"Als ich die Anfrage bekam, habe ich sofort zugesagt, weil ich das eine gute und vor allem interessante Sache fand." So sahen es auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sicher nicht alle wussten, wie viele Kilometer notwendig sind, bis ein Joghurt im Glas oder Becher in der Vitrine eines Supermarktes steht, oder dass die Kiwi aus Chile und Heidelbeeren aus Argentinien kommen. Manch einer hat dann auch bewusst einmal die Inhaltsstoffe nachgelesen, die auf solch einem Joghurtbecher zu finden sind. Kaum einer hatte dies bisher getan, denn dass dort stand, man solle den Inhalt eines Joghurts im Glas mit Plastiklöffel essen, um das Glas nicht zu beschädigen, ließ die Teilnehmer doch schmunzeln. "Das sind Vorgaben, die uns gemacht werden," fügte Marktleiter René Hirn spontan an. Der etwas andere Einkaufsbummel zum bevorstehenden Erntedankfest der Kirchen im tegut-Markt in Bad Königshofen entpuppte sich letztendlich als eine, wie Pastoralreferentin Regina Werner sagte, "Reise um die ganze Welt." Viele dieser Länder, aus denen die Früchte kommen, bekriegen sich, fügte Gemeindereferent Peter Schott und meinte dazu: Keiner Banane würde es einfallen mit dem Apfel einen Krieg anzufangen. Das haben die Früchte uns Menschen voraus. Sie liegen friedlich nebeneinander."
Vor dem tegut-Markt in Bad Königshofen erinnerte Peter Schott eingangs in seiner Begrüßung an den kommenden Sonntag, an dem das Erntedankfest in den Kirchen gefeiert wird. Die Idee des Erntedankfestes im Supermarkt liege darin, einmal zu überlegen wo eigentlich heute wirklich noch Früchte oder Gemüse geerntet wird. Nur wenige hätten einen Garten zu Hause. "Die Ernte findet also im Supermarkt statt." Den Namen tegut übersetzte Peter Schott denn auch mit "tolle Ernte groß und topp." Mit dem Einkaufswagen stellten sich die Teilnehmer vor und die Umstehenden erfuhren dabei, was der Einzelne persönlich am liebsten einkauft. "Wein, Gemüse, weiße Chips, Käse oder Süßes." Aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, aber auch aus Margetshöchheim Frickenhausen , Hofheim und Schweinfurt waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des etwas anderen Erntedankfestes gekommen.
Verschiedene Stationen im tegut Markt hatten Regina Werner und Peter Schott ausgewählt und dazu gehörte zum Beispiel die Obstabteilung. Eine Weltreise haben so manche Früchte hinter sich, bis sie zum Endverbraucher kommen. Brasilien, Südamerika, die Elfenbeinküste nannte Regina Werner und zeigte an einem Globus das jeweilige Land. Oftmals dann stauenden Gesichter bei den Umstehenden, denn sicher hatte man sich darüber noch kaum Gedanken gemacht. Regina Werner meinte dazu, dass, wenn diese Früchte erzählen könnten, sie einiges zu berichten hätten. Als Beispiel nannte sie unter anderem die Kiwi, die aus Chile kommt, Heidelbeeren aus Argentinien, Feigen aus der Türkei, Weintrauben aus Italien und die Möhren aus Deutschland. Der Gemüseabteilung wurde ein Besuch abgestattet, ebenso der Eierabteilung. Wer es bis jetzt noch nicht wusste, erfuhr an diesem Abend dass in den Hühnerfarmen die männlichen Küken aussortiert und regelrecht geschreddert werden. "Sie würden zu lange brauchen, um später als Hähnchen verkauft zu werden." Es gebe aber auch Hühnerfarmen, die die männlichen Küken leben lassen, aufziehen und sie später verkaufen. Ihnen bleibt das "Zerstückeln" erspart. Allerdings sind aus diesem Grund die Hühnereier auch etwas teuerer. Da müsse man sich schon mal fragen: Was ist mir ein Ei wert.
Weiter gings zum Tiefkühlregal. Dort nannte Peter Schott die fairen Preise für die Landwirte, erwähnte aber auch einmal die Kilometer, die ein Joghurtbecher nehmen muss, bis er endlich im Regal eines Supermarktes steht. Zur Verdeutlichung verwies er auf die Produktion des Etiketts, die Herstellung des Aludeckels, die benötigte Milch, den Plastikbecher und schließlich die Früchte, die in solch einem Joghurt verarbeitet sind. "Alles in allem kommen da schon mal 6.700 Kilometer zusammen, bis der Becher im Regal hier steht." Die Teilnehmer des "Erntedankfest im Supermarkt" bekamen dann Einkaufszettel und sollten Schokolade, Waschmittel, Brot, Reis, Wurst, Wasser, Obstkonserven oder auch Kaffee in ihren Warenkorb legen, Wichtig war es Pastoralreferentin Regina Werner und Gemeindereferent Peter Schott dabei, das sich die Teilnehmer einmal Gedanken über das jeweilige Produkt machten und es nicht achtlos in den Einkaufswagen legen. So zeige sich, dass es durchaus interessant sein kann, wenn zwei vor dem gleichen Produkt stehen, die Geschmäcker jeweils verschieden sind. "Dann kommt es zu Diskussionen und Gesprächen und genau das wollten wir," sagte Peter Schott.
Auch zur Kasse hatte sich das Vorbereitungsteam Gedanken gemacht und Peter Schott und Regina Werner fragten in die Runde:. "Wie warten Sie? Geduldig, ungeduldig?" Das Warten an der Kasse habe jedoch auch seine Vorteile, denn man könnte einmal einen Blick in den Einkaufswagen werfen, die Waren betrachten und vielleicht einmal Danke für diese Ernte im Einkaufswagen sagen. Im Abschlussgebet wurde für die reiche Ernte in den Regalen und den Einkaufswagen eines Supermarktes gedankt. Regina Werner und Peter Schott erinnerten auch an die enorme Vielfalt der angebotenen Waren in den Supermärkten. Die Menschenkette wurde angesprochen, die von der Ernte auf den Feldern irgendwo auf der Welt bis zum Supermarkt notwendig ist. Peter Schott, der dieses etwas andere Erntedankfest ausgearbeitet hat, sagte abschließend, dass man diese Veranstaltung bei ihm buchen kann (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) und zwar für das Erntedankfest im Jahr 2018. Notwendig ist dazu lediglich ein Supermarkt, der die Veranstaltung möglich macht.
Autor: Hanns Friedrich