Früh aufstehen heißt es für die Sternträger, für Kaspar, Melchior und Balthasar, aber auch für denjenigen, der die Kasse hat. Bereits ab 8 Uhr wird es am Jugendheim und Pfarrhaus in Bad Königshofen wieder "rund gehen." Dort werden die Kinder entsprechend geschminkt: Schwarze Farbe für den Mohr und etwas rot für König Kaspar. Dann kommen die Gewänder hinzu, die natürlich ein wenig an den Orient erinnern sollen und der goldglänzende Stern darf nicht fehlen. Er wird der jeweiligen Gruppe voran getragen. Wenn dann alles soweit ist, kann der große Einzug der Sternsinger in die Kirchen erfolgen. Das Dreikönigsbrauchtum reicht übrigens bis ins Mittelalter zurück. Nachweisbar ist, daß Auguste von Sartorius, eine 15 Jährige aus reichem Haus stammend, bei Freunden und Verwandten für notleidende Kinder sammelte. Daraus entstand das "Werk der heiligen Kindheit", das spätere "Kindermissionswerk. Selbst Johann Wolfgang von Goethe wußte von den Sternsingern. Überlieferungen zufolge wurde um 1780 der Brauch als "grober Unfug" bezeichnet. Goethe gab damals aus Protest eine Variation des Sternsingerliedes bei einer höfischen Veranstaltung zum besten.
Bis heute hat sich der Brauch ausgeweitet und vor allem erhalten. In Deutschland sind am Dreikönigstag und teils schon tags zuvor rund eine halbe Million Sternsinger unterwegs. 1959 wurde die Sternsingeraktion in Deutschland dann zentral koordiniert und zwar von Aachen aus. Seitdem sammeln die Sternsinger in Deutschland jeweils für ganz besondere Hilfsprojekte. Im vergangenen Jahr gingen über 42 Millionen Euro ein, die an das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" in Aachen gehen. Heute gehen die Sternsinger von Haus zu Haus. Das war nicht immer so: Ältere Königshofener erinnern sich noch, daß in der Zeit um 1947 die drei Könige noch auf der Straße sangen und speziell die Prominenten zunächst besuchten. In den 1960er Jahren unter Dekan Karl Merz ging man in alle Häuser, wobei Bürger mit dem Namen Kaspar, Melchior oder Balthasar extra besucht wurden. Hier gab es einige in Bad Königshofen. Auch dem Pfarrer statteten die Sternsinger im Pfarrhaus ihren Besuch ab. Damals waren es dann schon zwei Sternsingergruppen, die von den Ministranten gestellt wurden.
Natürlich hatte man nicht die Kleider wie heute. Da genügte zu Anfang oftmals ein weißes Bett-Tuch oder ein farbiger Umhang. Der Sternträger trug, wie heute Ministrantenkleidung. Er hatte die Möglichkeit den großen Stern, der auf einem Besenstil befestigt war, von innen zu beleuchten: Zunächst, also um 1947, Mit drei brennenden Kerzen, später in den 1960er Jahren wurden diese durch kleine Fahrradbirnchen ersetzt. Damit die Batterie nicht zuviel Strom verbrauchte, gab es einen Kippschalter. Der Stern wurde also nur beleuchtet, wenn man zu Leuten ging. Er zeigte auf gelbem Hintergrund Scherenschnitte weihnachtliche Motive. Selbstverständlich "malten“ sich die Dreikönige auch an. Die schwarze Farbe bekam König Kaspar vom Ofenruß. Damit dieser nicht in die Poren eindrang, wurden Gesicht und Hals zunächst mit Niveacreme behandelt und dann der Ruß aufgetragen. Ein dunkles Halstuch sorgte dafür, daß die Kleider nicht schwarz wurden. Um 1947 traf man sich am Abend vor Dreikönig. Erste Station war am Juliusspital, dann im Bereich des Anwesens Wiener in der Kellereistraße und an der Kreuzung „Kindergarten-Kloster“.
Die Dreikönige gingen damals ja nicht in die Häuser, sondern sangen mitten auf der Straße. Bei Mitbürgern, die Kaspar, Balthasar oder auch Melchior hießen, gabs dann jeweils ein besonderes Ständchen vor dem Haus. Die wiederum dankten mit einem kleinen Geldpräsent. Wie viel kam da zusammen? Höchstens acht bis zehn Mark und die gaben die Sternsinger im Pfarramt ab, sie waren für die Kirchenkasse bestimmt. Vom Kloster gings dann durchs Klostergässchen in die Schottstraße zum Elisabethaspital, wo erneut Halt gemacht wurde. Dann, nach rund einer Stunde hatten es die Dreikönige schon geschafft. Letzter Auftritt war am Kornstein auf dem Marktplatz. Heute sind die Sternsingergruppen einen ganzen lang unterwegs und versuchen in dieser Zeit möglichst viele Bewohner der Stadt zu erreichen. Als Dankeschön gibt es am Abend dann im Pfarrgemeindehaus ein gemeinsames Essen. Und ab und zu, so wie um 1990 in Schönau an der Brend, da gab es dann auch einmal neue Kleider. Text: Hanns Friedrich