Die meisten Bilder, die Ostern darstellen, zeichnen Jesus Christus, wie er aus dem Grab hervorkommt. Meist mit Wächter, die es durch die Wucht der Auferstehung umhaut.
Die Bilder zeichnen ein Geschehen, das außerhalb unserer Vorstellungen liegt. Und was genau geschah und wie es geschah, das können wir heute nicht mehr feststellen, denn auch das Neue Testament umschreibt das Geschehen von damals und liefert keinen klaren Bericht. Oft ist das Geschehen bereits theologisch überhöht.
Dass es Erscheinungen gab, da sind sich die Exegeten einig. Denn irgendwoher musste ein Impuls gekommen sein, sodass der „Jüngerhaufen“, der sich zerstreut hatte wieder zusammen finden konnte. Dass sich die Jünger selbst etwas zusammengereimt haben ist unwahrscheinlich. Auch wenn es damals schon den Vorwurf gab: Man habe den Leichnam entfernt und dann die Sache von der Auferstehung erzählt. Eines ist klar, die meisten Jünger gehen für ihren Glauben in den Tod und dass einer wegen eines Hirngespinstes so etwas auf sich nimmt, ist unwahrscheinlich.
Interessant ist ja auch, wie man versucht das Geschehen in Worte zu fassen. Denn wie bitte soll man ausdrücken, dass einer, der tot war, plötzlich vor einem steht. Im Deutschen stehen für das Geschehen oft die Worte: er ist auferweckt worden, er ist auferstanden. Diese Worte lehnen sich an den Schlaf des Menschen an. Wir kennen die Worte aufwecken und aufstehen. Das älteste Wort und damit die älteste Bekenntnisformel der Auferstehung, ist das griechische Wort: Ophtä (Lk 24, 34). Und das zu übersetzen ist gar nicht so einfach. Im Deutschen könnte man sagen: ist erschienen, ist sichtbar gemacht worden, er hat sich gezeigt.
So spricht auch der Apostel Paulus von Erscheinungen und davon wie vielen Jesus erschienen ist, bevor es ihn selbst getroffen hat (1Kor 15, 5-8 ). Diese Jesus Erscheinungen von damals sind einmalig, die gibt es heute so nicht mehr. Aber was es noch gibt ist, dass Jesus bzw. Gott auch heute in das Leben von Menschen eingreift. Dass er auch heute Menschen in Bewegung bringt. Und mit welcher Wucht das geschehen kann, das habe ich im eigenen Leben erfahren, als es darum ging alles hinter sich zu lassen und dem Ruf zum Priesterberuf zu folgen.
Der Ruf Gottes ergeht auch heute, wenn Menschen sich auf einen Beruf innerhalb der Kirche vorbereiten. Der Anruf Gottes ergeht, wo Menschen ihre Taufe und Firmung ernst nehmen und sich für Kirche ehrenamtlich engagieren oder aus dem Glauben heraus überzeugt handeln und dieser Anruf Gottes ist manchmal vielleicht leise und zart. Für die Kirche von heute wünsche ich mir etwas von dieser Wucht der Auferstehung, damit alte Strukturen und alte Denkmuster, die eher hinderlich geworden sind, zerbrechen.
Ich wünsche mir österliche Aufbruchstimmung und viel Heiligen Geist, damit der alte Glaube nicht im Grab verrottet, sondern weiterhin Menschen in Bewegung setzt.
Karl Feser, Pfarrer
Bad Königshofen