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Minus sechs Grad zeigte das Thermometer, als am Sonntagmorgen um 8 Uhr Kaplan Stefan Beetz am Bildstock vor der Kirche St. Martin in Merkershausen die Palmzweige segnete und dann das Evangelium des Tages verlas. Das erinnerte an den Einzug Jesu in Jerusalem. Tradition ist es in Merkershausen, daß man am Palmsonntag einmal um die Kirche zieht. Voran das mit Palmzweigen geschmückte Kreuz mit den Fahnen, danach die Männer des Ortes Kaplan Stefan Beetz mit den Ministranten und schließlich Musikkapelle und die Frauen des Dorfes

"Singt dem König Freudenpsalmen" spielte die Merkershäuser Musikerinnen und Musiker und waren froh, daß ihre Instrumente trotz der bitteren Kälte funktionierten. Kaplan Stefan Beetz erinnerte im Gottesdienst dann daran, daß mit dem Palmsonntag die christlichen Kirchen in die Karwoche "einsteigen" und dabei an das Leiden und Sterben Jesu erinnern. Natürlich stehe der Ostertag mit der Auferstehung am Ende der sogenannten "Leidenswoche".

Zur Geschichte der Palmprozessionen

Der Palmsonntag ist in den Kirchen seit vielen Jahrhunderten Tradition. Bereits im 6. Jahrhundert wurde er gefeiert. Er erinnert an die Bibel, wo davon erzählt wird, dass viele Menschen Jesus bei seinem Einzug in die Stadt mit Palmenzweigen zujubelten. Sie riefen "Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herren, der König von Israel." Palmen wurden im Altertum als heilige Bäume verehrt. In südlichen Ländern werden deshalb am Palmsonntag Palmenzweige und Olivenzweige gesegnet. In unseren Breiten werden meist Zweige vom Buchsbaum, auch Segensbaum genannt, verwendet. Den bei diesen Umzügen mitgeführten Palmzweigen schreibt man besondere Heils- und Schutzwirkung zu.  Die Darstellung des Einzugs in Jerusalem hat bereits eine frühchristliche Tradition. Dabei wird der Einzug in Jerusalem nach dem Vorbild des Einzugs eines siegreichen römischen Kaisers gestaltet. Häufig zugleich als Einzug in das himmlische Jerusalem, quasi  als Triumphzug über Sünde und Tod. In byzantinischen Darstellungen reitet Jesus – der orientalischen Sitte entsprechend – seitlich auf dem Esel sitzend, von den Jüngern begleitet, auf das Stadttor von Jerusalem zu. Im Abendland dagegen reitet Jesus rittlings. Manchmal reitet der Eselin das Füllen hinterher.

In mittelalterlichen Kunst-Darstellungen wird eine große Volksmenge dargestellt, an die Stelle der Palmwedel, treten Palmkätzchen. Die frühesten erhaltenen, aus Holz geschnitzten Bildwerke sind um 1300 entstanden, die meisten stammen aus dem 15. Jahrhundert. Sie zeigen in der Regel Christus auf dem Esel reitend, die Rechte zum Segen erhoben – zum Beispiel bei Meister Bertram (Ende 14. Jahrhundert). Bereits seit dem 8. Jahrhundert ist der Brauch der Prozession am Palmsonntag bekannt. Am Palmsonntag werden bei der Palmweihe Palmbuschen mit Weihwasser gesegnet und in der Prozession zur Kirche als „Zeichen des Lebens und des Sieges“ mitgetragen. Tradition ist es ebenfalls, daß die gesegneten Palmzweige anschließend in den Wohnungen hinter das Kreuz gesteckt werden, wo sie ein Jahr lang bleiben. In Norddeutschland werden gesegnete Palmstöcke von den Kindern zu ihren Paten und Großeltern gebracht. Dafür bekommen sie meistens eine Kleinigkeit oder etwas Süßes geschenkt.

Besonders in der Barockzeit wurde bei Palmprozessionen oft ein Esel (später aus Holz) mit Christusfigur mitgeführt. Das war der sogenannte Palmesel. Solche gab es einst auch im Grabfeld.. Dieser Brauch wird in einigen Pfarreien mittlerweile wieder gepflegt, etwa in Mittelfranken und Oberbayern. In Tirol findet noch eine Palmprozession statt, in der eine Christusfigur auf einem Holzesel durchs Dorf gezogen wird. Eine besondere Prozession findet in Jerusalem statt. Tausende schließen sich mit Palmen und Instrumenten den Franziskanern an, und pilgern vom Ölberg durch das Löwentor in die Altstadt von Jerusalem. In der St. Anna-Kirche wird dann traditionell der Segen gespendet. Sie gehen damit den Weg, der in der Bibel beschrieben wird.

Hin und wieder gibt es auch im Landkreis Rhön-Grabfeld auch noch die Bezeichnung vom Palmesel: Das Familienmitglied, das am Palmsonntag als letztes morgens aufsteht, wird in vielen Gegenden als „Palmesel“ bezeichnet.  Text: Hanns Friedrich

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