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Fastenpredigt Kaplan Sebastian Krems – Seltene, teils ganz private Einblicke, gab Kaplan Sebastian Krems bei seiner Fastenpredigt in der Stadtpfarrkirche Bad Königshofen. Er schilderten den Zuhörern, wie er vom Lutheraner zum Katholiken und schließlich sogar Priester wurde. Bewusst hatte er diese Einblicke zum Thema der Fastenpredigt "Die Confessio Augustana" gebracht. Wann immer sich Menschen mit den Texten anderer Konfessionen beschäftigen sei man doch von der eigenen Konfession überzeugt.

Für den Kaplan war es deshalb eine gute Gelegenheit, gerade im Reformationsgedenkjahr, sich mit den tatsächlichen Glaubensvorstellungen des eigenen Glaubens und des Glaubens der Anderen zu beschäftigen. Noch vor Jahren sei es so gut wie unmöglich gewesen, dass man, wie heute, Lieder des Reformators im Gesangbuch findet und in katholischen Gottesdiensten singt.  Der Kaplan erinnerte an das Jahr 1990, als er sich auf die Konfirmation vorbereitete. Da gehörte die Confessio Augustana, jenes Urglaubensbekenntnis der aus der Reformation hervorgegangenen lutherischen kirchlichen Gemeinschaften und Gemeinden, dazu. Damals habe er sich keine Gedanken gemacht, was Kirche ist, vor allem in Bezug zu den anderen christlichen Konfessionen. In der Oberstufe traf er auf einen Mitschüler, mit dem der damals 15-Jährige Sebastian Krems intensive Glaubensgespräche führen konnte. 1998 wechselte er nach Würzburg und stellte fest, dass evangelische Pfarrer oftmals eine Stola trugen.

Als Würzburg Zugezogener besuchte er den Würzburger Dom und erlebte einen Pontifikalgottesdienst. "Statt eines einzelnen Priesters kam der endlose Zug aus Ministranten, Seminaristen, Diakonen, einfachen Priestern, Domvikaren, Domkapitularen und dem damaligen Bischof Prof. Dr. Paul-Werner Scheele.Der Weihrauch, diese Farbenpracht, dazu das Orgelspiel und die wunderbare Predigt. Ich glaube heute, im Herzen bin ich damals konvertiert. Es hat alles gepasst."  Begeistert von den Predigten von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, beschäftigte sich Kaplan Krems mit der katholischen Religion, führte Gespräche und entschied: Ich trete zum katholischen Glauben über. "Die Familie fiel aus allen Wolken, und  meine Oma sagte zu mir: „Nun bist Du also katholisch. Hoffentlich wirst Du jetzt nicht auch noch Priester." Damals ahnte Sebastian Krems, dass dies Wirklichkeit wurde. Auf die Confessio Augustana eingehend sagte der Prediger, den Gläubigen in der Stadtpfarrkirche, dass sich zwei von insgesamt 28 Artikeln mit der Kirche beschäftigen. Überschrieben mit „Von der Kirche". Dort heißt es: „Es wird auch gelehrtet, daß alle Zeit musse ein heilige christliche Kirche sein und bleiben, welche ist die Versammlung aller Glaubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakrament lauts des Evangelii gereicht werden." Dann heißt es im Artikel 8: „Item, wiewohl die christliche Kirche eigentlich nicht anders ist dann die Versammlung aller Glaubigen und Heiligen." Da Christus die Kirche selbst eingesetzt hat, bestreite niemand ihre Sinnhaftigkeit, sagte der Kaplan den Zuhörern in der Stadtpfarrkirche.

Viele Fragen warf der Kaplan in seiner Predigt auf. Zum Beispiel: Was sollte man bei Reformen in einer Konfession berücksichtigen, das was man für wahr und richtig hält oder was der ökumenischen Bewegung keine neuen Probleme bereitet? Fragen über Fragen, die auch Kaplan Sebastian Krems nicht beantworten konnte. Der Prediger: Ich fürchte, Einigkeit unter den Christen erleben wir erst, wenn das Reich Gottes nicht mehr nur begonnen hat, sondern im Himmlischen Jerusalem vollendet ist am Ende aller Zeiten." Interessante Zahlen hatte er parat, als er sagte, dass es weltweit etwa 2,5 Milliarden Christen gibt und 42.000 Konfessionen, die sich auf Jesus Christus beziehen. Unter diesen sind 1,3 Milliarden  katholisch,  285 Millionen Orthodoxe, und etwa 35 Millionen Angehörige von Gemeinschaften, die von zentralen Lehren des Christentums abweichen, wie Mormonen und Zeugen Jehovas. Es gibt 38 Kirchen, die zur Anglikanischen Gemeinschaft gehören mit 80 Millionen Mitgliedern, 145 Kirchen, die zum Lutherischen Weltbund gehören, mit etwa 71 Millionen.  38 Kirchen, die zum Internationalen Lutherischen Rat gehören mit etwa vier Millionen Mitgliedern, 230 Kirchen mit 80 Millionen Mitgliedern, die zur Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen gehören und als neuere Entwicklung gibt es die „Weltweite Evangelische Allianz“, als Zusammenschluß der etwa 600 Millionen Evangelikalen.

Als Ausblick meinte Kaplan Sebastian Krems, dass man in kleinen Schritten vorangehen sollte, damit man in 500 Jahren nicht des 1.000 Geburtstages einer von vielen Kirchenspaltungen gedenkt, "sondern als Christinnen und Christen weltweit gemeinsam wieder die eine Kirche sind, die Christus gegründet hat: eine Taufe, ein Glaube, ein Herr." Auf Bad Königshofen und das Grabfeld bezogen, sagte Kaplan Krems, dass hier Katholiken, Lutheraner und Menoniten zusammenarbeiten, und im Laufe jeden Kirchenjahres eine ganz beachtliche Anzahl von Veranstaltungen gemeinsam auf die Beine stellen. Wichtig sei mit offenen Augen und offenem Herzen die anderen Konfessionen anzunehmen. Die Einheit der Christen müsse man nur selbst wollen und mit Leben erfüllen, ganz persönlich, in den Gemeinden, in den Konfessionen, in der ganzen Kirche, auf der ganzen Erde. Musikalisch gestaltet wurde die Fastenpredigt an der Orgel durch Ludwig Jetschke, einst Schüler der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen.

Autor: Hanns Friedrich

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