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Traditionelll findet in den Tagen von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag das 40-Stündige Gebet in der Klosterkirche statt.

Jeweils an den drei letzten Fastnachtstagen wird dort in verschiedenen Anliegen gebetet. Der Brauch, so berichtete einst Leonhard Hoffmann, damals Vorsteher des Franziskanischen Ordens, stammt aus dem Mittelalter und wurde zu diesem Zeitpunkt in allen Klöstern durchgeführt. Dies dürfte aus dem Fastnachtstreiben herrühren, wobei die "Stundengebete als Sühne für Ausschreitungen an den Faschingstagen gedacht waren.

Schon seit Jahrhunderten pflegt die katholische Kirche eine enge Verbindung zur Fastnacht, sagt Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert. Aus alten Unterlagen geht zum Beispiel hervor, daß Papst Sixtus IV. (1471-1484) die Gehälter der Universitäts-Lektoren mit drei Prozent besteuern ließ, um Karnevalsfeiern zu finanzieren. Einen Antrag, den Karneval zu verbieten lehnte auch Benedikt XIV. (1740-1758) ab. Dies, obwohl die protestantische Praxis bewiesen hatte, daß es durchaus möglich war. Die Reformatoren hatten das vorösterliche Fasten abgeschafft und wollten daher auch nicht das vorangehende "äußerst unfromme Spektakel" dulden, wie Martin Luther es bezeichnete.

Die Katholiken hingegen hielten jedoch über die Jahrhunderte an der Fastnacht fest. In Bad Königshofen stiegen einst die Kapläne Petro Müller, heute Domvikar in Würburg, aber auch Alfred Scheller (Pfarrer der deutschen Gemeinde in Madeira) beim Kolping- und Frauenbund-Fasching im Kurzentrum in die Bütt. Auch die damalige Gemeindereferentin, Renate Baumann, war für Fasching aufgeschlossen. Die Auftritte von Linus Eizenhöfer und Bürgermeister Clemens Behr, Pfarrer Karl Feser und Kaplan Stefan Beetz sind legendär und gehörten zu den Höhepunkten der einstigen Bad Königshofener Fastnacht.

Variantenreich ist übrigens die Herleitung des Wortes Karneval: "Domenica ante carnes tollendas" nannte die Kirche früher den "Sonntag vor der Fleischenthaltung". Die italienische Kurzfassung davon ist "carne vale" und bedeutet "Fleisch lebe wohl". Leicht ist die Herleitung des Wortes "Fastnacht": Es meint die Nacht vor dem Fasten. Gastmähler, Trinkgelage, Reiterspiele und Tänze gehörten im 13. und 14. Jahrhundert zu den Fastnachtsbräuchen. Im Spätmittelalter kamen Maskenumzüge hinzu. Bedeutend für die Entwicklung närrischen Treibens war, daß die Kirche selbst --besonders in Klöstern -- das "carnelevamen", die "Fleischwegnahme", zuvor mit Festmählern und Unterhaltungen beging. Diesem Narrentreiben wurde vor mehr als 300 Jahren das Stundengebet entgegengesetzt.

Wenn der Fasching an den letzten drei Tagen seinen Höhepunkt erreicht, die Faschingswägen und Narrengruppen durch die Straßen ziehen, wird es in der Klosterkirche in Bad Königshofen ruhig.  Statt Helau wird hier vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gebetet, gesungen und gepredigt. Als die Kapuziner Anfang der 60er Jahre aus Königshofen abgezogen wurden, übernahm die Franziskanische Gemeinschaft diesen kirchlichen Brauch.

In diesem Jahr finden die Stundengebet in der Klosterkirche von Faschingssonntag bis einschließlich Aschermittwoch statt. Gastprediger Bruder Konrad Schlattmann vom Kloster Schwarzenberg spricht in seiner Predigtreihe über die Sakramente als Begegnung Gottes mit uns Menschen. „Es sind Tage des Gebets und der Besinnung unter dem Thema Begegnung Gottes mit uns Menschen!“ sagt Pastoralreferentin Alice Düchs. Die Eröffnung ist am Faschingssonntag um 10 Uhr beim Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche mit Bruder Konrad Schlattmann. Mit der Eucharistischen Aussetzung durch Pfarrer Stephan Frank um 14 Uhr beginnen am Sonntagnachmittag die Gebetsstunden. Um 15 Uhr ist jeweils die Predigt mit Bruder Konrad, gefolgt von stündlich wechselnden Gebetsstunden von 15.30 bis 16.30 mit dem sakramentalen Segen als Tagesabschluss. Der gleiche Zeitablauf ist am Rosenmontag und Faschingsdienstag. Am Aschermittwoch ist um 9 Uhr in der Klosterkirche Messfeier mit Bruder Konrad und Pfarrer Stephan Frank mit Auflegen des Aschenkreuzes und dem feierlichen sakramentalen Abschluss Segen. Damit endet dann das diesjährige „40-stündige Gebet“ in Bad Königshofen.

Autor: Hanns Friedrich

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