Maria Kuhn, Hauswirtschaftsleitern im Haus St. Michael, hatte man eine kompetente Ansprechpartnerin, der es selbst sichtlich Freude bereitete nach Omas Rezepten zu kochen. Sie wußte, dass Großmutter im Haushalt, was das Essen betrifft, nie etwas weg warf. "Alles wurde wieder verwertet, nicht so wie heute, wo vieles in den Abfall wandert." Da wurden alte Semmeln ebenso verwertet wie Brotreste und vor allem Kartoffeln oder auch Gelbe Rüben und Wurzelgemüse. Früher, so erzählte Maria Kuhn, brauchte man sehr viele Küchenhandtücher. Die wurden vor allem als Unterlage, oder beim Kartoffeldätscher auch als Zwischenlage genutzt. Den jungen Frauen zeigte sie, dass es heute natürlich einfacher ist, eine Folie zwischen den Teig zu legen oder anstelle eines Geschirrtuches Plastikbeutel zu nehmen.
Auch beim Servietten- oder Semmelklos benötigte die Hausfrau in früheren Zeiten Geschirrtücher. In diese wurde nämlicher der Teig eingewickelt und die lockere Masse zu einem großen Kloss geformt. Maria Kuhn: "Das Tuch wurde zuvor gebrüht und dann ausgewrungen, bevor der Kloss dort hinein gegeben wurde." Locker musste das Tuch gebunden sein, damit der Kloss auch aufgehen kann," erläuterte die Hauswirtschafterin den Teilnehmern. Auf einem Kochlöffelstil wurde das Tuch gebunden und der Klos im Tuch dann für 45 bis 60 Minuten in Salzwasser eingetaucht. Um einen Semmelklos nach Großmutters Rezept herzustellen, benötigte die Hausfrau sechs alte Semmeln, Milch, Butter, Eier, Zwiebel und durchwachsener Speck. Beim Verkosten waren sich die jungen Köchinnen einig: Gut gelungen, denn so in etwa hat es bei Oma geschmeckt."
Das war im Endeffekt ein Lob für Maria Kuhn, die solche Rezepte gerne ausprobiert. Sie sagte aber auch, dass man nie den Geschmack erreichen wird, denn die Teilnehmerinnen von früher kannten. "So manche Oma hatte noch ihre ganz speziellen Zutaten, die sie nie aufgeschrieben hat." Der Hauswirtschafterin geht es in ihrer Küche vor allem um die Resteverwertung, dann aber auch um die regionalen Zutaten, wie Kartoffel, Zwiebel, oder eben alte Semmeln, die bereits hart geworden sind. Sie wusste auch, dass Großmutter in den Wintermonaten vor allem Wurzelgemüse in der Küche verarbeitete. Eine Wurzelbrühe zum Beispiel. Sie bestand aus gelbe Rüben, Petersilienwurzeln, Sellerie, eine Stange Lauch, Zwiebel mit Schale und etwas Liebstöckel. Was gab es noch bei Omas Kochschule im Haus St. Michael in Bad Königshofen? Zum Beispiel Grießlöschen, Karoffelgemüse oder auch Rohrnudeln und auch Vanillesoße.
Eigentlich fast selbstverständlich, dass nach dem gemeinsamen Essen immer wieder die Frage aufkam, ob solch ein Kurs eine Fortsetzung findet. Ideen hatten die Teilnehmerinnen auch schon: Sauerbraten nach Omas Rezept, Linsensuppe oder auch Mehlklösse und, warum nicht, auch moderner Fingerfood einmal wieder kochen. Dass die Rezepte, die man beim Kurs in Haus St. Michael ausprobiert hatte, zu Hause nachgekocht werden, ist so gut wie sicher. "Dafür waren wir ja da und haben uns im Omas Kochkünste einführen lassen." Was die Frauen noch begeisterte waren die einfachen Mittel und Zutaten, womit leckere Gerichte schmackhaft zubereitet wurden und vor allem mit den verschiedenen Zutaten, die aus der Region kommen.
Autor: Hanns Friedrich