Aufgrund der hohen Inzidenzzahlen von mehr als 200 mussten die öffentlichen Gottesdienste in der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke abesagt werden.
In der Stadtpfarrkirche feierte Pfarrer Karl Feser mit Pfarrvikar Paul Mutume und Gemeindereferent Sebastian Krines zum zweiten Mal in der Corona Pandemie einen nichtöffentlchen Ostergottesdienst. Dabei wurden die Kerzen der Pfarreiengemeinschaft gesegnet, ebenso Osterspeisen und Osterkerzen.
Predigt Ostern Kön, 2021
Als Fake News werden Nachrichten bezeichnet, die manipulativ verbreitet werden, die etwas vortäuschen, was gar nicht stimmt. Sie verbreiten sich überwiegend im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken und anderen sozialen Medien. Es sind schlichtweg absichtlich verbreitete Falschmeldungen (wikipedia). Hätte es früher diesen Begriff gegeben, so wäre ein Opfer von Fake News Maria von Magdala gewesen. Die Evangelien überliefern, dass Jesus vor seiner Kreuzigung an Frauen seine letzten Worte richtete und es sind Frauen, an die Jesus am Ostertag seine ersten Worte richtete. Allen voran Maria von Magdala. Kein anderer wie Papst Gregor der Große (er war Papst von 590 bis 604) wusste es nun ganz genau: „Maria war voll von sämtlichen Lastern“, sie habe sich mit einer aufreizenden Frisur aufgedonnert. Woher er das wohl wusste? Und so wurde durch ihn Maria Magdalena im ganzen christlichen Mittelalter zur Hure. Dieses Zerrbild erhielt im 13. Jahrhundert durch den Bestseller »Legenda Aureum«, die »Goldene Legende«, weitere Nahrung. Dort schreibt ein französischer Dominikaner-Pater: „Nach der Himmelfahrt des Herrn gab sich Maria Magdalena aber ganz der leiblichen Wollust hin. Denn die Wollust ist allesamt eine Gesellin des Reichtums“.
Jahrhunderte später im Jahre 2016 wird Maria von Magdala von Papst Franziskus rehabilitiert. Er gibt ihr den Titel Apostelin der Apostel (es ist ein Titel, den bereits der Heilige Thomas von Aquin verwendete). Sie ist die eigentliche Osterzeugin. Und wir erleben es in der Ostererzählung aus dem Evangelium nach Johannes, die wir heute gehört haben: Die beiden Männer Petrus und Johannes rennen zum Grab. Sie schauen sich die Fakten an. Wahrscheinlich wollten sie nur prüfen, ob das, was Maria da sagte , auch stimmt. Immerhin heißt es von Johannes, dass er glaubte, doch beide verlassen das Grab und gehen nach Hause zurück. Ohne irgendwelche Konsequenzen zu ziehen. Petrus wird später im Johannes Evangelium dreimal gefragt: „Liebst du mich!“, bis er fähig ist die Liebe zum Herrn einzugestehen. Maria aber weint. Sie ist innerlich angerührt, traurig über den Verlust ihres Meisters. Sie ist diejenige, die eine liebende Beziehung zu Jesus hat, die sich im Herzen anrühren lässt. Der Auferstandene begegnet ihr auf dieser Ebene der Liebe.Er ruft sie persönlich mit Namen: „Maria!“
Und als Liebende gehen ihr die Augen auf und sie erkennt Jesus: „Rabbuni!“ - Mein Meister!
In den anderen Evangelien wird die wichtige Osterbotschaft der Auferstehung Jesu durch die Jünger als Frauen-Geschwätz abgetan. Für mich macht diese Ostererzählung deutlich:
Über Fakten, Lehre und Dogmen können wir uns verstandesmäßig eine Vorstellung von Jesus machen. Wir werden aber darüber nie eine Beziehung zu Jesus finden. Nur wer sich in Liebe Jesus nähert, der kommt mit ihm in Beziehung und wird für sich und sein Leben erkennen, was dieser Jesus wirklich bedeutet. Und damit liegen wir auf der Linie, die Jesus sein Leben lang gepredigt hat und vorgelebt hat: Gott ist Liebe. Ich bringe euch diese Liebe Gottes nahe. Nur wer sich auf diese Liebe einlässt, der wird verwandelt, der wird sein Leben ändern, der wird immer wieder die Nähe zu Jesus suchen. So denke ich, liegt heute eine Hauptaufgabe der Kirche darin, die Menschen in eine Beziehung zu Jesus zu bringen. Sie zu befähigen, in eine Liebesbeziehung mit Jesus einzutreten, um so die Liebe Gottes spüren zu dürfen im eigenen Leben. Jesus war ein aufregender Pazifist und ein aufsehenerregender Heiler. Mit seiner
Botschaft, dass Gott der Abba ist, der mütterliche Vater aller Menschen und kein Rache-, Richter- oder Strafgott, war er überzeugt, dass alle Menschen bei Gott in ihrer ewigen Heimat enden werden.
Und so war das Wichtigste für ihn nicht Gehorsam gegenüber Geboten oder Dogmen, sondern die Liebe und die Güte. Mit dieser Botschaft wurde Jesus der Verkünder einer besseren Welt oder, wie er es formulierte, der wahre Verkünder des „Reiches Gottes“. Er hat keine neuen Gebote verkündet und keine neue Religion, sondern er hat lediglich alles unter dem Blickwinkel der Liebe und der Güte Gottes gesehen. Der Abba Jesu straft nicht und rächt nicht, er versteht und liebt, er bestärkt und beruhigt und er rettet. Seine Güte umfängt uns ein Leben lang bis zum letzten Atemzug. An dieser Botschaft hat Jesus festgehalten bis in den Tod hinein. Jesus wusste unumstößlich: Ich bin geliebt, was auch immer passiert. Ich kann meinem Abba total vertrauen durch dick und dünn. Und er ist bestätigt worden. Gottes Güte lässt ihn auferstehen und so lebt er bei Gott und ist dennoch auch mitten unter uns, wenn wir das leben, was er vorgelebt hat und wenn wir jedes mal in der Messfeier sein Gedächtnis vollziehen.
Getragen von der Liebe zu ihrem Meister Jesus Christus, erfüllt Maria von Magdala seinen Auftrag und geht zu den Jüngern und verkündet: „Ich habe den Herrn gesehen!“ Wobei das Wort sehen hier mehr meint, es meint ein „erkennen“. Ich habe den Herrn durch und durch erkannt. Das wird auch deutlich dadurch, dass sich Maria, wer den Text aufmerksam liest wird es bemerkten, sich dem Herrn zweimal zuwendet. Sie wendet sich um und erkennt den Gärtner. Es ist ein äußerliches umwenden. Und nachdem der Herr sie angeredet hat: „Maria!“ Wendet sie sich ihm zu. Das ist die Innere Umkehr.
So sind wir heute aufgerufen uns in Liebe auf den Herrn einzulassen, um zu überzeugten Verkündigern in der Welt von heute zu werden. Vielleicht finden manche einen schnellen Zugang zu Jesus so wie Maria von Magdala. Andere muss der Herr vielleicht dreimal fragen: „Liebst Du mich?“, bis sie sich die Liebe zum Herrn eingestehen können.
Amen.