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Die Hagelprozession erinnert an ein schweres Unwetter in den Gemeinden Saal und Eichenhausen. Daraus entstand ein Gelübde, das bis heute Bestand hat.

Traditionen zu erhalten nannte Pfarrer Pater Silvestor bei der Hagelprozession in Wülfershausen wichtig. Wie in jeden Jahr trafen sich Wallfahrer aus Saal und Eichenhausen sowie Wülfershausen am sogenannten „Imkerkreuz und feierten hier mit Pater Silvestor einen Gottesdienst. Musikalisch umrahmten die Wülfershäuser und Saaler Musikanten die  Prozession und den Gottesdienst.  Erinnert wurde damit an das Jahr 1652 als ein schweres Unwetter über die Gemeinden Saal und Eichenhausen hereinbrach. Damals gelobten die Menschen einen Hagelfeiertag und dazu „jährlich eine Prozession mit dem Hochwürdigsten Gute .“ So kann man es in den kirchlichen Dokumenten der Pfarrei Wülfershausen nachlesen. Verfasst wurden diese 1898 von Georg Schwinger.  Damit sind es heuer genau 370 Jahre, dass die Hagelprozession nach einer Unterbrechung von zwei Jahren, bedingt durch Corona wieder auflebte.

Solche Prozessionen seien natürlich kein Zauber, der die Unwetter von den jeweiligen Ortschaften fernhält, sagte Pater Silvestor eingangs. Aber man mache sich damit bewußt, dass alles, das Wachsen und Gedeihen an Gottes Segen liegt. Deshalb bitte man bei Flur- oder Bittprozessionen Gott, seine schützende Hand über Felder und Fluren zu halten. Hagelprozessionen, wie in Wülfershausen gibt es in einigen Gemeinden. Sie werden in den  kirchlichen Unterlagen als Sonderform der Flurumgänge bezeichnet, bei denen für eine gute Ernte und das Ausbleiben von Schäden gebetet wird. Bekannt ist im kirchlichen Bereich auch das sogenannte Wetterläuten, das allerdings einst unmittelbar bei Gefahr von Unwetter ausgeführt wurde. Die Hagelprozession ist dagegen ein wiederkehrender Ritus im Jahr.

An einigen Orten, wie in dem Gemeinden Saal, Eichenhausen und  Wülfershausen ist ein Gelübde nach Hagelschaden als Ursprung für die örtliche Hagelprozession nachweisbar. Die Bezeichnungen für die Prozession sind regional unterschiedlich. In Bayern spricht man in einigen Gegenden von Schauerprozession am "Schauerfreitag". Mancherorts sind auch die Begriffe Hagelfeier oder „Prozession am Hagelfeiertag“, Feld- oder Flurprozession üblich. Schon in der Antike, sah man Unwetter in vielen Kulturen als eine Strafe der Götter an. Um es abzuwenden, suchte man durch Opferriten die überirdischen Mächte günstig zu stimmen, um gutes Wetter für gedeihliches Wachstum und eine reiche Ernte zu erbitten und Schaden von den Feldern fernzuhalten.

Gedeihliches Wetter in der Wachstumsperiode von Juni bis September entscheidet auch heute noch darüber, ob im späten Winter und im nächsten Frühjahr genügend Vorräte für Mensch und Tier vorhanden sind oder ob, wie in früheren Zeiten, Hunger und damit Krankheit, Tod und Armut zu befürchten waren. Hagelschlag konnte bis zur Gründung von Hagelversicherungen im 19. Jahrhundert den Ruin landwirtschaftlicher Betriebe und Familien bedeuten. Vielerorts ist die Hagelprozession heute eine eucharistische Wetterprozession,  bei der die Kirchengemeinde betend und singend durch die Felder zieht. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts sind etliche Hagelprozessionen aufgegeben worden, andere zu „Hagelfeiern“ in Form einer Messfeier im Freien ohne Prozession, etwa an einer Kapelle umgewandelt worden. Es ist letztendlich kirchliches Brauchtum, wonach die Bittgottesdienste, mit oder ohne Prozession, nach Möglichkeit erhalten werden sollten. Diese gibt es auch heute noch im Grabfeld und haben sich über die Jahrhunderte gehalten.

Autor: Hanns Friedrich

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