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Lesung im Mehrgenerationenhaus St. Michael – Schon alleine die herbstliche Dekoration, gedämpftes Licht und Kerzen auf den Tischen, signalisierten dem Besucher im Mehrgenerationenhaus St. Michael in Bad Königshofen am Sonntag einen besonderen Abend. Gut zwei Stunden, die unter dem Thema "Eine pralle Tüte Leben" standen Zu Gast war Pastoralreferent Johannes Simon (Knetzgau). Er las aus seinem Buch "Sinnzeit für Zweifler, Ungläubige und andere gute Christen" und verstand es die Zuhörer von Anfang an in seinen Bann zu schlagen. Da ging es um Helden, um Heilige, um die Liebe aber auch um Fragen wie "Was hat es mit dem Geben und Nehmen auf sich?"

Gekonnt die Einstimmung auf den Abend, als eine "Bäckerin" mit einem Korb in den Kreis trat und Tüten für den Verkauf herrichtete. "Was mag wohl in den Tüten sein, die unsere Bäckerin im Korb hat?" Eine Frage, mit der der Autor sofort die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich gezogen hatte. Untermalt wurden die vorgetragenen Geschichten durch Pianist Tobias Hümpfner und Sängerin Sophia Weinberger. Bei Livemusik von Sam Smith bis Herbert Grönemeyer wurde so die eigene Tüte Leben an diesem Abend prall gefüllt mit Musik, Rhythmus, Atmosphäre, Bildern und Gedanken.

Aus der "prallen Tüte Leben" konnten die Besucher, die in das Haus St. Michael nach Bad Königshofen gekommen waren, an disem Abend sicherlich einiges für ihren Alltag mitnehmen. Es waren die gut gewählten Ausschnitte aus dem Buch von Johannes Simon, die den einen oder anderen ganz sicher zum Nachdenken anregten. Es waren aber auch Worte, die oftmals Mut für das machten, was das Leben für jeden einzelnen mit sich bringt. Letztendlich ließ, die Musik auch wenn sie leider größtenteils englische Titel beinhaltete, die Besucher inne halten, von der Hektik des Tages abschalten und sicher ließ der eine oder andere bei den musikalischen Klängen auch die Seele baumeln.

„Verliebt sein bis in die Haarspitzen. Unter Strom stehen für andere. Im Dschungel der Vorschriften den Notausgang finden.“ Im Zusammenspiel der drei Akteure ging es um Geben und Nehmen, Helden des Alltags und die Liebe. Wie ist das mit dem Geben und Nehmen fragte der Autor und gab die Antwort damit, dass er sagte, dass Geben ganz sicher froh macht, oft auch die Welt positiv verändert. Er erwähnte die Not in der Welt, die er "ein Fass ohne Boden" nannte, das trotz vieler Hilfsorganisationen nicht in den Griff bekommen werden kann. Der Autor des Buches erinnerte an das Lied "Wenn jeder gibt, was er hat..." Allerdings müsse man beim Geben durchaus wissen und selbst entscheiden, wie weit man gehen kann.

"Jedem das Seine geben" klinge recht einfach, sei allerdings schwer um zu setzen. Letztendlich stehe jeder zwischen Geben und Nehmen. Sachverstand sei gefragt. Um Helden drehte sich die Lesung um "Helden des Alltags" aber auch um Heilige und die Frage, wie man sie erkennt? Christliche Heilige, wie Sebastian erkenne man an seinem Martyrium durch Pfeile, die Mutter Gottes durch das Kind Jesus, das sie auf dem Arm trägt, den Erzengel Michael durch sein Schwert und den Drachen. Wie aber ist es mit den Alltagshelden? Ein beeindruckendes Beispiel war die Geschichte von einem 74-Jährigen Mann, der am Fenster stand und sah, wie ein Frau auf der Strasse schwer bepackt mit Einkaufstüten zum Haus ging. Der Frau müsste man doch helfen, sagte er seiner Tochter und eilte selbst nach unten, um zu helfen. "Er wusste nicht, dass es die eigene Frau ist, den der 74-Jährige war dement."

Helden seien Menschen, die in besonderen Situationen Fähigkeiten entwickeln, die man ihnen nicht zugetraut hätte. "So musste diese Frau damit leben, dass ihr Mann, sie nicht erkannte, ihm aber trotzdem oder gerade deshalb ihre Liebe schenkte." Von Paul Grüninger einem österreichischen Polizeikommandant aus St. Gallen sprach Johannes Simon, der im Dritten Reich auf seine Art viele jüdische Mitbürger rettete, indem er ihnen zur Flucht in die Schweiz verhalf. Selbst mit dem letzten Thema an diesem Abend, der Liebe, sprach er seine Zuhörerinnen und Zuhörern aus der Seele. "In Paarbeziehungen und Freundschaften geht es um das Spiel von Nähe und Distanz. Die Heilige Schrift macht uns Mut, nicht allein zu bleiben", betonte er. Sein Fazit: "Es tut gut, wenn es ein Netzwerk gibt, von Gott und den Menschen gehalten, ein Netz, das trägt und Halt schenkt.

Beeindruckende Beispiele, die man in seinem Buch "Sinnzeit für Zweifler, Ungläubige und andere gute Christen" nachlesen kann. In dem Werk behandelt er 21 Themen, die er in seinen offenen Gottesdiensten unter dem Motto "Sinnzeit" bisher zur Sprache gebracht hat. Die Texte führen auf bemerkenswerte Weise den christlichen Glauben und das alltägliche Leben zusammen. Letztendlich drückten die Texte, die am Sonntagabend im Mehrgenerationenhaus St. Michael gelesen wurden, aus, welche Gedanken einen im Alltag bewegen, welche Antworten und Hilfe der Glaube bietet und was Johannes Simon aus seiner reichen Erfahrung als Pastoralreferent und Familienseelsorger den Menschen mitgeben kann.

Autor: Hanns Friedrich

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