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"Ihr Christen kommt zu loben, der Mai ist froh erwacht..." so sangen die Wallfahrer aus Merkershausen, als sie unter Glockengeläut am Montag von Pfarrvikar Paul Mutume in der Pfarrkirche St. Martin verabschiedet wurden. Damit haben im Grabfeld die Fußwallfahrten in das oberfränkische Vierzehnheiligen begonnen. Wallfahrtsführer Toni Schneider begrüßte unterwegs die Teilnehmer, die einen oft anstrengenden Fußmarsch vor sich haben. Es sei wichtig, gesund an Leib und Seele wieder nach Hause zu kommen.

 Am ersten Tag brachte man rund 40 Kilometer hinter sich und war am Abend in Sesslach. Hier wurde übernachtet, bevor am Dienstag die restlichen 20 Kilometer unter die Füße genommen wurden. Die Wallfahrer werden am Christi Himmelfahrtstag gegen Abend in Merkershausen zurück erwartet. An diesem Tag machen sich um 6 Uhr die Wallfahrer aus Eyershausen auf den Weg, in Sulzfeld geht es kurz nach  9.30 Uhr in Richtung Vierzehheiligen. Am Tag danach startet dann morgens um 4.15 Uhr die Männerwallfahrt von Bad Königshofen nach Vierzehnheiligen. Sie kommen am Sonntagabend zurück.

 Während die Merkershausener Wallfahrt schon über 100 Jahre alt, besteht die der Eyershausener, die sich am Donnerstag um 6 Uhr aufmachen genau 28 Jahre. Am gleichen Tag laufen Männer und Frauen von Sulzfeld in Richtung Vierzehnheiligen los und zwar zum 34. Mal. Seit 73. Jahren gibt es die Männerwallfahrt Bad Königshofen. Sie beginnt am Freitagmorgen um 4.30 Uhr. Die Wallfahrer kommen aus dem gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld, aber auch aus Bad Kissingen und Thüringen. Sie bewältigen an einem einzigen Tag zu Fuß die knapp 60 Kilometer lange Wegstrecke bis nach Vierzehnheiligen. Die Köngshofener Wallfahrt ist eine reine Männerwallfahrt und dürfte jedoch weit älter sein. Wallfahrtsbüchern zufolge gab es schon nach den ersten Weltkrieg erste Kriegerwallfahrten, die dann aber wieder eingeschlafen sind. Auch die jetzige Wallfahrt resultiert aus einem Gelöbnis von Kriegsteilnehmern des Zweiten Weltkrieges und begann 1946.

 Zwar sind die Sulzfelder Wallfahrer in diesem Jahr zum  33. Mal nach Vierzehnheiligen unterwegs, die Wallfahrt selbst dürfte jedoch viel Älter sein.  In Sulzfeld geht man davon aus, dass es sich sogar um eine der ältesten Wallfahrten nach Vierzehnheiligen handelt, weil Pater Dominik vor 30 Jahren schon auf das Wallfahrtsbild hinwies und es als eines der ältesten Wallfahrtsschilder bezeichnete. Damals schätzte er es auf etwa 180 Jahre, weiß Gerwin Solf aus Sulzfeld. Allerdings gibt es dafür keine schriftlichen Unterlagen. Man weiss nur, dass die Wallfahrt in den 1950er Jahren "eingeschlafen" ist und erst 1985 wieder auflebte. Motor war damals Pius Sterzinger, der an die  20 Sulzfelder um sich versammelte und die alte Wallfahrertradition fortsetzte. Das hat sich dann bis zum heutigen Tag gehalten und so werden an Christi Himmelfahrt unter Wallfahrtsführer Günter Meißner,  Frauen und Männer aus Sulzfeld, aber auch aus Dortmund, Ochsenfurt und weiteren Grabfeldgemeinden zunächst um 8.30 Uhr zu einem Gottesdienst in die Sulzfelder Kirche gehen und sich dann auf den Weg machen.

Früh aufstehen hieß es am Feiertag Christi Himmelfahrt für die Wallfahrer aus Eyershausen. Morgens um 6 Uhr war ein Gottesdienst mit Pfarrer Karl Feser bevor die Pilger sich zu Fuß auf den Weg nach Vierzehnheiligen machten. Am ersten Tag war Sesslach das Ziel, bevor es am heutigen Samstag weiter nach Vierzehnheiligen geht. Nach einem Gottesdienst fahren die Eyershausener mit dem Bus am Samstagabend zurück. Zu Hause werden sie zum Gotteshaus geleitet.

Die Reihen der pilgernden Männer bei der Fußwallfahrt von Bad Königshofen in das oberfränkische Vierzehnheiligen wollte gar kein Ende nehmen. Wieder waren mehrere hundert Wallfahrer aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld aber auch angrenzenden Ortschaften am Freitagmorgen gegen 4.30 Uhr aufgebrochen, um am gleichen  Abend ihr Ziel, die Basilika in Vierzehnheiligen, zu erreichen. Wallfahrtsführer Engelbert Brüger bat deshalb bereits in Bad Königshofen sich in Viererreihen einzuordnen. Stark besetzt waren auch die Musiker, die von den verschiedenen Ortschaften gekommen waren. Für Pfarrvikar Paul Mutume, der die Verabschiedung mit einem Gebet in der Stadtpfarrkirche vornahm, sind solche Wallfahrten beeindruckend. "Ich habe das in dieser Größenordnung noch nicht gekannt." So stand der Geistliche denn auch beim Auszug am Marktplatz, um die Pilger mit Weihwasser zu segnen . Die Bad Königshofener Männerwallfahrt dürfte bereits nach dem ersten Weltkrieg entstanden sein, ist dann jedoch wieder "eingeschlafen". Erst 1946 wurde sie von Otto Heintz, der über Jahrzehnte hinweg auch Wallfahrtsführer war, wieder ins Leben gerufen. Heute ist die Männerwallfahrt Bad Königshofen mit eine der größten, die zu Fuß nach Vierzehnheiligen führt. Traditionell werden die Wallfahrtsbilder der einzelnen Ortschaften den Wallfahrern voran getragen.

Autor: Hanns Friedrich

 

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