so durch die Stadt.
Beim eigenen Stern, der 1950 erstmals im Einsatz war, wurde dies dann fest installiert. Mehrere Birnchen erhellten den aus Sperrholz ausgesägten Stern, der im Scherenschnitt weihnachtliche Motive zeigte. Am Griff war eine Vorrichtung angebracht, in die die Batterien gesteckt wurden. Mit einem Knopfdruck konnte man die Beleuchtung an- und wieder abschalten. Natürlich „malten“ sich die Dreikönige auch an. Die schwarze Farbe bekam König Kaspar vom Ofenruß. Damit dieser nicht in die Poren eindrang, wurden Gesicht und Hals zunächst mit Nivea creme behandelt und dann der Ruß aufgetragen.
Stationen waren am Juliusspital, in der Kellereistraße und an der Kreuzung „Kindergarten-Kloster“. Nächster Halt war am Elisabethaspital. Letzter Auftritt, nach gut einer Stunde, war am Kornstein auf dem Marktplatz. Bei Mitbürgern, die Kaspar, Balthasar oder auch Melchior hießen, gabs ein besonderes Ständchen vor dem Haus. Die wiederum dankten mit einem kleinen Geldpräsent. Wie viel kam da zusammen? Konrad Trauth lacht und meint: „Höchstens acht bis zehn Mark und die gaben wir im Pfarramt ab, sie waren für die Kirchenkasse bestimmt.“ Die Texte von damals lauteten: „Vielliebe Leut` macht auf die Herzen, wir bringen das Licht der Weihnachtskerzen...“ Gesungen wurden Lieder wie „Wachet auf...“, „Leise, leise...“ aus der Freischütz und passende Kirchenlieder. Dabei hatte die Dreikönige ein Weihrauchfass, das Schiffchen mit den Weihrauchkörnern und eine Zigarrenschachtel für die Spenden. Die war natürlich ganz mit Goldpapier beklebt.
Mitmachen durfte man bei den Dreikönigen übrigens bis zum 20. Lebensjahr. Die Sternsingergruppen, wie sie heute durch die Stadt ziehen, kamen erst nach den 50er Jahren auf. Damals war Karl Merz Stadtpfarrer von Bad Königshofen. Er führte es auch ein, dass die Sternsinger in jedes Haus gingen und, so wie heute noch, den Segen Gottes für das neue Jahr überbringen. Auch zu dieser Zeit wurden am Abend zuvor noch diejenigen besucht die Kaspar, Balthasar oder Melchior hießen. Kaspar, hieß zum Beispiel der damalige Bürgermeister von Bad Königshofen, Kaspar Lurz.
In diesem Jahr sind insgesamt elf Sternsingergruppen unterwegs weiß Emilia Zeit, Oberministrantin der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Wer von den Sternsingern besucht werden möchte, kann sich in eine Liste eintragen, die in der Stadtpfarrkirche ausliegt. Die Aktion Dreikönigssingen steht in diesem Jahr unter dem Thema „Gemeinsam für unsere Erde – in Amazonien und weltweit.“ Dorthin fließen dann auch wieder die Spenden.
Autor: Hanns Friedrich