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Vor 60 Jahren wurde der Fasching in der Stadt aus der Taufe gehoben – Es war der damalige Dekan und Stadtpfarrer Karl Merz, der vor genau 60 Jahren zum ersten Kappenabend in den Bayerischen Hof der Familie Röckelein eingeladen hatte. Aus diesen Anfängen heraus entwickelte sich nach und nach der Fasching von Frauenbund und Kolping, der heute noch auf großes Interesse stösst. Recht schnell verlegte man die Faschingsveranstaltungen in die Kegelbahn der damaligen Gaststätte Rosenau. Und hier ging dann im wahrsten Sinn des Wortes "die Post ab." Namen wie Leonhard Hoffmann, Kilian Heusinger oder auch Gertrud Werp tauche in den Unterlagen auf. In den Jahren 1929 so kann Gustav Blum anhand eines Fotos nachweisen gab es schon einen Faschingsumzug in der Stadt.

Heute gibt es Helaurufe in der Kurstadt, einen Faschingszug,  Faschingswagen oder gar verkleidete Bürger kaum noch. Wer sollte schon auf die Idee kommen, einen Faschingszug, ähnlich derer in den kleinen Nachbarortschaften zu organisieren? Ältere Bad Königshöfer erinnern sich allerdings gerne an vergangene Zeiten, als es  noch Faschingsumzüge, ein Prinzenpaar und eine Vielzahl von Themen gab, die auf Faschingswagen dargestellt waren. Vor allem Frauenbund und Kolpingsfamilie können da mitreden, denn sie waren letztendlich diejenigen die 1953, mit dem damaligen Stadtpfarrer Karl Merz, zum ersten Kappenabend in den Bayerischen Hof einluden.In den späteren Jahren wurden die Faschingsveranstaltungen dann in die Kegelbahn der einstigen Rosenau verlegt. Heute steht dort das Ärztehaus. Hier feierte man zum Beispiel 1967 recht ausgelassen. Unter anderem machte die Geß-Anna ihrem Spitznamen alle Ehre. Bei einer Faschingsveranstaltung ritt sie nämlich auf einem lebendigen Geißbock in den Saal ein.

Leonhard Hoffmann und Kilian Heusinger waren damals die "obersten Faschingsnarren", die letztendlich dem Fasching in Königshofen "auf die Beine halfen." Blättert man in den Fotoalben des katholischen Frauenbundes, findet man zahlreiche schwarz-weiß Bilder. Unter anderem gabs sogar einmal einen Säulesmarkt in der Rosenau und dazu natürlich ein lebendes Ferkel im Korb.  Man hat sich damals schon einiges einfallen lassen und hatte auch entsprechend Zuspruch, sagen heute Mitglieder des Frauenbundes und der Kolpingsfamilie. Rückblickend erinnern sie an die ersten Kappenabenden im Bayerischen Hof. Einer der Motoren war der damalige Stadtpfarrer, Dekan Karl Merz. Es gab Büttenreden, Tänze und auch kleinere Sketche. Mehr als 120 Personen nahmen daran teil. Einige damals recht aktive Vereinsvorstände  geraten da sichtlich ins Schwärmen. Sie kramen in alten Fotoalben  und werden dort fündig, legen alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf den Tisch und in einem weiteren Album Farbfotografien aus den 70er Jahren.

Letztmals, so erinnert sich der Bad Königshöfer Josef Schober, war in der Stadt Ende der 1970er Jahre ein großer Umzug. Die Königlich priv. Schützengesellschaft war damals unter anderem mit einem Wagen beteiligt, auf dem eine Henne mit sechs großen Eiern zu finden war. „Das sollte die Eingemeindung der Stadtteile dokumentieren“, sagt Schober heute. Ein großer Umzug war es schon, fügt  Gustav Blum an, der allerdings auf die Arbeit und die Vorbereitung eines solchen Unternehmens verweist. Das sei heute kaum noch machbar. „Es hat aber schon Spaß gemacht, aus Draht die großen Eier zu formen und die Henne zu gestalten“, ergänzt Josef Schober. „Schade, daß es so etwas nicht mehr gibt“, setzt er hinzu.

Etliche Wagen und viele Fußgruppen seien durch die Stadt gezogen. Der verstorbene Kilian Heusinger war zwei Jahre lang als Faschingsprinz beim Bad Königshofener Umzug. Das Prinzenpaar fuhr damals in einer Kutsche durch die Straßen, dann auch einmal in einem Cabriolet.  Später schlossen sich Frauenbund und Kolpingfamilie zusammen und auch der Rhönklub wurde mit aktiv. Der größte Faschingszug, den Königshofen je gesehen hat, dürfte im Jahre 1929 durch die Straßen gezogen sein. Nach den Erinnerungen des Königshöfers Leonhard Hoffmanns vor einigen Jahren, wurde da sogar ein großes Flugzeug mitgezogen, die Rottach-Eisenbahn war zu sehen. Zigeunerwagen und ein Brutapparat. In den Kriegsjahren führte der Reichsarbeitsdienst einen Faschingszug für Kinder durch und vor 1968 war noch einmal die große Zeit der Bad Königshöfer Faschingsumzüge.

Zurückblickend meinen viele, daß es eine schöne Zeit war. Da habe in den einzelnen Vereinen Gemeinschaftsgeist geherrscht. Zum Beispiel wurde der kleine Zoo des damaligen Landrats Dr. Karl Grünewald auf die Schippe genommen oder die veraltete  Königshofener Wasserleitung. Selbst das Müllproblem stand schon zur Debatte. Den großen Umzügen, Ende der 1970er Jahre, folgten schließlich noch kleinere für die Kinder, die vom Marktplatz zum Turnerheim führten. Allerdings schliefen diese dann auch recht bald ein. Übrig blieb eine Faschingsveranstaltung für die Kinder zu der jährlich der örtliche Rhönklub einlud. Aber auch das ist mittlerweile Vergangenheit. Schließlich übernahm der City Ring Bad Königshofen den Fasching in der Stadt und hatte sogar ein eigenes Prinzenpaar. Was geblieben ist, sind die Prunksitzungen  von Kolping und Frauenbund im großen Saal der Frankentherme. Highlights dabei waren in den vergangenen Jahren der Sirtaki von Stadtpfarrer Linus Eizenhöfer und dem damaligen Bürgermeister Clemens Behr oder die tanzenden Schotten. Text: Hanns Friedrich

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