Hintergrund des ökumenischen Gottesdienstes für verwaiste Eltern, Geschwister und Großeltern ist der World-Candle-Lightning-Day, der immer in der Adventszeit stattfindet. Überall auf der Welt stellen verwaiste Eltern eine Kerze ins Fenster, so dass das Licht einmal um die Erde geht. Darauf verwiesen auch Familienseelsorgerin Evi Warnke (Bad Neustadt) und die evangelische Pfarrerin Tina Mertten (Bad Königshofen). Ihre Bitte: "Nehmen sie ihre Kerze mit nach Hause und stellen sie diese in ein Fenster." Zuvor hatten die verwaisten Eltern, Geschwister und Großeltern die Möglichkeit ihre, eigens für diesen Abend gestaltete, Kerze an der Osterkerze zu entzünden und diese dann am Altar abzustellen.. Pfarrerin Tina Mertten erwähnte die Jahreslosung der evangelischen Kirche aus dem Jesajabuch: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Der Prophet Jesaja hatte dies niedergeschrieben und er hatte wohl Menschen vor Augen, dessen Leben aus den Fugen geraten ist. Es sind verletzliche und verletzte Menschen, zu denen er spricht. Menschen in Ohnmacht, Trauer, Verlassenheit, Verzweiflung. Diesen Menschen bringt er Gottes Zusage: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Die evangelische Pfarrerin nannte diese Aussage das Versprechen eines Gottes, der selbst das Dunkel erfahren hatte, in das manche Menschen das Leben wirft. Ein Gott, der weiß, wovon er redet, "der weiß, wie nötig wir seinen Trost haben." Dieser Gott bleibe den Menschen nicht fern, sondern kommt ganz nah. Wie eine Mutter. Wie ein Vater. Er will uns trösten. Die Pfarrerin bat die Gläubigen auf ihr Leben, in ihre Kinderzeit zu blicken, als sie von Vater oder Mutter getröstet wurden. Sie sollten aber auch daran denken, wie sie selbst ihr Kind, um das sie nun trauern, getröstet haben. Sie sollten wissen, dass dieses Kind in Gott geborgen ist. Trost, so Tina Mertten, sehe für jeden Menschen anders aus. Wichtig sei es aber, an Gott auch in solchen schweren Situationen fest zu halten, "auch wenn wir ihn nicht verstehen."
Für jeden Menschen sehe Trost sicher anders aus. Auch der Trost Gottes hat viele Gesichter. "Ich stelle mir vor, dass dazugehört, dass wir an ihm festhalten können, auch wenn wir ihn nicht verstehen, selbst, wenn wir gegen ihn aufbegehren, ihm am liebsten alles vor die Füße werfen würden." Hier gelte es auf seine Zusage zu vertrauen, dass er die Menschen hält in all ihrer Not, Wut, Trauer, Verlassenheit und Verzweiflung. Diese Zusage gelte für Lebende und Tote. Das bedeute, dass er ein Leben in dieser Welt und über diese Welt hinaus bereit hält. Hier gelte sein Versprechen: "Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen." Tina Mertten: Gottes Licht leuchtet in unsere dunkle Welt und macht unsere Hoffnung hell." Zum Bild auf den Kerzen, die die Gottesdienstbesucher erhalten hatten, sagte die evangelische Pfarrerin, dass dieses große und kleine Menschen zeigt, alle sehr leicht, sehr verletzlich, aber alle in einem Licht, das sie umfängt, sie einhüllt, sie geborgen sein lässt. Das zeige, dass sie alle zusammen, das Licht verbindet sie in einen Raum der Hoffnung, der Zuversicht eintaucht. Vielleicht ist sogar ein Engel dabei. Ein warmes Bild. Ein helles Bild. Ein Bild, das uns sagt: Niemand fällt aus Gottes Licht. Es ist immer da und scheint auch in unsere Dunkelheiten.
Familienseelsorgerin Evi Warnke entzündete dazu eine rote Kerze für die verwaisten Eltern und Großeltern, eine sonnengelbe Kerze für die verstorbenen Kinder. Die rote Kerze soll an das Leben erinnern, daran, wie kostbar es ist. "Wir bitten um Licht, Liebe und Trost in unserem Leben. Daneben entzündete sie eine sonnengelbe Kerze. Sie erinnert an die verstorbenen Kinder in den Familien. Evi Warnke: "Sie ist Licht für uns und für unsere Kinder. Das darf in unserem Gottesdienst seien Platz haben." Dann hat die Gläubigen die Möglichkeit "ihre Kerze" an der Osterkerze zu entzünden und diese vor oder auf den Altar zu stellen. Jeder, der diesen ökumenischen Gottesdienst mitgefeiert hatte, nahm dieses Angebot an, bekam von Pfarrerin Tina Mertten den Segen zugesprochen, von Familienseelsorgerin Evi Warnke tröstende Worte. Beide nahmen sich Zeit für die Trauernden, die in ihrem Schmerz nicht allein gelassen wurden. So war denn auch das Angebot, nach dem Gottesdienst im evangelischen Gemeindehaus noch zusammen zu sitzen, zu reden und Gedanken auszutauschen. Mit Orgel- und Gitarrenspiel war der ökumenische Gottesdienst gestaltet mit Liedern der Trauer aber auch der Hoffnung
Autor: Hanns Friedrich