An die 20 Hauskrippen aus dem Grabfeld und der Rhön sind bis Sonntga nach Dreikönig in den Vitrinen der Museen Schranne zu bewundern. Anni Bömmel, Tochter von Johann Pokl, hat die Hauskrippe zur Verfügung gestellt, die ihr Vater geschnitzt hat. Von der Familie Roland Ress kommt eine weitere Krippendarstellung, die der vor einigen Jahren verstorbene Großeibstädter Bildhauer Hubert Knobling gefertigt wurde. Den Stall dazu hat Roland Ress selbst gebaut. August Bolz, einst Leiter der Holzbildhauerschule hat eine Krippendarstellung geschnitzt, die die Familie Biedermann zur Verfügung stellte und auch Rhöner Bildhauer, wie Klaus Walter oder Herbert Holzheimer sind dabei.
Weiter geht es mit einer ganz besonderen, eindrucksvollen Krippendarstellung, die Diakon Rudi Reuter selbst entworfen und gebaut hat. Die Krippe zeigt auf, wie das wäre, wenn Christus heute geboren würde. Da der Geburtsort durch eine rund neun Meter hohe Mauer getrennt ist, würden, die Hirten auf der einen Seite stehen, auf der anderen wiederum Maria und Josef, die wohl in der Menschenmenge ihr Kind zur Welt bringen müssten, die an der Mauer stehen. Stadtpfarrer a.D. Linus Eizenhöfer stellte eine seiner Krippendarstellungen zur Verfügung, ebenso Pfarrer Karl Feser und auch Hans Hälker, der eine Krippe aus Tansania unter seinem Weihnachtsbaum hat. Diesmal ist sie in den Museen Schranne zu sehen. Eine weitere Besonderheit der Ausstellung ist ganz sicher die Krippe, die Johanna Hoch dem Verein ausgeliehen hat. Sie dürfte an die 100 Jahre alt sein. Als Kind hat sie ihr Vater erworben. Johanna Hoch weiß nur, daß die Krippe selbst gebaut ist und damals schon einige Jahre alt war. Sie zeigt eine Berglandschaft mit Bäumen und Wegen, sowie die Höhle, in der die Heilige Familie zu sehen ist.
Um das Jahr 1900 dürfte eine Krippe entstanden sein, die, wegen ihrer Größe nur in Ausschnitten in den Museen Schranne zu sehen ist. Sie wurde von Adolf Friedrich gebaut. Heute ist sie im Hause Udo Hetterich und steht in diesem Jahr in einer Vitrine in den Museen Schranne. Hauskrippen aus den 1950er Jahren sind zu sehen, aber auch eine "neuere Krippe", die nämlich im Kindergarten gebastelt wurde und heute bei der Familie Düchs steht. Eine Krippe im Schuhkarton, aber auch eine weitere Krippe, die Pastoralreferentin Alice Düchs zur Verfügung stellt. Sie stammt aus der Kinderkirche Bad Königshofen. Ungewöhnliche ist ganz sicher die Darstellung der Heiligen Familie in einer Art Monstranz. Hummelfiguren-Krippe kann man ebenso betrachten, wie Miniaturkrippen aus Glas. Die Eröffnung der Ausstellung ist am heutigen Samstag um 19.30 Uhr in den Museen Schranne. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel wird die Ausstellung eröffnen. Die Krippenausstellung des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld e.V. ist zu den Öffnungszeiten der Museen Schranne Dienstag von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, sowie Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt zur Krippenausstellung ist frei. Text: Hanns Friedrich
Krippendarstellung von Erich Mutze im Pfarrhaus entdeckt
In den 1960 Jahren hat der in Königshofen im Grabfeld lebende Künstler, Erich Mutze, eine Krippendarstellung aus Keramik geformt. Sie wurde im Jahr 1973 für die Königshofener Stadtpfarrkirche erworben und ersetzte damals die fast 100 Jahre alte bisherige Krippenlandschaft. Allerdings verschwand die Mutze Krippe nach 15 Jahren wieder in der Versenkung. Im Rahmen der Ausstellung des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld "Haus- und Kirchenkrippen aus dem Grabfeld und der Rhön", die zur Zeit in den Museen Schranne zu sehen ist, hat Pfarrer Karl Feser, in einer Kiste, gut verpackt, diese Mutze-Krippe im Archiv des Pfarrhauses entdeckt und sie für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Es ist ein Kunstwerk, das zu jener Zeit, als im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils, auch die Kirchen "modernisiert" und größtenteils regelrecht ausgeräumt wurden, als Ersatz für die große Krippe in das Gotteshaus kam. Erworben hat sie der damalige Stadtpfarrer Dekan Franz-Paul Geis. Eine künstlerisch wertvolle Krippendarstellung, die allerdings bei der Bevölkerung nicht überall auf Verständnis gestoßen ist. Die Mutze-Krippe ist ein kleines, aber feines Kunstwerk, das schließlich, als Pfarrer Linus Eizenhöfer kam, wieder durch die große Krippe mit den rund 100 Jahren alten Figuren, ersetzt wurde. In einem Abstellraum hinter dem heutigen Pfarrfamilienhaus wurde die "alte Krippenlandschaft" damals im Rahmen der Umbaumaßnahmen entdeckt.
Die sogenannte "Mutze-Krippe" zeigt die Heilige Familie mit dem Jesuskind. Daneben sind natürlich Ochs und Esel, aber auch ein Schäfchen zu sehen. Hinzu kommen ein Hirte und die drei Weisen aus dem Morgenland. Erich Mutze hat außerdem Palmen gestaltet, die die Landschaft um Bethlehem symbolisieren sollen. Hinzu kommt eine künstlerisch gestaltete Feuerstelle, die aber leider zerbrochen ist. Außerdem sind drei kleine Schalen vorhanden, in die Kerzen gestellt werden konnten. Die Krippe war im rechten Seitenschiff der Stadtpfarrkirche aufgestellt, ging allerdings eines Tages in Flammen auf, weshalb sie dann wohl unter anderem im Rahmen der erneuten Umgestaltung in den 1986er Jahren aus dem Gotteshaus verschwand.
Wer aber war Erich Mutze? An ihn erinnern sich heute sicher viele nicht mehr. Einige, der älteren Generation hatten ihn aber wahrscheinlich im Gymnasium und der Mittelschule als Zeichen- und Kunstlehrer. Hier war er unter dem Kurznamen "Emu" also Erich Mutze bekannt. Erich Mutze ist 1901 in Dresden geboren, trat als 17 jähriger eine Lehre als Steindrucker an und besuchte zusätzlich Abendkurse an der Kunstgewerbeschule in Dresden. Es folgten seine Wanderjahre, die in als Steindrucker nach Halberstadt, München, Selb und schließlich nach Nürnberg führten. Hier studierte er in den Jahren von 1925 bis 1927 an der Staatsschule für angewandte Kunst Werbe und Schriftkunst und ging danach bis 1929 als Steindrucker nach Magdeburg und Braunschweig. Dort legte er im Jahr 1930 seine Meisterprüfung ab. Bis 1933 war Erich Mutze in Frankfurt tätig und absolvierte dort das Studium am Städelschen Kunstinstitut.
Hinzu kam ab 1933 das Studium an der Akademie für bildende Künste in Nürnberg. Davor absolvierte Erich Mutze zwei Semester Bildhauerei und Keramik. In den Kriegsjahren 1938 kam er als Kunsterzieher nach Bad Neustadt und wurde ein Jahr später in den Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Bad Neustadt zurück und war drei Jahre Kunsterzieher am dortigen Gymnasium. Schließlich zog er mit seiner Familie nach Königshofen im Grabfeld, wo er ein Haus in der Herbstädter Straße bewohnte. Als Kunsterzieher war er am Gymnasium tätig und zwar bis zu seinem Tod im Jahr 1966. Der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld hatte 1997 verstorbenen Künstlern eine Ausstellung gewidmet und dort auch Werke von Erich Mutze ausgestellt. In einer Würdigung des Künstlers schrieb damals Fritz Köth: "Mutze schöpfte sein künstlerisches Schaffen vor allem aus der Betrachtung der Natur. Einklang mit der Natur, der Landschaft, den Jahreszeiten und den Tieren ist in seinen Werken immer spürbar."
Erich Mutze passte in keine bekannte Stilrichtung. Zunächst bemühte er sich um eine Position zwischen Impressionismus und Expressionismus. Bei den späteren abstrakten Arbeiten sind reine formelle Kompositionen sehr selten, meist bleibt die Natur zumindest als Formzitat bestehen. Köth schreibt weiter: "Die Darstellung des Menschen kam in seinen Arbeiten kaum vor." Die breite Palette seines Schaffens wurde ergänzt durch zahlreiche Wandbilder und Reliefs, vor allem in Schulen. Diese Gemälde gingen wieder ganz auf die Vorstellungswelt des Kindes ein, so wie es heute noch teils im Bad Königshofener Gymnasium zu sehen ist. In seiner letzten Schaffensperiode war es die unmittelbare Umgebung, sein Garten, aber auch der Wechsel der Jahreszeiten, die ihn als Künstler animierten. Es war aber auch die Zeit, als sich Mutze mit der Keramik beschäftigte und so dürfte die "Mutze-Krippe" wohl aus dieser Schaffenszeit stammen. Text: Hanns Friedrich