Schon seit einigen Wochen steht das Telefon bei Engelbert Brüger, Wallfahrtsführer der Bad Königshofener Vierzehnheiligenwallfahrt nicht mehr still. „Die Anrufer wollen wissen, ob es nun endlich wieder auf Wallfahrt geht.“
Früh aufstehen heißt es dann am Tag nach Christi Himmelfahrt, denn um 4.15 Uhr beginnt die kurze Andacht in der Stadtpfarrkirche. Danach stellen sich die bis zu 300 Männer in der Spitalstraße auf, voran die Wallfahrtsbilder der einzelnen Ortschaften. „Beim frühen Morgenlicht…“ hallt es dann durch die noch leeren Straßen von Bad Königshofen, wenn sich die Männer zum 77. Mal auf einen beschwerlichen Weg machen. Immerhin bewältigen sie an einem Tag an die 65 Kilometer zum Wallfahrtsort Vierzehnheiligen in Oberfranken. Die Besonderheiten dieser Wallfahrt? „Wir werden zum ersten Mal das volle Geläute der Basilika Vierzehnheiligen hören, bei dem wir auch ein Spende gegeben haben.“
Dass die gesamte Organisation einer solchen Wallfahrt einen enormen Zeitaufwand erfordert, erläutert Wallfahrtsführer Engelbert Brüger. Bereits im Advent letzten Jahres gab es in Vierzehnheiligen ein Treffen aller Wallfahrtsführer. Dort werden die genauen Termine besprochen und es geht um die Belegung im Diözesanhaus, aber auch darum, wann welche Wallfahrten an der Basilika eintreffen. „Es darf keine Überschneidungen geben.“ Was die Anmeldung für eine Unterkunft betrifft, übernehmen dies die Wallfahre selbst. Noch vor einigen Jahren war es so, dass man sich bei der Ankunft beeilen musste, damit man ein Zimmer bekommt und auch noch entscheiden kann, mit wem man dieses teilt. In die „heiße Phase der Vorbereitungen geht es bereits zu Beginn der Fastenzeit. Engelbert Brüger muss die untere Verkehrsbehörde am Landratsamt Bad Neustadt, ebenso informieren, wie die weiteren Landratsämter. „Wir durchqueren ja insgesamt fünf Landkreise und überall muss ich mich melden, die Zeiten und vor allem die Wegstrecke angeben.“ Hier bekommt der Wallfahrtsführer dann auch Informationen, was verkehrstechnisch von seiner Seite zu beachten ist.
Dazu gehört vor allem die Absicherung der Wallfahrt durch eigene Leute. Diese gehen dann jeweils voraus und sichern zum Beispiel die Straßen ab oder zeigen den korrekten Weg. Weiter Absprachen müssen mit den jeweiligen Kirchengemeinden getroffen werden. So auch in Bad Königshofen. Welcher Pfarrer verabschiedet uns am Freitag um 4.15 Uhr, wer hält den Gottesdienst um 6 Uhr in Untereßfeld. Es geht um die Information für das Mittagessen der Wallfahrer am Freitag in Wasmuthausen und den Aufenthalt in Seßlach sowie in Altenbanz. In diesem Jahr werden wieder einige der älteren Wallfahrer erst in Wasmuthausen dazu stoßen, weiß der Wallfahrtsführer, da sie sich die gesamte Strecke nicht mehr zutrauen. „In Wasmuthausen haben wir die Hälfte.“ Da man auf dem Rückweg am Samstag dann in Seßlach übernachtet, müssen sich die Wallfahrer ein entsprechendes Quartier suchen. Oftmals werden dabei auch Privatunterkünfte genutzt, die seit Jahren ein Zimmer für die Pilger zur Verfügung stellen. Engelbert Brüger nennt aber auch die notwendigen Lautsprecher, die in der Stadtpfarrkirche sind und von Küster Michael Löhr gewartet und die Batterien geladen werden. Ebenfalls hat man Ersatzbatterien dabei und auch die notwendigen Mikrofone. Immerhin können es bis zu 400 Männer werden, die an der Vierzehnheiligenwallfahrt teilnehmen.
Informiert werden muss Peter Ames, der seit vielen Jahrzehnten den Transport des Gepäcks übernimmt. Mittlerweile braucht er dafür zwei Anhänger an seinem Traktor. Absprachen gilt es mit Wallfahrtspfarrer Tobias Fuchs zu treffen. Der ehemaligen Sälzer Pfarrer hat die Nachfolge von Josef Treutlein angetreten. Die Zusammenstellung der Musiker liegt in den Händen von Thomas Blum, der auch für die entsprechenden Noten sorgt. Engelbert Brüger wiederum ist zuständig für das Wallfahrtsbildchen. Es beinhaltet ein Gebet und jeweils einen Bildstock oder Flurdenkmal am Wallfahrtsweg. In diesem Jahr steht es unter dem Motto „Seht Gottes Haus auf Erden“ und zeigt die Basilika Vierzehnheiligen. Dazu der Hinweis auf 250 Jahre Wallfahrtskirche. Im Laufe eines Jahres befasst sich Engelbert Brüger aber auch mit den Texten und Gebeten, die bei der Wallfahrt gesprochen werden und natürlich ist ein Erste Hilfe Set mit dabei und dazu seit Jahren der Bad Königshofener Allgemeinarzt Dr. Klaus Wehe.
An was muss ein Wallfahrtsführer noch denken? Engelbert Brüger verweist auf das Totengedenken am Kreuz bei Seßlach. Nachdem seit 2019 keine Wallfahrt mehr stattfand, hat er in den vergangenen Wochen die Namen der in dieser Zeit gestorbenen Männer zusammen getragen. Traditionell gedenkt man am Seßlacher Kreuz der Verstorbenen mit Gebeten und dem Lied vom „guten Kameraden“. Letztendlich kommt auch die Ortschaft Aub ins Gespräch, denn dort ist auf dem Rückweg ein Halt eingeplant, bevor es in Richtung Ipthausen und Bad Königshofen weiter geht. „Über Aub gehen wir deshalb, weil dies der alte Wallfahrtsweg ist, als es noch die DDR-Grenze gab und wir nicht über Thüringer Gebiet laufen konnten.“ Wie Engelbert Brüger haben auch die Wallfahrtsführer von Merkershausen, Sulzfeld und Eyershausen all diese Aufgaben vorab zu bewältigen. Ganz wichtig ist es ihnen aber, dass alle wieder gesund nach Hause zurück kommen.
Autor: Hanns Friedrich