"Ich finde es schön, dass so ein Brauch auch in unserer Gemeinde auflebt und habe mit meiner Frau Julia sofort Unterstützung zugesagt," meint der evangelische Pfarrer Florian Mucha. Schließlich ist ihm der Brauch der Sternsinger aus seinem. wie er schmunzelnd sagt, "katholischem Kernland Oberbayern" durchaus bekannt. Auch seine Frau Julia kennt den Dreikönigsbrauch und so war es für Beide selbstverständlich, dass sie den Sternsingern die Türe öffneten, als diese fragten: "Dürfen wir herein kommen?" Gemeinsam sagten die beiden Gruppen ihre Texte auf und bekamen ein Dankeschön, natürlich etwas für die Kasse und "noch was für unterwegs."
Beim Blick auf die weiße Türe am Aubstädter Pfarrhaus war für die Sternsinger klar: Da brauchen wir einen Aufkleber. Letztendlich wurde der aber nicht benötigt, weil die Familie Mucha blaue Kreide zur Verfügung hatte. Was schreibt ihr denn dann an die Türe? Das heißt "Christus segne dieses Haus und die Bewohner," kam die spontane Antwort. Im Gespräch erzählt Pfarrer Mucha, dass in der evangelischen Kirche keine Gegenstände, also auch keine Häuser, wohl aber die Menschen gesegnet werden. Deshalb habe der Segensspruch an der Haustüre des Pfarrhauses von Aubstadt auch seinen tieferen Sinn." Beide Pfarrer finden es deshalb auch gut, dass die Sternsinger den Segen Gottes in die Häuser bringen.
Bis der Dreikönigsbrauch im evangelisch geprägten Aubstadt allerdings eingeführt werden konnte, hat es schon etwas gedauert, weiß Sigrun Weigelt. Sie vertritt die katholischen Christen im Pfarrgemeinderat von Bad Königshofen. Immer wieder fragte sie an, ob es denn nicht möglich wäre, dass die Sternsinger der Pfarrei auch Aubstadt besuchen, schließlich gehöre man doch zu Pfarrei Mariä Himmelfahrt. Pfarrer Karl Feser schlug dann im vergangenen Jahr vor, dass die Aubstädter Kinder das doch selbst übernehmen könnten. Gewänder und die notwendigen Utensilien würde man zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit Susanne Werner griff Sigrun Weigelt den Vorschlag auf und Pfarrer Mucha verlas die "Suchmeldung für Sternsinger" auch bei den Abkündigungen im Gottesdienst. "Es waren letztendlich aber die ganz persönlichen Anfragen an die Kinder, die dazu führten, dass man zwei Sternsingergruppen hatte."
"Wenn Du mitmachst, dann mach ich das auch," hieß es bei den Kindern und so lernten Jonah Hepp, Xaver Schilling (Melchior), Valentin Bohn, Nils Werner (Balthasar), Finn Eppler, Rabanus Reinhard (Kaspar), Hannes und Elisa Büchs (Sternträger) ihre Texte. Warum sie mitmachen? "Wir finden es schön, den Leuten im Dorf eine Freude zu bereiten, Spenden für arme Kinder im Libanon zu sammeln und den Brauch auch hier in Aubstadt aufleben zu lassen." Außerdem sei es doch auch ein wenig Sport, denn es wird ja viel gelaufen." Natürlich wissen sie den Hintergrund des Dreikönigsbrauchs, wissen von Weihrauch, Myrre und Gold, das die Könige dem Jesuskind darbrachten. Und für den Fall der Fälle, dass es ihnen mal nicht gleich einfällt, haben sie einen Zettel, auf dem sie nachlesen können, was der Segensspruch C+M+B bedeutet. "Wir haben aber auch schon einige Male vergessen, den an die Haustüre hu schreiben," lacht Nils Werner. "Dann sind wir halt zurück und haben es nachgeholt."
Rund 800 Einwohner hat Aubstadt und ist überwiegend evangelisch. 170 Katholiken leben hier, weiß Sigrun Weigelt. Sie und Susanne Werner sind stolz auf die Kinder, die eine Idee umgesetzt haben, "denn dazu gehört auch Mut und vor allem Freizeit, die die Kinder opfern." Fürs Mittagessen gings ins evangelische Gemeindehaus, wo die Eltern ihre Sprösslinge mit Getränken und heißen Wiener Würstchen versorgten. Kurz nach 14 Uhr wurde dann zur zweiten Runde aufgebrochen. Wie zündet man jetzt eigentlich die Kohle für das Weihrauchfass an? Der Versuch die Kohle mit dem Feuerzeug anzuzünden schlug fehl. Schnell ließen sich dann aber erklären, dass es schneller geht, die Kohle über eine Kerzenflamme zu halten. "Wir können das ja nicht wissen, wir sind doch evangelisch," lacht eine Mutter und bekommt spontan von den Umstehenden Zustimmung. Wird es nächstes Jahr wieder den Sternsingerbrauch in Aubstadt geben? Einige Kinder entscheiden spontan mit einem "na freilich", andere wollen es sich erst noch überlegen. Die Aubstädter selbst nahmen den Brauch überwiegend an, wie Sigrun Weigelt und Susanne Werner sagten. Natürlich waren einige nicht zu Hause oder wollten es nicht. Aber insgesamt sei man zufrieden.
Autor: Hanns Friedrich