"Jetzt soll sich unser ganzes Herz durch Fasten und Gebet erneuern“ , „dass der Weg dieser Zeit Durchgang zur Auferstehung sei,singen wir in den Hymnen dieser Zeit“ sagt Schwester Clara Maria und stellt damit klar, worum es in der Fastenzeit geht. „Weil sich auch im Kloster manches einschleichen kann, ist gerade die Fastenzeit eine gute Gelegenheit, sich in allem, was unser Leben fordert, zu erneuern. Es ist eine Art innerer Frühjahrsputz, den wir anstreben.“ Gerade im Karmel steht das Gebet an erster Stelle und ganz besonders in der Fastenzeit. Siebenmal am Tag versammeln sich die Schwestern zum gemeinsamen Stundengebet, hinzu kommen jeweils zwei Stunden Meditation und die Mitfeier der Heiligen Messe. In den Zwischenräumen wird die Tagesarbeit erledigt, die ebenfalls in einer Haltung des Gebetes und der Sammlung verrichtet werden sollen. Es sind Haus- und Gartenarbeiten, das Herstellen von Hostien und Verzieren von Kerzen. In der Fastenzeit sind die Besuche von Kommunionkindern eine zusätzliche Aufgabe. Die Gruppen sind zum Abschluss jeweils bei einer Gebetszeit dabei.
Der Tag beginnt um 6 Uhr morgens mit dem Angelus, nach einer Stunde innerem Gebet schließen sich um 7.00 Uhr die Laudes an, danach ist der Gottesdienst angesetzt. dann gegen Erneut läutet die Glocke im Karmel um 11.15 Uhr zum Gebet. Danach ist Mittagessen. Es folgt die Erholungsstunde, bei der sich die Schwestern zwanglos unterhalten können, während sie sonst, um das immerwährende Gebet nicht zu unterbrechen, schweigen, oder nur das Notwendige reden. Dabei werden unter der Woche meist die Hostien ausgelesen oder andere einfache Arbeiten verrichtet. Anschließend folgt um 13.00 Uhr wieder eine Gebetszeit. Nach einer kurzen Mittagspause kann man sich beim Nachmittagskaffee stärken. Die Arbeit wird dann vor der Vesper beendet. Es folgen eine Stunde inneres Gebet, Abendessen und gemeinsame Erholung. Der Tag im Kloster endet um 19.30 Uhr mit der Lesehore und der Komplet. Ab 22 Uhr ist Nachtruhe angesetzt.
Was aber wird in der Fastenzeit im Karmel von Rödelmaier gekocht? Schwester Clara Maria ist die Köchin im Haus und sie sagt, dass man natürlich auf die Fastenzeit eingeht, vor allem einfache, Gerichte anbietet. "Wir müssen dabei auf unsere älteren Schwestern auch achten, die natürlich kräftiges Essen brauchen". Wichtig ist für die Schwestern im Karmel die Fastenzeit auch dahingehend, sich persönlich einzuschränken," wirft Priorin Schwester Ancilla ein. Außerdem heißt es im Kloster zu den Essenswünschen: "Wir essen, was auf den Tisch kommt." Gerade in der Fastenzeit ist da nicht viele Spielraum.
"Fasten, Gebet und Almosen geben“ sind der Dreiklang der Fastenzeit. Im Rahmen des Karmel bedeutet das: Fasten als Einüben in die innere Freiheit, Gebet als sich tiefer Festmachen in Gott, Almosen geben als Bemühen, zuerst das Gute an den Mitschwestern zu sehen und ihre Schwächen und Fehler in Liebe und Gebet. In diesem Zusammenhang spricht Schwester Clara-Maria auch die Eigenliebe der Menschen an. Der Egoismus hält alle Menschen gefangen. "Auch wir hier im Karmel möchten aus diesem Gefängnis herauskommen und nutzen dazu gerne die Fastenzeit." Der Karmel ist bekanntlich ein strenger Orden. 1978 ist die derzeitige Priorin, Schwester Ancilla eingetreten, 1990 Schwester Clara-Maria. Eine Art "Mutterhaus" gibt es übrigens nicht. Jedes Kloster ist auf sich gestellt.
Doch zurück zur Fastenzeit im Kloster. Köchin Clara-Maria blickt auf den Speiseplan, den sie zusammen stellt. Da steht zum Beispiel "Kartoffel mit Gemüse und Nachtisch" oder auch einmal nur "Nudel mit Tomantesauce". Dazu gibt es dann Nachspeise. In der Fastenzeit ist dies alles recht einfach gehalten. "Eis gibt es dann gar nicht." An den kirchlich gebotenen Fasttagen, wie Aschermittwoch oder Karfreitag sind die Mahlzeiten sehr dürftig. Hering mit Pellkartoffeln oder Kartoffelsuppe stehen dann auf den Tischen.
In den Kartagen, also von Gründonnerstagabend bis Karsamstagnacht, finden im Karmel morgens die sogenannten "Trauermetten" statt. In diesen Tagen steht dann das Leiden und Sterben Christi besonders im Mittelpunkt der Betrachtung. Dann ist noch mehr Schweigen als sonst im Karmel angesagt. Die gemeinsamen Erholungsstunden für die Schwestern, die sogenannte Rekreation, entfallen an den Kartagen. Dafür ist mehr Raum für das persönliche Gebet. "Jeder geht dann still seinen Gedanken nach im Hinblick auf das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus," sagt Priorin Schwester Ancilla. Höhepunkt ist dann die Feier der Osternacht, der Auferstehung des Herrn. Dazu will uns die Fastenzeit bereiten: Mit Christus als neue Menschen leben.
Autor: Hanns Friedrich